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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Grand Cherokee grinste ihn von unten herauf an.
    »Verstehe.« Jericho lächelte zurück. »Sie möchten über einen Vorschuss verhandeln.«
    »Nennen wir es einen Unkostenbeitrag.«
    »Und für was, Grand Cherokee, oder wie immer Sie heißen mögen? Dafür, dass Sie mich mit Ihrer blubbernden Fantasie verarschen? Sie wissen nicht das Geringste!«
    Er wandte sich zum Gehen. Grand Cherokee schien bestürzt. Offenbar hatte er sich den Verlauf der Unterhaltung anders vorgestellt. Er hielt Jericho an der Schulter zurück und schüttelte den Kopf.
    »Ich will niemanden abzocken, Mann!«
    »Dann tun Sie's auch nicht.«
    »Jetzt kommen Sie schon! So ein Studium bezahlt sich nicht von alleine! Ich krieg raus, was Sie wissen wollen.«
    »Fehlanzeige. Sie haben mir nichts zu verkaufen.«
    »Ich –« Der Student rang nach Worten. »Also gut. Wenn ich Ihnen was verrate, das Sie weiterbringt, hier und jetzt, vertrauen Sie mir dann? Das wäre dann mein Vorschuss, kapiert?«
    »Ich höre.«
    »Also, es gibt da eine Motorradgang, mit der sie sich öfter rumtreibt. Fährt selbst 'ne Kiste. Die City Demons, steht jedenfalls auf ihren Jacken.«
    »Und wo finde ich die?«
    »Das war mein Vorschuss.«
    »Jetzt hören Sie mal zu«, sagte Jericho und spießte sein Gegenüber mit dem Zeigefinger auf. »Hier und jetzt bezahle ich für gar nichts. Denn Sie haben nichts. Nicht das Geringste. Sollten Sie allerdings, getrieben von Ihrem guten Herzen, tatsächlich Informationen beschaffen können – und damit meine ich echte Informationen! –, kommen wir unter Umständen ins Geschäft. Ist das so weit klar?«
    »Klar.«
    »Also wann erwarte ich Ihren Anruf?«
    »Morgen Nachmittag.« Grand Cherokee zupfte an seiner Kinnspitze. »Nein, früher. Vielleicht.« Er sah Jericho durchdringend an. »Aber dann ist Zahltag, Mann!«
    »Dann ist Zahltag.« Jericho klopfte ihm auf die Schulter. »In angemessener Höhe. Wollten Sie noch was sagen?«
    Grand Cherokee schüttelte stumm den Kopf.
    »Dann bis morgen.«
     
    Dann bis morgen –
    Wie angewurzelt stand er im Flur, als der Detektiv schon auf dem Weg nach unten war. Er hörte den Fahrstuhl im Schacht leise rattern, während seine Gedanken einander jagten.
    Das war ja vielleicht ein Ding!
    Nachdenklich ging er in die Küche, holte ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte die Flasche an den Hals. Was war hier eigentlich los? Was hatte Yoyo verbrochen, dass sich plötzlich alle Welt für ihr Verschwinden interessierte? Erst dieser elegante Typ und jetzt der Detektiv. Und was noch viel wichtiger war:
    Wie konnte man davon profitieren?
    Ganz einfach würde es nicht werden. Grand Cherokee gab sich keiner Illusion darüber hin, dass der Pegelstand seines Wissens gegen null ging, woran die nächsten Stunden wenig ändern würden. Andererseits sollte es mit dem Teufel zugehen, wenn ihm bis zum kommenden Morgen nicht ein paar saftige Lügengeschichten einfielen. Lügen von der Art, die einem keiner nachweisen konnte, nach dem Motto: meine Informationen stammten aus erster Hand, ich weiß auch nicht, offenbar hat Yoyo den Braten gerochen, man hat uns an der Nase rumgeführt, und so weiter und so fort.
    Er musste den Preis in die Höhe treiben. Die beiden gegeneinander ausspielen! Gut schon mal, dass er dem Detektiv nichts von Xins Besuch erzählt hatte. Man konnte vieles von ihm behaupten, aber kaum, dass er auf den Kopf gefallen war.
    Ich bin zu ausgeschlafen für euch, dachte er.
    Zählt schon mal die Scheine ab.
     

26. MAI 2025
    [DER TRABANT]
    ANKUNFT
     
    Als hätten seit 2018 nicht Dutzende Stiefelpaare dem Mondboden das Relief menschlichen Heldentums eingeprägt, galt Eugene Cernan, Kommandant von Apollo 17, unverändert als der letzte Mensch, der den Trabanten betreten hatte. Monumentartig standen die Jahre '69 bis '72 im Landschaftsbild amerikanischer Geschichte, eine kurze, aber magische Epoche bemannter Missionen, die Nixons Bruchpilotenschaft auf surreale Weise konterkariert und damit geendet hatte, dass Cernan oben das Licht ausmachte. Er war und blieb der Letzte seines Jahrtausends. Als elfter Apollo-Astronaut hatte er im Mare Serenitatis herumspazieren und Hunderte jener kleinen Schritte tun dürfen, die Neil Armstrong als so groß für die Menschheit erachtet hatte. Sein Team sammelte mehr Mondgestein und absolvierte längere Außeneinsätze als jede andere Mannschaft zuvor. Der Kommandant selbst schaffte es, den ersten Autounfall auf einem fremden Himmelskörper zu bauen, indem er den hinteren

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