LIMIT - reich, gewissenlos, tot
irgendetwas zu unternehmen, um seine Kinder zu finden.
Was hatten sie sich bloß dabei gedacht, einfach so auszubüxen? Warum hatten sie die Hauptgruppe verlassen?
Und dann ging ihm ein Licht auf. Er war beim Überfall verschwunden.
Sie suchen nach mir.
In der Sekunde, die Kane und Cheyenne brauchten, um ihre Gespräche zu beenden, wechselten Hennessys Gefühle von Verzweiflung über Stolz zu Wut, und am Ende fühlte er sich hilfloser denn je. Er hatte sie im Stich gelassen, um Hilfe zu holen. Und sie hatten es abgelehnt, sich ohne ihn in Sicherheit zu bringen. Hennessy setzte sich an den Konferenztisch und schlug die Hände vors Gesicht. Dabei merkte er nur am Rande, wie Kane auflegte und sich an Cheyenne wandte, die ihr Headset beiseitelegte.
»Der Direktor stimmt Ihnen zu«, sagte Kane. »Er ruft gerade den Präsidenten an, will ihm raten, den Handel in den betroffenen Bereichen vorerst einstellen zu lassen.«
Hennessy hob den Kopf. Cheyenne strahlte. »Ja, Sir, das ist gut. Und ich hab noch mehr gute Neuigkeiten. Mein Partner und ich konnten einige Firmen aufspüren, auf deren Konten das Lösegeld transferiert wurde. Sechs von ihnen sind auf ein und denselben Inhaber eingetragen: Gil Tepper. Er hat ein Postschließfach auf der Isle of Wight.«
»Und?«, sagte Kane, der noch nicht ganz begriffen hatte.
Hennessy war schneller. »Klingt ja wie der Typ, auf den die Website registriert ist.«
»Gil Tran Tep«, sagte Cheyenne und nickte ihm zu. »Ich hab dasselbe gedacht.«
Kurt Seitz kam in den Konferenzbereich. »Sie senden wieder.«
Und tatsächlich zeigten sämtliche Computermonitoren eine Frontalansicht von Sir Lawrence Treadwell auf dem Zeugenstuhl. Der Multimilliardär saß mit seinen gefesselten Händen aufrecht da, spielte nach außen hin den Zuversichtlichen, nestelte dabei aber nervös mit den Fingern.
Die Kamera schwenkte nach hinten und zeigte, wie die Geschworenen der Reihe nach ihre Plätze wieder einnahmen. Die Vertreter der Anklage und der Verteidigung kehrten an ihre Tische zurück.
Richter Truth rief das Gericht zur Ordnung. »Sind Sie zu einem übereinstimmenden Urteil gekommen, Mr. Foreman?«
Der vermummte Obmann der Geschworenen stand auf. »O ja, Euer Ehren.«
»Wie lautet es?«
»Aufgrund der abgegebenen Stimmen befinden wir, die Mitglieder der Dritten Front, Sir Lawrence Treadwell für nicht schuldig, was den Vorwurf des Genozids an der Menschheit anbelangt: 9 , 5 Millionen überstimmten 8 , 2 Millionen. Jeder, der ein Auto fährt oder mit Öl heizt, ist mitverantwortlich für den Treibhauseffekt und die Erderwärmung.«
Die Miene von Sir Lawrence hellte sich auf. Er hob den Kopf: »Gut. Sehen Sie? Die Leute sind nicht blöd.«
Der Sprecher der Geschworenen fuhr fort: »Was die Anklagepunkte Massenmord und Umweltverbrechen anbelangt, so befinden wir Sir Lawrence Treadwell für schuldig.«
Im Gerichtssaal wandte Richter Truth sich an den General: »Die Strafe?«
»Die Dritte Front ist der Meinung, dass es hier besonderer Maßnahmen bedarf«, erwiderte der General kalt. »Sie fordert daher die Todesstrafe.«
Sir Lawrence blinzelte ungläubig, riss an den Fesseln, und sein Gebrüll hallte durch den Saal. »Tod! Das könnt ihr doch nicht machen! Damit kommt ihr niemals durch!«
Richter Truth schlug mit dem Hammer auf den Tisch und sprach mit ernster Stimme: »Sir Lawrence Treadwell, Präsident von GlobalCon, eine Jury von 18 , 3 Millionen Menschen hat Sie des Massenmords und der Vergehen an der Umwelt für schuldig befunden. Ich verurteile Sie daher zum Tod. Sie werden unverzüglich hingerichtet. Möge der Himmel sich Ihrer erbarmen. Ich kann es nämlich nicht.«
Die Geschworenen standen auf und gingen der Reihe nach auf Sir Lawrence zu. Er bäumte sich auf, Angst und Ungläubigkeit im Gesicht. Als sie ihn einkreisten, versuchte er ihnen auszuweichen.
»Nein!«, schrie er. »Nein!«
Die Geschworenen hoben ihn samt Sessel auf ihre Schultern und trugen ihn hinaus.
»Ihr könnt mich nicht für Verbrechen büßen lassen, die ich nicht begangen habe!«, schrie Sir Lawrence. »Das waren strategische Überlegungen, mehr nicht. Gängige Geschäftspraxis! Ihr könnt doch keinen umbringen, nur weil er Kosten einsparen will! Nur weil er die Aktionäre zufriedenstellen will! Helft mir! Um Gottes willen, so helft mir doch!«
25
Cheyenne O’Neil stand im Kommandozentrum der CIRG und beobachtete mit flauem Magen, wie Sir Lawrence Treadwell schreiend aus dem Saal getragen
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