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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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mich sprechen.«
    »Klar.«
    »Wir verlieren Zeit«, drängte Funaki. »Sie haben den Fahrstuhl schon nach unten beordert, die Anzeige leuchtet.«
    Nair ergriff Sushmas Hand.
    »Komm«, sagte er.
    Vorbei an Funaki betraten sie die Kabine, gefolgt von Hsu, Kramp und der skeptisch dreinschauenden Borelius.
    »Du kommst mit?«, wunderte sich Kramp.
    »Denkst du, ich lasse dich alleine da runterfahren?«
    »Bleibt am besten gleich im Selene«, rief Nair den Zurückgebliebenen zu. »Wir schicken euch den Fahrstuhl umgehend wieder zurück.«
    Die Türen schlossen sich.
    Bin ich übervorsichtig, dachte O'Keefe. Am Ende ein Angsthase?
    Plötzlich beschlich ihn das ungute Gefühl, dass er soeben die letzte Chance in den Wind geschlagen hatte, mit heiler Haut hier herauszukommen.
     
    »Entsetzlich«, sagte Borelius leise. »Wenn ich daran denke, dass Aileen und Chuck –«
    »Denk gar nicht erst dran«, sagte Kramp und starrte geradeaus.
    Die Kabine setzte sich in Bewegung.
    »Fährt«, konstatierte Hsu.
    »Ich hoffe nur, er wird auch ein zweites Mal fahren«, sagte Sushma besorgt. »Die anderen hätten mitkommen sollen.«
    »Keine Bange«, beruhigte sie Nair. »Er wird fahren.«
    Das vertraute Gefühl der Gewichtsabnahme setzte ein. Die Fahrt beschleunigte sich, vorbei an der Kabine von E2, deren Inneres in rotgelber Glut changierte, während der Sauerstofftank unablässig Flammen in die Öde des Halses spie. Heißer und heißer wurde es dann. Trotz ihrer Dicke vermochten sich die Scheiben der Frontverglasung nur mit Mühe gegen das Feuer zu stemmen, noch aber verlagerte sich der Druck ins Innere und zwängte die Kabine langsam aber stetig auseinander. Dünne Längswände trennten die Fahrstuhlschächte voneinander, durchbrochen von quadratmetergroßen Durchlässen. Entgegen ihrem äußeren Anschein waren sie äußerst robust, aus Mondbeton gefertigt und geeignet, auch hohen Belastungen standzuhalten.
    Allerdings nicht solchen.
    Über eine Dreiviertelstunde lang hatte sich im Kabineninneren ferrostatische Spannung aufgebaut. Jetzt, da das tolerierbare Maximum überschritten war, entlud sie sich mit solch zerstörerischer Wucht, dass eine der Seitenverschalungen unter ohrenbetäubendem Lärm abgesprengt wurde, die Schachtwand in Trümmer schlug und sich schrapnellartig im Nachbarschacht verbreitete, mit dem Ergebnis, dass der Personalfahrstuhl ruckartig zum Stehen kam.
    So abrupt stoppte er, dass seine Insassen von den Füßen gerissen wurden, gewichtslos in die Höhe schossen, mit den Köpfen zusammenstießen und wild durcheinanderpurzelten. Im nächsten Moment knallte etwas aufs Dach, das die Kabine heftig erzittern ließ.
    »Was war das?« Sushma setzte sich auf und schaute mit aufgerissenen Augen umher. »Was ist passiert?«
    »Wir stehen!«
    »Mukesh?« Panik kräuselte ihre Stimme. »Ich will raus. Ich will sofort raus.«
    »Ruhig, meine Liebste, es ist bestimmt alles –«
    »Ich will raus. Ich will raus!«
    Er nahm sie in den Arm, redete schnell und leise auf sie ein. Nacheinander rappelten sie sich hoch, mit bleichen, angstvollen Gesichtern.
    »Habt ihr den Knall gehört?« Hsu starrte zur Decke.
    »Wir waren doch schon vorbei«, sagte Kramp zu sich selbst, als wolle sie das Gegebene wegdiskutieren. »Schon unterhalb der Empore.«
    »Irgendwas hat uns aufgehalten.« Borelius warf einen Blick auf die Anzeigen. Die Lichter waren erloschen. Sie drückte die Taste für die Gegensprechanlage. »Hallo? Hört uns jemand?«
    Keine Antwort.
    »So ein Mist«, fluchte Hsu.
    »Ich will raus«, flehte Sushma. »Bitte, ich will –«
    »Geh mir verdammt noch mal nicht auf die Nerven!«, herrschte Hsu sie an. »Du hast uns doch den Floh ins Ohr gesetzt, einzusteigen. Deinetwegen stecken wir fest.«
    »Du hättest ja nicht mitfahren müssen!«, gab Nair wütend zurück. »Lass sie in Ruhe.«
    »Ach, Scheiße, Mukesh.«
    »Hey!«, fuhr Borelius dazwischen. »Kein Streit, wir –«
    Etwas knirschte über ihnen. Ein hohles, schleifendes Geräusch schloss sich an, gefolgt von Totenstille.
    Ein Ruck ging durch die Kabine.
    Dann stürzte sie ab.
     
    »Ihr habt was?«
    Lynn stierte die Monitorwand und Funakis Gesicht an, das höchste Bestürzung ausdrückte.
    »Sie wollten um jeden Preis einsteigen, Miss Orley«, jammerte der Japaner. Sein Blick war nach unten gerichtet. In schneller Folge ruckte sein Kopf vor und zurück, Gesten der Unterwürfigkeit. »Was hätte ich denn machen sollen? Ich bin kein Feldmarschall, die Leute haben ihren

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