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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Löchern auf meinem Bauch Anstoß erregen?«
    Als sei das eine ernstgemeinte Frage, erklärte Antigonis, daß eine Ausländerin, die sich an die Gepflogenheiten des Landes halte – also nicht unbedingt in kurzen Röcken durch die Gegend laufe, was ja in dieser Kultur schlichtweg bedeute, in der Unterwäsche auf die Straße zu gehen –, daß also eine solche kluge Frau es leichter habe als ein gleichfalls ausländischer Mann, dem bei aller Gastfreundschaft der Jemeniten gewisse Bereiche verschlossen blieben. Etwa, mit Frauen zu sprechen.
    »Ich weiß nicht«, sträubte sich Steinbeck. »Ich habe noch nie für das Arabische geschwärmt. Vom Islamischen ganz zu schweigen. Sich Gott als einen kleinen Scharfrichter denken, ist wirklich beleidigend – für Gott. Kein Wunder, daß er sich dort von allem fernhält.«
    »Ach, das ist interessant«, zeigte sich Antigonis überrascht. »Halten Sie es tatsächlich für möglich, Gott könnte irgendwo heimisch sein?«
    »Wenn, dann in einer säkularisierten Welt, die ihn nicht ständig herabwürdigt. Stellen Sie sich vor, Sie sind ein großer Mathematiker und Ihnen werden unentwegt allersimpelste Gleichungen vorgelegt. Wären Sie nicht auch lieber an einem Ort, wo zwar niemand Mathematik betreibt, dafür aber auch niemand Sie beschämt?«
    Antigonis blies Luft durch die Nase. Dann meinte er: »Egal! Sie müssen schließlich keinen Reiseführer über den Jemen schreiben. Im übrigen sollten wir uns beeilen.«
    »Ist das sicher«, fragte Steinbeck, »daß Stransky noch lebt?«
    »Wäre er bereits tot, wüßte ich es. Die andere Seite läßt sich da nie viel Zeit. Nein, noch ist unbekannt, wo genau Stransky sich aufhält. Sanaa ist kein kleines Dorf.«
    »Immerhin weiß der Schiedsrichter Bescheid.«
    »Richtig. Aber ein Schiedsrichter ist unantastbar. Sie wissen sicher, was eine rote Karte bedeutet.«
    »Sollte man vermeiden«, zeigte sich Steinbeck informiert. Und weil sie auch wußte, daß es nicht sinnvoll war, ein Zuspiel anzunehmen, wenn man hinter der gegnerischen Verteidigung stand, bewegte sie sich dorthin, wo sie stehen durfte. Sie sagte: »Gut. Ich fahre nach Sanaa.«
    »Ausgezeichnet!« freute sich Antigonis, schenkte Wein nach, griff dann in die Innentasche seines Jacketts und holte ein längliches Portemonnaie aus schwarzem Leder hervor, das er vor Steinbeck auf den Tisch legte. Steinbeck hatte gute Augen. Sie bemerkte die Umrisse des bekannten Fledermauslogos, welches in sehr dunklem Blau vor dem schwarzen Hintergrund stand.
    »Ich fand diese Comics schon immer unsäglich und widerlich«, kommentierte sie, nahm aber die Börse und verstaute sie in ihrer Handtasche. »Zuerst haben die Superhelden ausgesehen, als hätten sie allesamt Pyjamas an. Heute wiederum muß man an Sado-Maso-Kluft denken. Wie auch immer, es wirkt damals wie jetzt rigoros sexuell und rigoros unappetitlich.«
    Dr. Antigonis schwieg. Er ließ sich diesbezüglich nicht provozieren. Also ging Steinbeck zum Praktischen über und fragte: »Wann werde ich fliegen?«
    »Morgen früh. Natürlich könnte ich Sie mit einem Privatjet hinbringen lassen. Aber das wäre auffällig und darum unvernünftig. Immerhin besuchen Sie Sanaa als Touristin, nicht wahr? Sie werden über Kairo fliegen.«
    »Schade. Ich wäre gerne mal in einem Privatjet gesessen. Ich liebe Platzverschwendung«, sagte Steinbeck. »Aber noch etwas anderes. Wie konnten Sie wissen, daß ich heute abend hier sein werde?«
    »Da ging’s mir scheinbar wie Ihnen … Nein, ganz so sicher war ich mir gar nicht. Aber wären Sie nicht gekommen, hätte ich wenigstens gewußt, daß Sie für diesen Job nicht taugen. Schließlich geht es darum, flink zu sein.«
    Während er so sprach, blickte er kurz auf den vor sich hin dösenden Kallimachos und bemerkte: »Apropos. Der Mann ist unglaublich. Was haben Sie mit ihm vor?«
    »Ich möchte ihn mitnehmen. In den Jemen.«
    »Sie belieben zu scherzen.«
    »Keineswegs. Herr Kallimachos ist Detektiv. Und als solchen habe ich ihn engagiert.«
    »Aber doch wohl, weil er Grieche ist. Wenn er schon sonst nichts ist. Außerdem sagte ich ja bereits, ein Mann – selbst einer, der nicht am Stock geht – wäre im Jemen ein Hindernis.«
    »Lassen Sie das mein Problem sein. Herr Kallimachos wird mich begleiten … oder ich verzichte.«
    »Ich kann den Sinn nicht erkennen«, sagte Antigonis.
    »Also Sie sind gut! Reden groß von Sinn und treiben ein unwirkliches Spiel mit lebenden Figuren.«
    Antigonis wich aus: »Ich

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