Lily und der Major
einen
mit blauem Satin bespannten Karton.
»Hallo, Major«, sagte Lily und
schrubbte weiter.
Caleb näherte sich ihr. »Laß die
Unterhosen Iiegen und sieh mich an, Lily. Ich habe ein Geschenk für dich.«
Sie maß seinen perfekt gebügelten
Uniformrock mit einem gereizten Blick und dachte daran, daß er Sandra nach
Tylerville bringen wollte. »Wer hat deine Sachen gewaschen?« fragte sie.
»Deine Konkurrenz«, erwiderte er
prompt. »Wenn ich sie dir bringen würde, wäre es fast so, als würde ich dich
bezahlen, nicht wahr? Und ich weiß ja, wie du darüber denkst.«
Da nichts auszusetzen war an der
Logik seiner Worte, entgegnete Lily nur: »Sandra erzählte mir, du würdest sie
nach Tylerville begleiten.«
»Hör endlich mit dem Waschen auf und
sieh mich an, Lily! Sonst werfe ich dich wie einen Mehlsack über meine Schulter
und trage dich hinein.«
Lily wußte, daß Caleb sehr wohl imstande
war, seine Dro hung wahrzumachen, und hielt es daher für besser, seine Bitte
zu erfüllen.
»Du bist ein reizbares kleines
Wesen«, sagte er belustigt. »Vielleicht brauche ich sogar zwei Monate, um dich
zu zähmen.«
Lily ignorierte seine Bemerkung und
betrachtete den Karton unter seinem Arm. »Ist das für mich?«
»Ja.«
In der Hoffnung, daß es sich um
Pralinen handelte, streckte sie die Hand aus, aber Caleb gab ihr den Karton
noch nicht. »Du bist nicht nur reizbar, sondern auch sehr gierig«, neckte er
sie.
Wieder drehte Lily sich zu ihrem
Waschbrett um, aber prompt hob Caleb sie auf seine Arme und legte sie über
seine Schulter. Lily zappelte und trat nach ihm.
Caleb gab ihr einen Klaps auf den Po
und trug sie unter den Wäscheleinen hindurch zur Hintertür, wo er sie auf der
Schwelle niederließ. Das Funkeln in seinen Augen verriet jedoch alles andere
als Belustigung, als er ihr den Karton mit den Pralinen in die Hand drückte.
»Ich habe genug von diesem Unsinn«,
erklärte er. »Du ziehst bei mir ein. Von jetzt an wirst du meine Haushälterin
sein.«
Lilys Po brannte mindestens so sehr
wie ihre Wangen. »Ich bleibe hier!« entgegnete sie hitzig.
Caleb sah sie ernst an. »Mein Haus
befindet sich zwei Türen weiter von dem der Tibbets. Ich erwarte, dich bei
meiner Rückkehr aus Tylerville dort anzutreffen – am liebsten mit einem
fertigen Essen auf dem Tisch.«
Lily hätte ihm den Karton über den
Kopf geschlagen, wenn sie nicht befürchtet hätte, ihre Pralinen zu
zerquetschen. Sie drehte sich auf dem Absatz um und stürmte in ihr kleines
Haus, schlug die Tür zu und legte den Riegel vor.
»Bis Samstag«, rief Caleb ihr zu,
bevor er seinen Hut aufsetzte und den Hof verließ.
»Ich werde dir etwas verraten, Caleb«, sagte Colonel Tibbet
energisch. »Du machst alles falsch bei dieser Frau. Du hast ihr gezeigt, daß du sie haben willst,
und das war ein taktische Fehler, mein Junge!«
Caleb seufzte. Der Colonel hatte
recht. »Ich wünschte, ich könnte das Ultimatum rückgängig machen«, sagte er
müde. »Selbst wenn Lily bereit wäre, bei mir einzuziehen, würde ihr Stolz es
ihr nicht erlauben.«
»Du hast ihr eben das falsche
Angebot gemacht«, wandte Colonel Tibbet ein. »Eine Frau wie Lily wird nicht
unter deinem Dach leben wollen, ohne deinen Ring zu tragen. Sie will deine Frau
sein – sie weiß es nur noch nicht.«
Caleb lachte trocken. »Ich suche
keine Ehefrau. Ich will sie als Geliebte haben.«
Der Colonel spreizte die Hände. »Ich
glaube, dann vergeudest du deine Zeit bei ihr. Nimm deine Besuche bei Bianca
wieder auf und vergiß Lily.«
»Ich kann sie nicht vergessen«,
gestand Caleb leise. »Ich bin verrückt nach ihr.«
Der Colonel schüttelte den Kopf.
»Dann hör wenigstens auf, soviel Aufhebens um sie zu machen. Laß sie ruhig im
Zweifel über deine Gefühle. Frauen können sehr perverse Kreaturen sein, Caleb –
reich ihnen deinen kleinen Finger, und sie nehmen sich die ganze Hand.
Caleb mußte lachen. »Trifft das auch
auf Gertrude zu?«
»Sie hat es versucht, die Gute«,
erwiderte der Colonel zärtlich, »aber es ist mir zum Glück gelungen, ihr zu
zeigen, wer der Herr im Haus ist. Und das mußt du auch mit Lily tun.«
Im einzigen Geschäft des Forts kaufte Lily ein Buch, das ihr schon
bei früheren Besuchen aufgefallen war: Typhoon Sally, die Königin des
Rodeos. Lily fühlte sich reich, denn ihre Geschäfte liefen gut.
Auf dem Heimweg bemerkte sie Caleb
auf der Straße. Sie war schon fest entschlossen, ihn zu übersehen, als sie zu
ihrer Verblüffung feststellte, daß er
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