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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Spezielle Züchtungen, in Anlehnung an die Modelle aus alten Tulpenbüchern. Geflammte Tulpenblüten mit einer … einer gewissen Patina. Ein hübscher Gelbstich. Jedenfalls verkaufen wir die Zwiebeln in die ganze Welt. Es gibt viele Liebhaber, überall. Auch wenn die Hysterie eine sehr viel privatere ist als etwa im siebzehnten Jahrhundert. Unser Geschäft geht dennoch gut. Unser aller Geschäft. Wir sind eine große Familie, wenn ich das sagen darf. Eine Familie, die für sich bleibt. Eine Familie von Gärtnern.«
    »Viele Behinderte haben Sie in dieser Familie«, stellte Steinbeck fest.
    »In der Tat«, sagte Antigonis, »es hat sich so ergeben. Das war nie geplant. Vor allem ist nichts daran, was man an die große Glocke hängen sollte.«
    »Dieser Ort ist eine Insel«, erklärte jetzt wieder die Dame des Hauses. »Der Sinn von Inseln ist der, daß sie abgeschnitten sind. Da geben Sie mir doch recht? Darum haben wir selten Gäste. Es werden nur die eingeladen, auf die man sich verlassen kann. Und auf Sie, Frau Steinbeck, können wir uns verlassen. Darum sind Sie hier.«
    »Zu Hause bei guten Menschen«, spottete Lilli.
    »Woher der Gram?« fragte Zoe Antigonis.
    »Ihr lieber Gemahl – und ich bin sicher, Sie wissen das – hat mir zwei üble Perverse ins Haus geschickt.«
    »Die beiden Perversen sind tot«, stellte Zoe Antigonis zufrieden fest. »Sie aber leben. Und wirken zudem ungebrochen und vital. Ich wüßte also nicht, worüber man sich beklagen sollte.«
    Steinbeck blies hörbar einen Schwall von Luft aus. Dann nahm sie die Tasse Kaffee und trank. Es war der beste Kaffee, den sie je getrunken hatte. Was natürlich eine Gemeinheit war, ihr einen solch wunderbaren Kaffee vorzusetzen. Dieser Kaffee war eine Bestechung. Pure Alchemie. Höchstwahrscheinlich wurden in diesem Areal auch Kaffeebohnen gezüchtet.
    Somit war es nicht weiter verwunderlich – die Kaffeebohnenalchemie bedenkend –, daß Zoe Antigonis jetzt meinte: »Wir wären sehr froh, Frau Steinbeck, wenn Sie und Herr Kallimachos weiter für uns tätig sein könnten. Sie wissen ja, demnächst wird wieder ein Mann erwachen und verwundert feststellen, nicht in seinem Bett zu liegen. Es wäre sehr zu wünschen, wenn wir ihn dann rasch finden und wohlbehalten nach Hause bringen.«
    »Sie glauben also auch an diese Göttergeschichte?« wunderte sich Lilli.
    »Es ist ein Bild«, erklärte Zoe. »Alles ist ein Bild. Diese Bilder helfen uns, die Orientierung zu behalten. Diese Bilder sind wie die Leintücher, die sich ein Geist überstülpt, damit wir ihn sehen können. Der Geist will ja wahrgenommen werden und sei es als ein weißes Gespenst. Dem Gespenst können wir folgen, weil wir das Leinen erkennen. Das ist der Sinn von Bildern. Es wäre jedenfalls interessant, zu erleben, was geschieht, wenn einmal eine der Spielfiguren das Spiel überlebt. Das wäre völlig neu. Das müßte Sie doch auch interessieren.«
    »Die Sache mit Stransky war erregend genug.«
    »Aber sie ist schlecht ausgegangen« erinnerte Zoe. »Zeit also, daß es einmal gut ausgeht.«
    »Apropos Zeit«, sagte Lilli. »Meine Vorgesetzten rufen nach mir. Vergessen Sie nicht, ich bin nicht frei wie Herr Kallimachos, sondern Polizistin.«
    »Ich glaube kaum, daß Ihre Polizei-Leute wissen, was sie an Ihnen haben. Wir schon.«
    Lilli konterte auf das Kompliment: »Ich habe eine Adoptivtochter, an die ich denken muß.«
    »Ihre Tochter ist erwachsen. Hören Sie auf, sich herauszureden.«
    »Das ist auch gar nicht nötig«, meinte Lilli Steinbeck, »ich kann ja einfach mit Nein antworten.«
    »Würde es etwas nützen«, erkundigte sich Frau Antigonis mit einem kleinen, dünnen Lächeln von der Art einer Injektion, »wenn wir von der Bezahlung sprechen?«
    Üblicherweise in solchen Geschichten hätte die Heldin jetzt klar ablehnen müssen. Und eigentlich wollte Lilli das auch. Aber sie überlegte. Wie hatte sie doch in der letzten Nacht zu sich selbst gesagt: Daß ihr eigentlich nur noch übrigbliebe, einen reichen Mann zu heiraten.
    Lilli setzte sich zurecht, als gehe sie daran, einen Vertrag zu zerreißen. Tat aber im Grunde genau das Gegenteil, indem sie jetzt verkündete: »Ich hätte gerne einen reichen Mann.«
    »Wie bitte?« fragte Zoe nach und hielt sich die offene Hand ans Ohr.
    Lilli erklärte, daß sie ganz gerne eine Weile nach Athen ziehen würde, nicht zuletzt um einem Freund und dessen Frau in Fragen der Kinderpflege behilflich zu sein. Daneben aber wolle sie reich heiraten.

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