LIMIT - reich, gewissenlos, tot
keiner Wimper gezuckt. Ich bin die Taffeste hier, auch wenn ich luftkrank werde.«
»Sie können es mir bald beweisen«, sagte er und ging davon.
»Arschloch«, murmelte Rose.
Der General hatte es gehört, ignorierte es aber. Stattdessen ging er zu Christoph, der an einem anderen Tisch saß und gleichzeitig an einem Desktop und einem Laptop arbeitete. Christoph hörte ihn kommen. »Wir haben alles auf die Server geladen, General. Die Server laufen rund. Der Satellitenempfang ist gut. Die Bandbreite ist riesig, wird mit allem fertig, was wir rausschieben.«
»Firewalls?«
»Vom Allerfeinsten«, sagte Christoph. »Uneinnehmbar. Es ist, wie Sie gesagt haben: Der Jefferson Club ist eine digitale Festung.«
Der General lächelte und klopfte Christoph auf die Schulter. »Gut gemacht«, sagte er. »Um halb sieben kannst du uns online schalten.«
18
Um 18 : 28 Uhr rückte eine Flotte von neun Schulbussen an, um die freigelassenen Geiseln nach Jefferson City zu bringen. Sie wurden begleitet von FBI -Agenten, Staatspolizisten und Juristen aus Montana, die ihnen Fragen stellen und die gesammelten Informationen miteinander abgleichen würden.
Im mobilen Kommandozentrum blickte Willis Kane dem Verhandlungsführer Kurt Seitz über die Schulter, der ein ums andere Mal den angegebenen Link www.drittefrontjustitia.net anklickte und auf der entsprechenden Seite immer nur die Worte vorfand: »Die Seite ist noch im Aufbau begriffen. Bitte haben Sie Geduld.«
»Warum geben die uns diese Internetadresse, wenn die Seite noch gar nicht steht?«
»Versuchen Sie’s weiter«, sagte Kane und wandte sich an die anderen. »Was gibt’s?«
Agent Pritoni nahm das Headset ab: »Sie schleppen alles mögliche Zeug ins Haus: Gerüstmaterial, Holzbretter, Werkzeug. Ich habe den Eindruck, dass die um sieben Uhr irgendeine große Sache planen.«
»Was Großes? Und warum um sieben?«, fragte Kane.
»Das weiß ich nicht. Aber der Termin steht fest.«
»Wenn die was planen, dann bestimmt nichts Gutes«, sagte Phelps. »Die Zeugen waren sich alle einig, dass sie den Chefkoch und die Polizeibeamtin kaltblütig erschossen haben.«
Cheyenne, die in der Nähe der Kochnische stand, meinte: » SAC , mein Partner und ich könnten versuchen, die verschwundene Milliarde Dollar aufzuspüren. Das ist schließlich unser Job.«
Kane überlegte kurz und nickte dann. »Setzen Sie ihn darauf an.«
Mickey Hennessy, der blass und kränklich am Konferenztisch saß, sagte: »Und meine Kinder? Sie sind immer noch da drin, Willis.«
Ehe Kane antworten konnte, sagte Seitz: »Die Seite baut sich auf, SAC .«
Kane gab Hennessy mit einer Geste zu verstehen, dass er ihn verstanden hatte, und wandte sich dem Bildschirm zu. Sämtliche Agenten, die an den Computern saßen, riefen die Seite der Geiselnehmer auf.
Hennessy wurde es heiß und kalt. Er brauchte dringend Schlaf, zwickte sich aber in den wunden Arm, um wach zu bleiben. Er sah, wie sich die Homepage der Dritten Front aufbaute. Zunächst gab es einen zweiminütigen Film von der Demonstration, die 1999 , anlässlich der ersten Zusammenkunft der Welthandelsorganisation WTO , von Globalisierungsgegnern in Seattle organisiert worden war.
Tausende von Demonstranten füllten die Straßen, skandierten Schlachtrufe gegen die WTO und hielten Transparente in die Höhe, auf denen zu lesen stand: »Homogenisiert Mich Nicht!« und »Nieder mit der Wirtschafts-Tyrannei!« Auf einem anderen stand: »Die Politik hat ausgedient! Die Wirtschaft regiert die Welt!«
Begleitend dazu hielt eine sonore Stimme folgende Rede: »Die Rechte und die Linke haben uns im Stich gelassen. Jede Seite des politischen Spektrums ist der Korrosion und Korruption seitens der Wirtschaft ausgesetzt. Gemäßigte Bürger sind von der politischen Führung enttäuscht und daher ratlos. Wenn aus Enttäuschung Wut wird, stellen Menschen mit stark divergierenden politischen Überzeugungen fest, dass ihre neugewonnenen Einsichten sich decken. Wir verurteilen den Kommunismus mit seiner fatalen Beschneidung des freien Denkens und Handelns. Doch ebenso misstrauen wir dem globalen Kapitalismus und seiner Tendenz, den gesamten Wohlstand auf eine kleine superreiche Elite zu konzentrieren und Menschen, Kulturen und Wirtschaftssysteme einander immer weiter anzugleichen; dank der Globalisierung wird aus unserem Planeten eine verschmutzte, trostlose und materialistische McWelt, in der nur noch das Geld regiert und die Freiheit zur Ware verkommt.
Wir misstrauen
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