LIMIT - reich, gewissenlos, tot
Umarmung bewegen lassen. Doch seit sie im Krankenhaus waren, schmiegten sie sich an ihn, sooft es nur ging. Er spürte, wie ihm Tränen der Rührung in die Augen stiegen, und dankte Gott für ihre Rettung. Sie waren seine Anker. Ohne sie …
»Hi, Dad«, sagte Bridger hinter ihm benommen.
Hennessy löste sich aus Connors Umarmung. »Du bist ja wach, Kleiner!«, sagte er, beugte sich über seinen Sohn und küsste ihn auf die Wange.
»So ungefähr«, sagte Bridger. Dann verzog er vor Schmerz das Gesicht. »Es tut so schrecklich weh, Dad.«
Hennessy zögerte. Dann fragte er die Schwester: »Könnten Sie ihm was geben?«
»Natürlich«, sagte die Schwester und träufelte ein Schmerzmittel in die Infusionsflasche, die Bridger versorgte.
Sekunden später wurden Bridgers Augen trübe. »Besser«, sagte er und nickte. »Viel besser.«
Hennessy wurde zwar an die eigene traurige Medikamentenabhängigkeit erinnert, war aber doch auch erleichtert, dass sein Sohn keine Schmerzen mehr hatte.
»Von jetzt an hast du auf dem Snowboard keine Chance mehr gegen mich«, meinte Connor an Bridger gewandt.
»Von wegen«, protestierte Bridger. »Ich hab Titanstäbe im Bein. Das macht mich noch stärker und schneller.«
Hennessy legte den Arm um Connor. »Das reicht. Hört auf rumzumeckern. Freuen wir uns lieber, dass wir überlebt haben!«
Bridger glotzte seinen Vater verständnislos an. »Wir meckern doch gar nicht. So reden wir immer, Dad. Ich bin froh, dass wir noch leben, glaub mir.«
»Ich auch«, sagte Hailey.
»Und ich erst«, sagte Connor und schmiegte sich an seinen Vater.
Cheyenne O’Neil klopfte an den Türpfosten. Sie hatte geduscht, ein paar Stunden geschlafen und sich umgezogen, trug jetzt Jeans, einen Skipulli und eine rote Daunenweste. Wieder dachte Hennessy, dass sie unglaublich schön war. Sie lächelte nervös. »Störe ich?«, fragte sie scheu.
»Sie sind ein Star in diesem Zimmer«, sagte Hennessy, ließ Connor los und ging ihr entgegen. »Agent O’Neil hat uns den Hubschrauber geschickt, Hailey.«
»Und was ist mit mir?«, rief Willis Kane, der hinter Cheyenne auftauchte.
Hennessy schüttelte Kane die Hand. »Komm rein, Willis.«
Nachdem er alle begrüßt hatte, erzählte Kane, was passiert war, nachdem Hennessy, Cheyenne und Hailey in der verschneiten Wildnis hinter dem Hellroaring Peak verschwunden waren. Seine Männer hatten sich ein heftiges Gefecht mit den Geiselnehmern geliefert, die gekämpft hatten wie die Profis, hervorragend geschult. Das FBI hatte fünf Agenten verloren. Sechs weitere waren verwundet. Von den Dritte-Front-Leuten waren vierzehn gestorben. Der Rest war geflüchtet, einige zu Fuß, andere auf Motorschlitten. Der Transporthubschrauber, den der General und Emilia zur Flucht benutzt hatten, war auf einem Kartoffelacker unweit der Stadt Rexburg in Idaho gefunden worden. Der Pilot war mit einem Kopfschuss getötet worden. Nur ein Mitglied der Dritten Front war lebend gefasst worden: Mouse. Sie hatte nicht viel preisgegeben, sondern sich darauf berufen, dass sie als Mitglied einer terroristischen Vereinigung laut Genfer Konvention bestimmte Rechte habe.
FBI und Staatspolizei versuchten gemeinsam, sämtliche Spuren zu verfolgen, die aus dem Clubgelände hinausführten. Aber es schneite noch immer, und der Wetterbericht hatte wieder Sturm vorhergesagt. Viele Spuren waren schon verschwunden.
Rings um die Jefferson Range waren Straßensperren errichtet worden. Doch bislang waren alle Bemühungen vergeblich gewesen. Der FBI -Direktor hatte die besten Kriminologen einfliegen lassen, damit sie im Clubgebäude Beweise sammelten. Bis man sämtliche Mitglieder der Gruppe, die toten wie die lebenden, identifiziert hatte, würden Tage, wenn nicht gar Wochen vergehen.
»Der General ist also immer noch auf freiem Fuß?«, fragte Hailey und zog sich die Decke bis an die Nase.
Hennessy setzte sich zu ihr aufs Bett. »Die finden ihn. Keine Sorge.«
Cheyenne ging zum Fernseher. »Stört es euch, wenn ich ihn einschalte? Um halb zwei will Horatio Burns eine Presseerklärung abgeben. Ihr solltet mal sehen, was draußen auf dem Parkplatz los ist!«
Hennessy hatte den Ansturm der Medien vermieden, indem er das Krankenhaus durch den Hintereingang betreten hatte. Man hatte Burns und Aaron Grant zur Beobachtung in die Klinik eingeliefert. Er wollte eigentlich den ganzen Rummel von den Drillingen fernhalten, weil er befürchtete, dass die Aufmerksamkeit, die sie bekamen, ihnen schaden könnte.
Weitere Kostenlose Bücher