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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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versehentlich.
    Während der Informant zurücksank, erklärte er: »Der Mann, den Sie suchen, dieser Stransky, ist schon wieder auf einem Schiff. Hält ihn wohl nicht lange an Land.«
    »Welches Schiff?«
    »Die Lulu .«
    »Lulu?«
    »So ein Ding für die Forschung. Hochmodernes Gerät. Hochmoderner geht’s gar nicht mehr. Gehört den Franzosen. Aber die Deutschen hängen auch irgendwie dran. Darum kennt sich Stransky ja aus.«
    Der Informant, der im fortgesetzten Reden ein wenig an Kontur gewann, berichtete, daß Stransky mit dem Leiter einer auf Réunion gelegenen französischen Forschungseinrichtung befreundet sei, die sich aus Zoologen, Meeresbiologen, Meteorologen, Geologen und Nautikern zusammensetze. Zur Arbeit dieser Leute gehöre es auch, hin und wieder mit der Lulu in See zu stechen, meistens Richtung der französischen Territorien im Südindischen Ozean. Um dort auf ein paar gottverlassenen Inseln herumzustöbern, Proben zu nehmen, Pinguine zu zählen und die Windstärke zu messen. Oder was auch immer man da trieb.
    »Die Lulu kam gestern von Réunion und ist heute morgen ausgelaufen«, sagte der Informant. »Angeblich wird Nouvelle Amsterdam angesteuert. Aber das eigentliche Ziel ist die Île Saint Paul, neunzig Kilometer südlich von Nouvelle Amsterdam. Eine komische kleine Insel, wenn Sie mich fragen.«
    Desprez blinzelte, wie man so sagt, unmerklich. Dann fragte er: »Wieso halten Sie die Insel für komisch?«
    »Sieben Quadratkilometer. Das ist doch komisch, oder? Komisch wie Zwerghunde oder winzige Planeten oder noch winzigere Monde oder superwinzige Asteroiden. Oder diese japanischen Bäume …«
    »Schon gut. Eine kleine Insel also.«
    »Ja, eine Bonsai-Insel«, sagte der Mann, mußte aber zugeben, daß man trotz der geringen Größe der Landfläche dieses Eiland auch als etwas Mächtiges ansehen könne. Richtung Nordosten erhebe sich ein gewaltiger Krater, mit über zweihundert Meter hohen, steil aufsteigenden Wänden, wobei zum Meer hin ein ganzes Stück weggebrochen sei. Folglich stehe der Boden des Kraters unter Wasser. Eine Lagune habe sich gebildet. Eine Lagune mit heißen Quellen. Auch würden einige kleinere Nebenkrater existieren, etwa die Les Quatres Collines, die noch in Aktion seien. Selbst von Süßwasserquellen wäre schon mal die Rede gewesen. Ein, vielleicht zwei. Beziehungsweise bestehe ein derartiges Gerücht, ein Süßwassergerücht.
    Zu diesem alten Gerücht, erklärte der Informant, sei nun ein neues gekommen.
    »Und zwar?« fragte Desprez.
    »Etwas mit einem Vogel«, sagte der Mann, der Licht schluckte.
    »Geht es genauer?«
    »Es heißt, jemand hätte eine Dronte auf der Insel gesehen.«
    »Eine was?«
    »Eine Dronte. Ein Vogel, den es früher mal hier auf Mauritius und auf La Réunion gab. Ein großer Vogel, der nicht fliegen konnte. Hat nicht lang durchgehalten. Ist Ende des siebzehnten Jahrhunderts ausgestorben. Aber wie’s scheint, meldet sich der Totgeglaubte jetzt zurück. Auf Saint Paul.«
    »Ist die Insel denn bewohnt?«
    »Schon lange nicht mehr. Früher waren dort Fischer. Haben Langusten gefangen und gleich konserviert. Hundert Leute in den Dreißigerjahren. Ist aber was schiefgegangen bei denen. Sind krank oder verrückt geworden, die Leute. Wahrscheinlich beides.«
    »Wer will diese Dronte gesehen haben?«
    »Irgend so ein Weltumsegler. Na, die Normalsten sind das auch nicht.«
    »Man kann also auf der Insel landen?« erkundigte sich Desprez im Ton des Unwissenden, der er nicht war.
    »Ist zwar das meiste Steilküste, aber in die Kraterlagune kann man hineinfahren.«
    Desprez wollte wissen, wie sicher es sei, daß Stransky und sein Begleiter Vartalo an Bord der Lulu gegangen seien.
    »Wie sicher wollen Sie es denn?« fragte der Informant.
    »Sagen wir es so: Wenn Sie versuchen, mir eine Geschichte unterzujubeln, an der nur die Hälfte stimmt, und dann auch noch die falsche Hälfte, die Hälfte mit der Dronte zum Beispiel, dann werde ich meine Leute anweisen, Sie für alle Zeiten aus dem Verkehr zu ziehen. Verstehen Sie: Ich drohe Ihnen nicht mit unendlichen Schmerzen, einfach nur damit, Sie umbringen zu lassen. Ohne Aufwand. Sie sind keinen Aufwand wert. Also?«
    »Es ist, wie ich gesagt habe. Ihr Mann ist auf diesem Schiff. Und das Schiff ist unterwegs nach Saint Paul, wegen einem blöden Vogel, den es gar nicht mehr gibt.«
    »Und?« erkundigte sich Desprez. »Ist da noch etwas, das ich wissen muß?«
    »Nein, ich habe Ihnen alles erzählt. Und das ist mehr

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