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LIMIT - reich, gewissenlos, tot

LIMIT - reich, gewissenlos, tot

Titel: LIMIT - reich, gewissenlos, tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sullivan Mark T.
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Punkt auf der Liste beschäftigt.
    Hennessy räusperte sich. »Kann ich Sie was fragen, Horatio?«
    Der Multimilliardär sah ihn verdutzt an, so als hätte Hennessy ihm den Zeitplan vermasselt. »Schießen Sie los!«
    »Haben Sie das ernst gemeint, als Sie zu Lou Dobbs sagten, Sie würden die Cashquote erhöhen?«
    Burns musterte Hennessy kurz und sagte dann: »Ist schon vor zwei Wochen passiert, Mickey. Sobald ich ein wenig Logik am Markt erkenne, überlege ich mir, was zu tun ist.«
    »Soll ich dasselbe tun, was meinen Sie?«, fragte Hennessy. »Mit meinem Rentenportfolio, meine ich. Und dem College-Fonds für die Kinder? Falls die Kurse in den Keller gehen, wäre ich außerstande, ihnen die Ausbildung zu finanzieren.«
    Burns wandte sich zum Gehen. »Normalerweise gebe ich meinen Angestellten keine Investitionsempfehlungen, Mickey.«
    »Ich habe ein Gespräch belauscht, im Börsenraum. Es soll auffällig viele Leerverkäufe geben für die Jahreszeit. Also hab ich mich gefragt, ob ich dasselbe tun sollte. Was meinen Sie?«
    Burns musterte ihn eine Weile, rieb sich nachdenklich das Kinn und schüttelte dann energisch den Kopf. »Das ist ein gefährliches Spiel, Mickey. Leerverkäufe sind riskant und kommen nur für Leute in Frage, die das Risiko auch tragen können. Tut mir leid, das ist nichts für Sie.«
    Hennessy war gekränkt. Doch bevor er etwas erwidern konnte, übertönte eine Frauenstimme das Tohuwabohu im Ballsaal. »Ho-ra-tio!«
    Burns’ Frau Isabel, eine bildschöne Italienerin Ende dreißig, eilte im neuesten Mailänder Schick auf ihn zu. »Giulio hat recht! Der Knoblauch in der Sauce ist perfekt. Sogar meine Mutter, Gott hab sie selig, wäre begeistert.«
    Sie stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihren Mann auf die Wange.
    »Kein Wunder, deine Mutter hat sich mit Cayennepfeffer die Geschmacksnerven ruiniert«, erwiderte Burns. »Entweder Giulio reduziert den Knoblauch, oder diese Sauce kommt mir nicht auf die Teller!«
    Seine Frau ballte die Fäuste. »Hast du nicht genug am Hals? Musst du dich auch noch in die Kocherei einmischen? Warum gehst du nicht Bergsteigen oder Fallschirmspringen?«
    Burns warf einen Blick aus dem Fenster. »Falls du’s noch nicht bemerkt haben solltest, Schatz, es ist ein bisschen ungemütlich da draußen.«
    »Dann verzieh dich in deine Gummizelle, sonst machst du uns noch alle verrückt. Besonders mich.«
    Die Streitereien der beiden waren legendär und normalerweise sehr unterhaltsam, aber diesmal hatte Hennessy keinen Nerv dafür. Er eilte aus dem Saal, ließ sich vom Pförtner die Paintball-Pistolen aushändigen und fuhr im Aufzug in den dritten Stock des Nordflügels. Kurz darauf war er in seinem Büro. Er legte die Pistolen auf den Schreibtisch, warf einen Blick aus dem Fenster, sah die Schlittschuhläufer auf der Eisbahn und sank seufzend in einen Sessel.
    Sein Blick wanderte zu dem Foto, das ihn als Absolventen der Polizeiakademie zeigte. Daneben hing ein gerahmter Empfehlungsbrief, in dem Hennessy für seine Tapferkeit gelobt wurde. Er hatte die Außenministerin beschützt und war in Erfüllung seiner Pflicht verwundet worden.
    Hennessy schüttelte den Kopf, fragte sich wohl zum millionsten Mal, ob er Foto und Brief nicht lieber in den Müll werfen sollte. Ihre Gegenwart engte ihn ein. Andererseits hatte er diesen Posten nur ihnen zu verdanken.
    Aber wie sieht meine Zukunft aus? Was soll aus mir werden?
Er verdiente gut bei HB 1 Financial. Aber selbst wenn er alljährlich zwanzig Prozent seines Lohns zurücklegen könnte, würde er nicht abgesichert in den Ruhestand gehen können. Die Scheidung und ihre Folgekosten schluckten sämtliche Rücklagen. Er sah sich schon in einem Einzimmer-Apartment enden und auf einer Kochplatte billige Büchsensuppe kochen, während Horatio Burns’ Worte in ihm nachhallten:
Leerverkäufe sind riskant. Das ist nichts für Sie
.
    Hennessy sah auf die Uhr: halb zwei Uhr nachmittags, halb vier an der Ostküste. Die Märkte schlossen in einer halben Stunde. Er griff sich den Telefonhörer und wählte die Nummer seines Finanzberaters. Der hob auch prompt ab.
    »Mickey, was ist los, verdammt?«
    »Hey, Jerry«, sagte Hennessy lächelnd.
    »Die Kurse steigen wie blöd«, sagte Jerry. »Du scheffelst Geld.«
    »Gut«, sagte Hennessy. »Wie viel?«
    Pause. Hennessy hörte Computertasten klicken, dann sagte Jerry: »Du hast elf Prozent zugelegt.«
    »Das ist gut«, gab Hennessy zu. »Aber ich will alles verkaufen. Alles. Jetzt gleich. Dann

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