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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Auf
dem Küchentisch lag ein Zettel, der sie darüber informierte, daß Caleb mit
seiner Truppe zu einer Patrouille ausgeritten war und eine Woche fortbleiben
würde. Seiner strengen Anweisung, sich zu benehmen, folgte ein hastig
dahingekritzeltes: »Grüße, Caleb.«
    »Grüße«, murmelte Lily empört. »Er raubt mir
meine Unschuld, hält mich in seinem Bett gefangen wie eine Haremssklavin, und
besitzt die Frechheit, mir seine Grüße anzubieten!«
    Erst nach einer ganzen Weile ging
Lily auf, welch ein Glück es war, daß Caleb eine ganze Woche fort sein würde.
Nun konnte sie sich in aller Ruhe auf ihrem Land einrichten.
    Vor sich hin summend, machte sie
sich daran, Calebs Haus aufzuräumen, denn das war das mindeste, was sie im
Ausgleich für seine Gastfreundschaft tun konnte – wie selbstsüchtig seine
Motive auch gewesen sein mochten. Als Mrs. Tibbet am Nachmittag erschien, war
alles blitzblank und aufgeräumt.
    »Möchten Sie eine Tasse Tee?« fragte
Lily und zupfte nervös an ihrer Schürze.
    Gertrude strahlte. »Dann haben Sie
ihn also doch geheiratet! O Lily, das freut mich aber!«
    Es tat Lily weh, Mrs. Tibbet zu
enttäuschen, aber anders ging es nicht. »Nein«, sagte sie, ohne Gertrude
anzusehen. »Aber das Haus mußte gereinigt werden, und da ich nicht in Calebs
Schuld stehen möchte ...«
    »Allmächtiger!« stöhnte Mrs. Tibbet
und ließ sich recht undamenhaft auf einen Stuhl fallen. Dann, als sie sich ein
wenig von ihrem Schreck erholt hatte, sagte sie streng: »Das geht zu weit,
Lily. Ich kann die Situation beim besten Willen nicht mehr tolerieren. Sie
ruinieren nicht nur Ihren guten Ruf, sondern zerstören auch noch Calebs
Karriere!«
    »Ich würde Caleb niemals schaden«,
versicherte Lily.
    »Da bin ich nicht so sicher«,
entgegnete Mrs. Tibbet scharf. »Sie haben ihn verhext, Lily, und Sie haben
sogar selbst zugegeben, daß Sie mit ihm intim gewesen sind. Und doch weigern
Sie sich, ihn zu heiraten! Glauben Sie etwa, das schadete ihm nicht?«
    Lily schluckte. »Doch, vielleicht
schon«, gab sie zu. »Aber ich liebe ihn, Mrs. Tibbet, und deshalb kann ich mich
ihm nicht verweigern, wenn er ... wenn es ihn nach mir verlangt. Und ich bin
nur hier, weil mein Haus abgebrannt ist und ich keine andere Bleibe habe.«
    »Sie wissen sehr gut, daß Sie zum
Colonel und zu mir hätten kommen können!« versetzte Mrs. Tibbet gereizt.
    Lilys Augen schimmerten feucht. »Ich
weiß. Aber Caleb braucht mich nur anzufassen oder mich auf eine bestimmte Art
und Weise anzusehen, und schon verliere ich den Kopf.«
    Angesichts Lilys reumütiger
Miene wurde Mrs. Tibbet ein bißchen nachsichtiger. »Das verstehe ich, Lily –
mir erging es mit dem Colonel früher auch nicht anders. Mit dem einen
Unterschied, daß ich es nicht abwarten konnte, John zu heiraten. Als er um
meine Hand bat, habe ich sogleich einen Termin für die Hochzeit festgesetzt.«
    Es war hoffnungslos. Niemand würde
Lilys Beweggründe verstehen – manchmal verstand sie sich selbst nicht. »Ich verlasse
das Fort am Sonntag, wenn alles gutgeht«, sagte sie resigniert. »Könnte ich
bis dahin bei Ihnen wohnen, Mrs. Tibbet?«
    »Selbstverständlich, obwohl es ein
bißchen zu spät ist, um Ihren Ruf zu schützen. Jetzt kann nur noch ein Heirat
helfen!«
    Lily biß sich auf die Lippen. Dann
war ihr Ruf eben zerstört! Eine Heirat kam jedenfalls nicht in Frage –
zumindest nicht, bis Caleb sich nicht bereit erklärte, mit Lily auf der Farm zu
leben und ihr sein Wort gab, daß er sie nicht zwingen würde, mit ihm nach
Pennsylvania zu gehen.
    Doch diese Gedanken behielt Lily für
sich. »Danke«, sagte sie nur leise, und da sie nichts mitzunehmen hatte, brach
sie unverzüglich mit Mrs. Tibbet auf.
    Die Suppenterrine rutschte fast aus Velvets Hand, als sie an diesem
Abend das Eßzimmer betrat und Hank Robbins am Tisch entdeckte. Seine braunen
Augen leuchteten auf, als er Velvet sah, und plötzlich kam sie sich fast so
schön und begehrenswert wie Lily vor.
    »Hallo, Velvet«, sagte er leise.
    Velvet warf Lily einen verzweifelten
Blick zu. Sie war ganz sicher, daß ihre Freundin hinter dieser unerwarteten
Begegnung steckte, und Lilys Lächeln schien es zu beweisen. »Hallo«, entgegnete
Velvet mühsam und setzte die Terrine krachend auf den Tisch.
    Irgendwie gelang es ihr, die Küche
zu erreichen, wo sie gute fünf Minuten damit verbrachte, sich zu überlegen, wie
sie reagieren sollte. Hineinzugehen und das Roastbeef zu servieren, erforderte
ihre ganze Kraft. Mit

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