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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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hast recht. Das lassen wir lieber. – Wie heißt der Croupier?«
    »Keine Ahnung.«
    »Das sollte man eigentlich herausfinden können, oder?« meinte Viola und strich Roy die Haare aus dem Gesicht. Sie mochte das, diese gewisse kükenhafte Zerrupftheit unfrisierter Männer.
    »Was willst du denn unternehmen?« fragte Roy.
    »Ich finde heraus, wie dieser Mensch heißt und wo er wohnt. Dann sehen wir weiter.«
    Das erinnerte Viola Stransky daran, daß sie zu tun hatte. Ihre Mittagspause ging vorbei. Drehbücher warteten. Und auch Roy mußte arbeiten. Bei ihm wartete ein Gemälde.
    »Laß dich nicht mit Boxerinnen ein«, riet Viola zum Abschied und küßte Roy auf seine Schramme.
    Das war ein guter Rat. Und wie jeder Rat, kam er zu spät. Der gute Rat war eine Straßenbahn im Schneesturm.

14
    Roter Planet
    »Wow!« sagte Lilli Steinbeck, als sie in den offenen Krater hineinfuhren. Das ganze Ding, so vollständig es aus Natur bestand, aus puren Kraterwänden und purer Lagune, hatte etwas Künstliches, etwas Gewolltes. Als handle es sich um den zerstörten Kessel einer mysteriösen Industrieanlage.
    Steinbeck und Kallimachos saßen im Cockpit eines Wasserflugzeuges, das nun gemächlich durch eine schmale Öffnung zwischen den beiden Sandbänken trieb. Ein halbstarker Wind kräuselte das Wasser, fönte es gewissermaßen. Es war ein schöner Tag, schön blau mit ein paar rasch dahinziehenden Wolken. Und sobald man an Land gegangen war, auch spürbar warm, wobei es wieder einmal beträchtlicher Mühe bedurfte, den schwergewichtigen Herrn Kallimachos von Bord zu hieven. Er stand sodann bis zu den Knien im Wasser, rauchte und stöhnte. Wobei gegen das Wasser nichts zu sagen war. Es wurde von warmen Quellen aufgeheizt. Ja, das war wohl der Grund, daß der wie selbstverständlich von einer Gicht geplagte Spiridon Kallimachos keine Anstalten machte, sich ans Ufer zu begeben. Er sagte zu Steinbeck: »Gehen Sie nur, ich bleibe mal eine Weile hier.«
    »Gut, wie Sie wollen«, antwortete Steinbeck und gab den beiden Piloten, die sie begleitet hatten, ein Zeichen. Die Männer stiegen zurück in ihr Flugzeug, wo sie warten sollten. Es waren ausgebildete Elitesoldaten, beinharte Typen, ganz von der Sorte, wie sie die Mannschaft des Henri Desprez vertrat und wie auch Joonas Vartalo einer war. Doch Steinbeck wollte die zwei auf der Insel nicht dabeihaben. Nicht, wenn es hart auf hart gehen würde und alles Beinharte ein Zuviel des Guten wäre. Siehe übergehende Fässer. Lilli Steinbeck gehörte ganz eindeutig zu denen, die wenig vom Nutzen »eigener Leute« hielten. Eigene Leute tendierten ständig dazu, im Weg und in der Schußbahn zu stehen. Oder sich als das Gegenteil vom dem zu erweisen, wozu sie verpflichtet worden waren. Eigene Leute neigten naturgemäß zum Verrat und zum Scheitern. Siehe Weltgeschichte.
    Es versteht sich, daß Lilli Steinbeck nun weder ein von Löchern dominiertes Cocktailkleid noch jenen schwarzen, langen Rock trug, der ein Zugeständnis an die arabische Welt gewesen war. Denn immerhin befand sie sich im Angesicht eines höchst unwegsamen Geländes. Was andererseits nicht bedeutete, daß sie nun an eins dieser James-Bond-Püppchen erinnerte, in der Art eines lebendig gewordenen Neoprenanzugs. Nein, Lilli Steinbeck trug einen perlgrauen, locker anliegenden Sportanzug, der eher häusliche Gymnastik als Bergsteigen suggerierte. Kletterschuhe freilich hatte sie schon an. Aber was für welche! Federleicht, venezianisch rot, geschwungen, gewissermaßen tief ausgeschnitten – mehr ein Flüstern als ein Schuh. Auch hatte Lilli Steinbeck nun eine Handfeuerwaffe bei sich, übrigens eine Verlaine, also eine Pistole derselben Marke, wie Georg Stransky sie in seinem Rucksack gefunden hatte. Diese Firma beherrschte neuerdings den Markt. Menschen in der ganzen Welt setzten sich und anderen damit ein Ende. Wieder so eine Sache, die jemand wie Henri Desprez anwiderte, diese Internationalisierung des Französischen. Anstatt die Welt zu beherrschen, belieferte man sie.
    Gerade als Lilli Steinbeck daran ging, sich eine Tasche umzuschnallen, donnerte von weit oben der Klang eines Schusses. Der Hall trieb wie eine Roulettekugel über die Innenseite des gefluteten Kraters. Der Schuß galt aber weder Steinbeck noch Kallimachos, sondern war jenseits der Kraterkante abgegeben worden. Weitere Detonationen folgten. Etwas spielte sich ab. Etwas Häßliches. Etwas in der Art einer Drontenjagd.
    »Wir sind zu spät«, kommentierte der im

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