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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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als daß du deine Schwestern finden willst, und
nun erzählst du mir, die Suche wäre sinnlos. Was stand überhaupt in dem Brief,
den du aus Wyoming bekommen hast?«
    »Daß Caroline verschwunden ist.
Keine sehr ermutigende Nachricht, finde ich.«
    »Vielleicht solltest du dann
persönlich hinfahren und dich informieren, was mit Caroline geschehen ist.«
    Auf diese Idee wäre Lily allein nie
gekommen. »Weißt du, wie weit das ist? Was soll aus meinen Küken werden?«
    »Was ist dir wichtiger, Lily – deine
Schwestern oder die verdammten Küken?«
    Eine schwache Hoffnung begann sich
in Lilys Herz zu regen. »Meine Schwestern natürlich«, erwiderte sie leise.
    Und nun streckte Caleb endlich die
Hände nach ihr aus und zog sie in seine Arme. »Komm mit nach Fox Chapel, Lily«,
bat er sie rauh. »Ich brauche dich dort an meiner Seite.«
    Lily schaute nachdenklich zu ihrem
Gatten auf. Er stellte die einzige Familie dar, die sie hatte, und ein Leben
ohne ihn konnte sie sich nicht mehr vorstellen. »Und wenn es mir dort nicht
gefällt?« flüsterte sie besorgt. »Wenn ich mein Haus und meine Küken so sehr
vermisse, daß ich es in Pennsylvania nicht aushalte?«
    Caleb küßte sie sehr zärtlich auf
den Mund. »Dann bringe ich dich hierher zurück.«
    »Ist das ein Versprechen?«
    »Ja.«
    »Selbst wenn du dich mit deinem
Bruder einigst und in Fox Chapel bleiben willst?«
    Caleb seufzte. »Ich habe dir doch
gesagt, daß dein Glück mir wichtiger ist als mein eigenes.«
    Obwohl Lily keine große Erfahrung
mit Männern besaß, war ihr klar, daß das eine sehr seltene Einstellung war, und
sie umarmte Caleb dankbar. »Dann wirst du sicher auch nicht böse sein, daß es
nichts anderes als Plätzchen zum Abendessen gibt.«
    Caleb lächelte, aber seine Augen
blieben ernst, als er die Hand hob und Lilys Wange streichelte. »Es tut mir
leid, daß deine Mutter nicht mehr lebt«, sagte er ruhig.
    Lily straffte ganz unbewußt die
Schultern. »Ich kannte sie kaum«, entgegnete sie flach. »Deshalb kann ich auch
nicht um sie trauern.« Sie wäre zum Haus hinübergegangen, wenn Caleb sie nicht festgehalten
hätte.
    »Doch, ich glaube, das tust du«,
sagte er.
    Sie schluckte. Nun kamen ihr doch
die Tränen – aber sie unterdrückte sie nur um so entschiedener. »Um Kathleen
Harrington zu trauern, würde bedeuten, einer Frau nachzuweinen, die es nie
gegeben hat – nämlich einer Mutter. Und eine richtige Mutter war Kathleen uns
nie.«
    Caleb ließ Lily gehen, aber er
folgte ihr in die kleine, angenehm warme Küche. Als Lily sich die Hände wusch,
um den Teig auszurollen, ging Caleb in die Speisekammer, holte Eier, Käse und
Zwiebeln und bereitete geschickt ein Omelett zu.
    »Du bist ein erstaunlicher Mann«,
bemerkte Lily.
    Caleb lächelte und sah sie mit einem
verlangenden Blick an, der ein stummer Hinweis darauf war, was er in der Nacht
mit ihr zu tun gedachte. »Und du bist eine erstaunliche Frau.«
    Als sie gegessen hatten und das
Geschirr gewaschen war, gähnte Caleb auffallend. »Es war ein langer, harter
Tag, Mrs. Halliday«, sagte er und drehte den Docht der Lampe herunter. »Laß uns
zu Bett gehen.«
    Lily errötete. »Meine Küken ...«
    Deinen Küken geht es gut«, erwiderte
Caleb achselzuckend. »Sie sind vermutlich froh, ein bißchen Ruhe vor dir zu
haben.«
    »Und wenn sich ein Kojote oder ein
Fuchs in die Hütte schleicht?«
    Caleb schob Lily am Ellbogen in das
angrenzende Schlafzimmer. »Kein vernünftiges Tier würde sich an deinem Gewehr
vorbeiwagen.«
    Als sich die Tür hinter ihnen
schloß, wurde Lily von einer so überwältigenden Scheu erfaßt, als wäre es das
erste Mal, daß sie ein Bett mit Caleb teilte. Sie kehrte ihm den Rücken zu, bevor sie ihr Kleid aufknöpfte, aber
das Quietschen der Sprungfedern veranlaßte sie, sich wieder umzudrehen.
    Caleb saß auf dem Bettrand und zog
gähnend seine Stiefel aus.
    Lily nahm die Waschschüssel und ging
zur Tür. Trotz ihrer Vertrautheit mit Caleb gab es Dinge, die sie lieber allein
erledigte.
    In der Küche brannte noch das Feuer.
Lily zog sich in seiner Nähe aus und dachte daran, wie sie, Emma und Caroline
in Chicago morgens zitternd aus dem Bett gestiegen und zum Ofen hinübergelaufen
waren, um sich zu wärmen. Lilys Augen füllten sich mit Tränen, als sie sich die
Gesichter und die Stimmen ihrer Schwestern ins Gedächtnis rief, und plötzlich
wußte sie, daß sie die Suche nach ihnen noch nicht aufgeben durfte.
    Als Lily sich ausgezogen und
gewaschen hatte,

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