LIMIT - reich, gewissenlos, tot
Gleichgewicht zu verlieren, begrüßte Lacey und bedankte sich für die Hilfe. Lacey nickte.
»Da vorn am Tor«, sagte er, und seine Stimme klang bitter, »da hab ich Rowdy verloren«, während er weiter Scheite ins Feuer warf. »Ich hätte auch gern ein Wörtchen mitzureden bei dem, was hier vor sich geht. Aber so funktioniert es leider nicht. Die Staatspolizei hat keine Verwendung für mich. Dasselbe gilt fürs FBI . Also mache ich mich hier ein bisschen nützlich. Falls die Geiseln rauskommen, brauchen sie ein warmes Feuer.«
»Sie wollen es so lange schüren, bis sie rauskommen?«
»Bis der Letzte draußen ist«, versprach Sheriff Lacey.
Hennessy mochte den Mann. »Soll ich helfen?«
Lacey sah ihn an und nickte. »Danke für das Angebot, aber setzen Sie sich lieber mal auf den Stumpf da und wärmen sich auf. Gleich kommt mein Bruder und bringt eine Ladung geschlagenes Holz mit. Ich muss dafür sorgen, dass er nicht stecken bleibt.«
Der Sheriff stapfte durch den Schnee in Richtung Straße. Hennessy ging in die Hocke, griff sich einen Ast und warf ihn ins Feuer. Die Flammen tanzten, züngelten, sprühten Funken ins dämmrige Licht. Hennessy spürte die flackernde Hitze im Gesicht. Der Wunsch, seine Kinder in die Arme zu schließen, verursachte ihm weitaus größere Schmerzen als die pochende Wunde.
»Mickey?«, rief Cheyenne.
Er blickte über die Schulter. Sie hatte sich umgezogen, trug jetzt feste Stiefel, eine warme Hose, einen Daunenanorak und eine Wollmütze. »Kane sagt, ich soll mich um Sie kümmern.«
»Da haben Sie aber Glück«, sagte Hennessy und warf einen weiteren Holzklotz ins Feuer.
Sie ging zu ihm. »Ich hab den Support von White Hawk angerufen und mit dem zuständigen Techniker gesprochen. Er will versuchen, die Jungs aufzuspüren, die den Zaun entwickelt haben.«
»Faber und Japrudi.« Hennessy nickte abwesend. »Schlaue Burschen die beiden.«
Sie legte sich einen Ast zurecht und saß ein paar Minuten schweigend neben ihm, bevor sie fragte: »Was ist da zwischen Ihnen und Kane?«
Hennessy sah sie an. Im Licht der Flammen fiel ihm zum ersten Mal auf, dass sie schön war. Sie blickte ihn erwartungsvoll an, offen. Er fühlte sich von ihr entlarvt, obwohl nur vier Menschen auf der Welt die Wahrheit kannten.
Da überkam ihn aus unerfindlichen Gründen plötzlich das Bedürfnis, ihr von Anfang an reinen Wein einzuschenken. Hier in der kalten Luft am Feuer, im Dämmerlicht des Neujahrstags, breitete er die ganze unrühmliche Geschichte vor ihr aus.
Kane und Hennessy kannten sich seit ihrer gemeinsamen Zeit bei den Marines. Sie hatten zusammen die Grundausbildung und dann zwei Auslandseinsätze in Ruanda und Kolumbien absolviert, wo sie mit Angestellten der US -amerikanischen Botschaft und Mitgliedern des Diplomatischen Sicherheitsdienstes gearbeitet hatten. Nach dem zweiten Einsatz ging Kane zum FBI . Hennessy entschied sich für den Diplomatischen Sicherheitsdienst. Kane wurde zum FBI -Agenten ausgebildet, Hennessy zum Antiterrorkämpfer.
Er sorgte für die Sicherheit der amerikanischen Botschaften in politischen Krisenherden auf der ganzen Welt: Somalia, Kolumbien, Kuweit, Syrien und Pakistan. Patricia hatte er in Boston kennengelernt, während eines Heimaturlaubs. Sie hatten sich ineinander verliebt, geheiratet und dank künstlicher Befruchtung Drillinge bekommen. Irgendwann hatte Patricia sich geweigert, weiterhin in Krisenherden zu leben. Als die Kinder in die Schule kommen sollten, schlug sie ihm vor, wieder nach Boston zu ziehen, wo die Drillinge eine normale Kindheit hätten.
Hennessy war einverstanden gewesen und bewarb sich um eine Stellung in der Sicherheitsabteilung, die für den Schutz des Außenministers verantwortlich war. Dieser Schritt brachte ihn in die Heimat zurück, und Patricia und die Kinder zogen in die Gegend von Washington, D.C.
Unterdessen qualifizierte sich Kane für das nationale Geiselrettungsteam, das in Quantico, Virginia, stationiert war, nicht weit vom Haus der Hennessys in Alexandria. Kane besuchte sie regelmäßig. Er balgte mit den Jungs, flirtete mit Hailey und pokerte jeden zweiten Samstag mit Hennessy.
Dann klemmte Hennessy sich beim Training einen Halswirbel ein, was von großen Schmerzen begleitet wurde. Die Ärzte drängten ihn, sich operieren zu lassen, aber er fürchtete um seinen Posten. Also entschied er sich für eine Steroidspritze und Oxycontin. Die Behandlung schlug an. Doch nach sechs Monaten war er von den Schmerzmitteln abhängig
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