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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Löffel nieder.
»Du kennst meine Antwort auf diese Fragen schon, Lily«, entgegnete er
sachlich. »Aber wenn ich mich recht entsinne, willst du sie gar nicht hören.«
    Lily seufzte. »Du bist soviel klüger
als ich, Caleb, und soviel dominierender. Wenn ich dich heiraten würde, wäre
ich nicht mehr lange ich selbst, sondern nur noch das, was du in mir
sehen willst.«
    »Ich würde nicht versuchen, dich zu
ändern«, sagte Caleb schnell.
    »Doch, das würdest du«, beharrte
Lily. »Du würdest ein Püppchen aus mir machen, das keine andere Beschäftigung
hätte, als Teegesellschaften zu geben, über seinem Stickrahmen zu sitzen und
dich anzuhimmeln. Und irgendwann würdest du meiner überdrüssig werden und dir
eine Mätresse nehmen.«
    »Ich würde dich nie betrügen«,
versicherte er.
    »Nein? Auch dann nicht, wenn ich
schwanger und dick und unansehnlich wäre?«
    »Dann fände ich dich attraktiver als
je zuvor«, erwiderte Caleb mit Überzeugung. Lily nahm ihren Löffel und legte
ihn wieder hin. »Du warst Sandra auch nicht treu. Warum solltest du es bei mir
sein?«
    »Weil ich dich liebe. Außerdem habe
ich dir schon einmal gesagt, daß ich mit Sandra nicht geschlafen habe.«
    »Vielleicht würde ich auch nicht mit
dir schlafen wollen, wenn ich schwanger wäre. Was würdest du dann tun, Caleb?«
    »Warten«, antwortete er. Dann erschien
ein Lächeln auf seinem Gesicht. »Und mich bemühen, dich zu verführen. Falls du
es noch nicht bemerkt haben solltest, das kann ich sehr gut.«
    Lily errötete. Es stimmte, Caleb
konnte sie jederzeit haben, was sie sehr beunruhigte, weil sie nicht wußte, ob
es auf seine Verführungskünste zurückzuführen war oder ob es daran liegen
mochte, daß sie doch wie ihre Matter war. »Doch, das ist mir schon
aufgefallen«, gab sie mürrisch zu.
    Caleb schaute sie lange an und
beschäftigte sich dann wieder mit seinem Essen. Keiner sagte etwas in den
nächsten fünf Minuten.
    Dann stand Lily auf und räumte das
Geschirr ab. »Hast du schon Judd Ingrams Versetzung beantragt?« fragte sie, als
ihr das Schweigen unerträglich wurde.
    »Er steht unter Arrest. Der Colonel
hat vor, ein Exempel an ihm zu statuieren. Er wird ihn auspeitschen lassen.«
    Lily war entsetzt. Obwohl sie nichts
als Verachtung für Judd Ingram empfand, hätte sie ihm ein solch grausiges
Schicksal nicht gewünscht. »Ohne ihm vorher den Prozeß zu machen?«
    »Colonel Tibbet besitzt die Macht,
ihn schuldig oder unschuldig zu erklären, und wie sich herausstellte, hat Judd
Ingram noch einige andere Zwischenfälle dieser Art auf dem Gewissen.«
    Lily legte bittend ihre Hand auf
Calebs Schulter. »Wenn du eine solch barbarische Bestrafung zuläßt, Caleb,
werde ich kein Wort mehr mit dir reden – für den Rest meines Lebens nicht.«
    Caleb stand auf. »Wir werden auch so
schon bald nicht mehr zusammensein, wenn du auf deine Farm ziehst. Was habe ich
schon noch zu verlieren?«
    »Deine Ehre, Caleb.«
    »Wenn es um einen Mann geht, der
Hand an dich gelegt hat, kenne ich keine Ehre«, entgegnete Caleb nüchtern, ging
zur Tür und nahm seinen Hut vom Haken.
    »Wohin gehst du?« rief Lily. »Du
kannst mich nicht hier ...«
    »Ich muß nachdenken«, unterbrach Caleb sie. »Ich
bin in meinem Büro, falls du mich brauchst.«
    »Ich werde nicht mehr hier sein,
wenn du später kommst!«
    Caleb lächelte, aber es lag keine
Zärtlichkeit in seinem Blick. »Wohin willst du?« fragte er spöttisch. »Ich
glaube nicht, daß du es wagst, zu Gertrude zu gehen, ohne meinen Ring zu tragen.«
    Er hatte natürlich recht, und das
ärgerte Lily am meisten. Da ihr eigenes Haus verbrannt war, hätte sie höchstens
zu den Tibbets gehen können, aber nach der Nacht in Calebs Haus brachte sie
tatsächlich nicht den Mut auf, Gertrude unter die Augen zu treten.
    Bedrückt ging sie in den Salon,
suchte sich ein Buch heraus und setzte sich damit in einen Sessel.
    Die Uhr auf dem Kaminsims schlug
schon zwölf, als Lily die letzte Seite des spannenden Romans gelesen hatte und
aus der Fantasiewelt in die Wirklichkeit zurückkehrte.
    Caleb war fortgegangen, um nachzudenken, und er war noch nicht nach Hause zurückgekommen.
    War es möglich, daß er eine neue
Mätresse hatte und nach Tylerville geritten war, um in ihren Armen Trost zu
suchen?
    Zu stolz, um auf Caleb zu warten,
löschte Lily das Licht und ging in den ersten Stock hinauf.
    Im hellen Mondschein, der durch die
Fenster fiel, fand sie ein leeres Gästezimmer, zog sich aus und ging ins

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