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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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umflankt von Ständen, die handgefertigte Applikationen anboten, ein anderer Laden verhökerte gebrauchte Musikinstrumente. Dem Cyber Planet gegenüber lag ein zweigeschossiger Backsteinkomplex. Ein Transporter parkte vor dem geöffneten Eingang, aus dem martialisch aussehende Gestalten technisches Gerät ins Innere trugen.
    Jericho glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
    Über dem Eingang prangte in doppelter Mannshöhe ein großes A. Darunter stand in klotzigen Lettern ein einziges Wort:
     

ANDROMEDA
     
    Mit quietschenden Reifen hielt er vor dem Transporter, sprang heraus und trat einige Schritte zurück. Schlagartig wurde ihm klar, was es mit dem ausgefransten Ring auf sich hatte, der den Querstrich des A ersetzte. Diane hatte aus dem Bildmaterial, das ihm zur Verfügung stand, das Beste herausgeholt, doch erst im Original ergab das Ganze Sinn. Der Ring war die Darstellung einer Galaxie, und Andromeda, besser gesagt, der Andromedanebel, war eine Spiralgalaxie im Sternbild Andromeda.
    Hi alle. Bin seit ein paar Tagen wieder in unserer Galaxis.
    Yoyo war hier!
    Oder auch nicht. Nicht mehr. Daxiong hatte ihn in die Irre geschickt, damit sie Zeit fand, zu verschwinden. Er fluchte und blinzelte in die Sonne. Der Smog verschmierte ihr Licht zu einem flächigen Gleißen, das in die Augen stach. Übellaunig verriegelte er das COD und betrat die dämmrige Welt des ANDROMEDA. Na wenn schon! Chen Hongbing hatte befürchtet, seine Tochter sitze ohne offizielle Anschuldigung auf irgendeiner Polizeiwache fest. Diese Sorge immerhin konnte Jericho ihm nehmen. Hingegen hatte ihm Chen nicht den Auftrag erteilt, jedenfalls nicht explizit. Er konnte nach Hause fahren. Sein Job war gemacht.
    Wenigstens sprach alles dafür, dass er Yoyos Spur gefunden hatte.
    Um sie gleich wieder zu verlieren.
    Schon ärgerlich.
    Er schaute sich um. Ein geräumiges Foyer. Später am Abend würden hier Eintrittskarten, Getränke und Zigaretten verkauft werden. Die Wand gegenüber der Kasse verschwand unter Plakaten, Veranstaltungshinweisen, Wandzeitungen und einem Pinboard, überwuchert von Zetteln. Offenbar eine Art Kontaktbörse. Jericho trat näher heran. Vornehmlich wurden Jobs und Mitfahrgelegenheiten gesucht, Übernachtungsmöglichkeiten, Instrumente und Software. Gebrauchte und geklaute Artikel aller Art waren im Angebot, außerdem Partner – für eine Nacht, für länger, mit besonderen Vorlieben. Was der eine suchte, bot der andere an. Das meiste war handschriftlich verfasst, ein ungewöhnliches Bild. Er betrat den eigentlichen Konzertbereich, eine schmucklose Halle mit hohen Fenstern, die alle zum Platz hin lagen. Die meisten der Scheiben waren blind oder verfärbt, sodass trotz des grellen Sonnenlichts wenig Helligkeit einfiel. Hier und da ersetzten Pappen fehlendes Glas. Das hintere Ende wurde von einer Bühne eingenommen, deren Ausmaße zwei Symphonieorchestern Platz geboten hätten. Beiderseits stapelten sich Boxen. Zwei Männer auf Leitern richteten Spots ein, andere trugen Equipment an ihm vorbei. Entlang der fensterlosen Längswand führte eine Stahltreppe auf eine Balustrade.
    Jericho dachte an Chen Hongbing und die Not in seinen Augen.
    Er schuldete Tu mehr als eine Vermutung.
    Zwei Männer schoben einen gewaltigen Rollkoffer an ihm vorbei. Einer der beiden klappte den Deckel hoch und entnahm dem Koffer Mikrofonstative, die er zur Bühne hochreichte. Der andere ging zurück in Richtung Foyer, verharrte, drehte den Kopf und starrte Jericho an.
    »Kann ich helfen?«, fragte er, was dem Klang nach hieß, er möge sich trollen.
    »Wer spielt heute Abend?«
    »Die Pink Asses. «
    »Mir ist das ANDROMEDA empfohlen worden«, sagte Jericho. »Es heißt, hier fänden einige der besten Konzerte Shanghais statt.«
    »Möglich.«
    »Die Pink Asses kenne ich nicht. Lohnt es sich?«
    Der Mann betrachtete ihn abschätzig. Er war muskulös und attraktiv, mit ebenmäßigen, fast androgynen Gesichtszügen und schulterlangem Haar. Das orangerote T-Shirt über der Knautschlackhose saß wie eine zweite Haut, offenbar der Sprühdose entstammend. Weder trug er die in der Szene obligatorischen Applikationen noch sonstigen Schmuck.
    »Kommt drauf an, was Sie mögen.«
    »Alles, was gut ist.«
    »Mando-Prog?«
    »Zum Beispiel.«
    »Dann sind Sie hier falsch.« Der Mann grinste. »Die Musik klingt ganz genauso wie der Name der Band.«
    »Nach rosa Ärschen?«
    »Nach wundgefickten Ärschen, Erstgeborener. Beiderlei Geschlechts. Ass Metal, nie gehört? Wollen

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