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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Fehler mehr erlauben.«
    »Apropos Fehler«, sagte die Frau. »Unsere Verbindungsleute im Jemen behaupten, Belmonte erwischt zu haben.«
    »Was heißt erwischt?«
    »Wie es aussieht, dürfte er tot sein.«
    »Na wunderbar. Wir bezahlen diese Leute, damit sie Stransky töten, und sie töten Belmonte.«
    Nicht, daß die Frau wieder mit den Achseln zuckte, aber sie meinte: »Irrtümer kommen vor.«
    »Klar! Und irgendwann ist man dann selbst tot. Auch nur ein Irrtum.«
    Jetzt zuckte die Frau doch wieder. Desprez ließ es geschehen. Er wollte sich nicht nochmals aufregen. Er wollte die Sache in die Hand nehmen, auf daß die Irrtümer ein Ende hatten.
    Kallimachos also. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Er hatte diesen verdammten Griechen schon lange nicht mehr gesehen, war aber über dessen körperlichen Verfall informiert und wie sehr sich alle wunderten, daß ein solcher Mensch als Detektiv arbeitete. Aber was wußten die Leute schon?
    »Wenn wir auf Kallimachos stoßen«, sagte Desprez, »dann lassen Sie mich mit ihm reden. Und versuchen Sie gar nicht erst, ihn umblasen zu wollen. Man kann ihn nicht umblasen.«
    »Man kann jeden umblasen«, meinte die Frau.
    »Schon wieder ein Irrtum«, erklärte Desprez.
    »Wie Sie meinen«, verbalisierte die Frau ihr obligates Schulterzucken. Sodann berichtete sie, daß jener Informant, über den man hier in Port Louis verfüge, sich kurz zuvor telefonisch gemeldet habe. Er hätte weitere Nachrichten und warte in einem Lokal, einer Spelunke im Hafenviertel, Zur Vollendung der Welt .
    »Wer heißt so? Die Spelunke?«
    »Ja. Wollen Sie den Informanten persönlich sprechen?«
    »Oh, das wär doch ganz gut, wenn ich schon hier bin«, gab sich Desprez spöttisch und wollte wissen, was für ein Kerl das sei, auf den man sich da verlasse.
    »Ein Spatz«, äußerte die Frau. »Ein hiesiger Spatz. Klein, aber pfiffig. Ein bißchen unverschämt, wenn’s um Geld geht. Aber er kennt sich wirklich aus.«
    »Na, dann hören wir uns an, was der Spatz so pfeift.«
    Man verließ das Lokal und verteilte sich in zwei Kleinbusse, die über verdunkelte Scheiben verfügten und in denen eine angenehme Kühle herrschte. Eine Kühle, in Anbetracht derer Desprez wissen wollte, warum er von einem desolaten Taxi abgeholt worden sei. Einem Backofen von Taxi
    »Es wäre aufgefallen«, erklärte die Frau geduldig, »wenn wir Sie mit militärischen Ehren empfangen hätten.«
    »Sparen Sie sich Ihren Sarkasmus«, konterte Desprez. »Beim nächsten Mal möchte ich einen Wagen mit Klimaanlage. Von mir aus können Sie ihn als Schrottkiste tarnen, wenn es drinnen kühl und bequem ist. Haben Sie das in etwa verstanden, Mademoiselle?«
    »Meine Name ist Palanka«, sagte die Mademoiselle. Nicht, daß man sich zum ersten Mal sah.
    »Interessiert mich nicht«, antwortete Desprez. »Machen Sie Ihre Arbeit ordentlich, das genügt. Dazu brauchen Sie keinen Namen.«
    So war Desprez immer. Er hatte noch nie versucht, seinen Untergebenen sympathisch zu sein. Hatte nie versucht, sie zu motivieren. Wenn jemand motiviert war, so Desprez, brauchte man ihn nicht ständig zu streicheln. Und wenn nicht, auch gut. Die Übermotivierten starben noch schneller als die Unmotivierten. Dazwischen lag das vernünftige Mittelmaß derer, die es einfach schätzen, im Leben zu stehen anstatt im Wohnzimmer.
    Die Gegend, in die man nun gelangte, war noch häßlicher als die, aus der man gerade gekommen war. Überhaupt hatte Port Louis wenig von der Schönheit einer weltberühmten Briefmarke an sich. Weit und breit war kein Gebäude zu sehen, das an den märchenhaften Zauber eines auserwählten Postamtes erinnerte. Die Stadt hatte etwas Uneindeutiges. Ein Kaktus ohne Stacheln. Dann wieder Stacheln ohne Grund.
    Eine solche Uneindeutigkeit, ein solcher Widerspruch der Eindrücke, ergab sich erst recht, als man das Lokal Zur Vollendung der Welt erreichte. Vor der Türe lungerten junge Kreolen herum. Einige steckten trotz der Hitze in dicken Jacken, häßlichen, aufgeblähten Dingern, und trugen Turnschuhe, in die ein Wiesel oder Marder ein hübsches Nest hätte bauen können. Aber die Zeit der Wiesel und Marder würde erst noch kommen.
    Desprez haßte diese Jugendlichen, ganz gleich woher sie kamen und wozu sie sich zählten. Für ihn waren sie bloßer Dreck. Dreck, der nie sauber werden würde, weil Dreck das nicht kann. Man kann Dreck nicht waschen. Könnte man das, wäre es keiner. Nein, diese Kids waren weder verdorben noch vergiftet worden,

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