LIMIT - reich, gewissenlos, tot
Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht worden, bis er sich mit siebzehn endgültig davongemacht hatte, um den Traum seines verstorbenen Vaters zu verwirklichen, der darin bestand, entlang des Powder River in Wyoming und Montana ohne Genehmigung nach Erdgas zu bohren.
Burns war schon beim ersten Versuch fündig geworden und hatte mit neunzehn seine erste Million verdient. Er investierte den Gewinn, um alte Schürfrechte und Claims aufzukaufen, und baute vor allem Phosphor und Bauxit ab. Mit vierundzwanzig verkaufte er für zweihundertsiebenundfünfzig Millionen Dollar seine erste Firma, Burns Minerals, und stieg ins globale Immobiliengeschäft ein. Später wandte er sich dem Transportwesen und dem Lebensmittelhandel zu. Sein Gehirn schmiedete unentwegt Pläne, und seine körperliche Verfassung ermöglichte es ihm, seinen Rivalen immer einen Schritt voraus zu sein. Zudem war er mit einer überaus charismatischen Persönlichkeit gesegnet. So mancher Gegner war seinem Charme erlegen und hatte es später bitter bereut. Wer dem Tycoon in die Quere kam, lernte schnell, dass er in erster Linie ein Konkurrent war. Und ein äußerst schlechter Verlierer.
Burns hatte die sieben höchsten Berge der Welt bezwungen, den Mount Everest sogar zweimal, hatte in einem selbst entworfenen Segelboot allein den Globus umrundet, beim Sporttauchen vor Mallorca spanische Schiffswracks entdeckt und mit dem Gold, das sie geladen hatten, ein beachtliches Vermögen gemacht. Er war aufbrausend, konnte schon mal aus der Haut fahren. Und derzeit war er – der jüngsten Rangliste im
Forbes Magazine
zufolge – ungefähr vierundsechzig Milliarden Dollar schwer.
Küchenchef Giulio zeigte sich unbeeindruckt. »Ich rede mit Ihrer Frau«, drohte er ihm. »Die versteht mehr vom Essen als Sie.«
»Wenn Sie das tun, Giulio, sind Sie gefeuert«, knurrte Burns.
»Geht nicht«, stellte Giulio trocken fest, ehe er sich zum Gehen wandte, »Sie haben mich schon an Heiligabend rausgeworfen.«
»Warum sind Sie dann noch hier, zum Teufel?«, brüllte Burns ihm hinterher.
»Ihre Frau hat mich am Ersten Weihnachtstag wieder eingestellt.«
Die Umstehenden, die den letzten Teil der Auseinandersetzung mit angehört hatten, mussten lachen. Burns rang entrüstet nach Worten, gab es auf und grinste achselzuckend in die Runde. Da klingelte sein Handy.
»Horatio«, fauchte er hinein, hörte kurz zu und sagte: »Genau, Bill. Wie sieht’s mit dem NASDAQ - SPDR -Investmentfonds aus?«
Er hörte erneut zu, wobei er wie ein Radargerät den gesamten Ballsaal in Augenschein nahm; schließlich entdeckte er Hennessy und winkte ihn zu sich. Hennessy folgte seiner Aufforderung und hörte ihn sagen: »Na schön, wenn du meinst, dann leg noch hundert Millionen drauf für Put-Optionen auf den NASDAQ SPDR , Laufzeitende Januar. Mit DOW und AMEX machen wir’s genauso. Wir suchen ein Fix von fünfzehn bis achtzehn Prozent. Nimm diesmal Isabels L.-L.-C.-Konto.«
»Schön, Sie zu sehen, Horatio«, sagte Hennessy, nachdem Burns das Gespräch beendet hatte.
Burns sah auf die Uhr. »Sind alle Gäste eingetroffen?«
»Die Grants waren die Letzten. Sie sind vor etwa drei Stunden angekommen. Sie wohnen im Chalet neben den Doores.«
»Wie viele Leute sind heute im Einsatz?«
Mit dieser Frage hatte Hennessy gerechnet. Burns wollte stets auf Heller und Pfennig wissen, wie hoch seine Ausgaben waren. Hennessy sagte ihm, dass fünfzehn Sicherheitsleute im Einsatz waren, drei Mann die Pisten glätteten, zwölf Leute in der Küche und zwölf im Saal beschäftigt waren, außerdem ein vierköpfiges Team hier im Clubhaus Bereitschaftsdienst hatte.
»Habt ihr euch mit den Bodyguards abgesprochen?«, fragte Burns.
»Mr. Crockett ist der Einzige, der seinen eigenen Leibwächter mitgebracht hat«, sagte Hennessy. »Die Übrigen scheinen sich auf unser Sicherheitssystem zu verlassen.«
»Kein Wunder«, sagte Burns, ein kaum wahrnehmbares Lächeln umspielte seine Lippen. »Es gibt kein besseres.« Das Lächeln verschwand, wich wieder dem Pokerface. »Kommen Sie mit Fosters Pflichten zurecht?«
Da sein direkter Vorgesetzter auf Trekkingtour in Patagonien war, lag die gesamte Verantwortung für die Sicherheit von HB 1 Financial auf Hennessys Schultern.
»Bis auf einen kleinen Zwischenfall in Hongkong war alles ruhig«, sagte Hennessy. »Während der Neujahrsfeier sind dort im Büro ein paar Glasfenster zu Bruch gegangen.«
Burns nickte abwesend und wandte sich ab, schon mit dem nächsten
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