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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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»kann ich mich jetzt auch schlafen legen.«
    »Ja, bitte tun Sie das«, sagte Desprez. Er konnte diese Frau wirklich gut leiden, sie hatte Stil, sie hatte Humor. Schade um sie.
    Lilli Steinbeck sah sich im Dunkel um. Natürlich gab es hier Ein- und Ausgänge. Damals für die Franzosen. Jetzt für die Dronten. Doch das einzige, was Lilli noch erkennen konnte, waren die mit Goldfolie umwickelten Tanks der Landefähre, die an die glühenden Elemente eines Röhrenverstärkers erinnerten. Steinbeck überlegte, daß jede Landefähre natürlich auch eine Startfähre war, wollte man auf dem Mars nicht versauern. Und wer wollte das schon?
    So verrückt die Vorstellung war, dieses Gerät sei nicht bloß ein Modell, sondern ein flugtaugliches Gerät, welches seit zwanzig Jahren darauf wartete, in Betrieb genommen zu werden, erschien es Steinbeck dennoch sinnvoll, zusammen mit Stransky hinüberzurobben, verborgen hinter toten und lebenden Dronten, um rasch die Leiter der Fähre hochzusteigen und ins Innere der Kapsel zu gelangen. Solange man noch imstande war, irgend etwas in der Dunkelheit wahrzunehmen. Natürlich würde man dort in der Falle sitzen. Aber darauf mußte erst jemand kommen. Zudem wäre es eine geschützte Falle, aus der man Stransky nicht so leicht würde herausholen können. Im Grunde ging es darum, Zeit zu gewinnen. Eine andere Option konnte Steinbeck nicht erkennen.
    Sie zog Stransky zu sich und erklärte ihm, was sie vorhabe.
    »Und Ihr Freund?« fragte Stransky und zeigte so ungefähr auf Kallimachos.
    »Lassen wir ihn schlafen. Er würde es nicht verstehen, wenn wir ihn jetzt wecken«, meinte Steinbeck, packte Stransky am Arm, zog ihn zum Boden hinunter und wies ihn an, an ihrer rechten Seite zu bleiben.
    Steinbeck und Stransky bewegten sich aus ihrer Deckung heraus und krochen – beide eine schußbereite Verlaine in Händen – hinüber zur Landeeinheit, die sie unerkannt erreichten und ebenso unerkannt, verborgen hinter einer Verschalung, die Leiter hochkletterten. Das bißchen Lärm, das sie verursachten, versandete im abendlichen Geplapper der Dronten.
    Ein gütiger Gott wollte es, daß die Einstiegluke unversperrt war. Die Türe glitt mit einer Leichtigkeit zur Seite, als befinde man sich bereits in der Schwerelosigkeit. Steinbeck und Stransky verschwanden nach drinnen.
    Wie nennt man eigentlich Astronauten in Frankreich?
    Es versteht sich, daß Desprez’ Leute bereits ihre Nachtsichtgeräte aufgesetzt hatten. Dennoch blieben Steinbeck und Stransky unentdeckt, als sie da in die Kapsel krochen. Was auch darum möglich war, weil die Dronten ständig Staub aufwirbelten. Ein roter Nebel lag in der Luft. Auch war die Sicht dank der herumstehenden Apparaturen und einer gewissen Unebenheit des Geländes eingeschränkt. Nicht zuletzt funktionierten die Nachtsichtgeräte lange nicht so perfekt, wie man meinen sollte. Das tun sie ohnedies nur im Film. Auch scheute sich Desprez’ Mannschaft, in aufrechter Haltung draufloszumarschieren. Immerhin lagen zwei ihrer Leute mit Schußverletzungen in einer Ecke, während oben auf der Insel die Leichen zweier weiterer Mitglieder auf den Abtransport warteten. So waren’s nur noch sechs. Man wollte also vorsichtig sein, hielt sich stark gebückt, verlor aber auf diese Weise die Übersicht.
    So geschah es, daß drei Leute aus der Kampftruppe, die als erste das Solarmodul erreicht hatten, hinter dem die Zielperson Stransky vermutet wurde, nichts anderes vorfanden als einen schnarchenden Mann. Einen Mann, von dem sie zwischenzeitlich wußten, wie sinnlos es war, an ihm die Feuerkraft einer Waffe zu vergeuden.
    »Desprez, hören Sie«, flüsterte Palanka in ihr Mikro, »da ist nur dieser fette Kerl und schläft. Von den anderen beiden keine Spur.«
    Desprez fluchte in der bekannten Dreifachform. Dann sagte er … nein, er wollte gerade etwas sagen, als zwischen dem Gegurre und Geschnatter der Tiere ein weiteres Geräusch durchdrang. Das Geräusch einer Düse, die langsam in Gang kam.
    »Ich kann’s nicht fassen!« rief Desprez. »Die Landeeinheit. Sie starten die Fähre.«
    So war es. Die Maschine, deren Seriennummer sich schlichterweise aus dem Geburtsdatum des ehemaligen Staatsoberhauptes François Mitterrand zusammensetzte, hatte sich in diesen zwanzig Jahren bestens gehalten. Nicht zuletzt dank deutscher Elektronik, die man aus dem ESA-Programm hatte mitgehen lassen.
    »Sofort schießen! Aber nicht auf die Tanks«, gab Desprez nach einem kurzen Moment der Verblüffung

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