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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Sternenkrieger, verriet sich durch ihre anorektische Elbengestalt. Am liebsten hätte er ihr einen Tritt versetzt.
    »Das zahle ich dir heim«, murmelte er, musste jedoch im selben Augenblick grinsen.
    »Aber, Perry! Mein Held.«
    Sie kicherte weiter, geriet in Schieflage und begann sich auf den Kopf zu stellen. Jemand anderer, es mochte Locatelli, Edwards oder Parker sein, schickte sich an, den Rückzug ins Schleuseninnere anzutreten. Ein Dritter vollführte rudernde Armbewegungen. Nichts davon erweckte den Anschein, freiwillig zu geschehen. Außer Hedegaard und Black ließ eigentlich nur ein Teilnehmer der Gruppe kontrolliertes Handeln erkennen, indem er einen sauberen Halbkreis beschrieb und neben den beiden Führern zur Ruhe kam. O'Keefe zweifelte keine Sekunde daran, dass es Rogaschow war, dann fanden plötzlich alle wie von Geisterhand gesteuert zueinander.
    »Tückisch, was?«, lachte Black. »Im Vakuum zu navigieren ist mit nichts vergleichbar. Es gibt keine Reibung, keine Strömung, die Sie trägt, keinen Gegendruck. Einmal in Bewegung versetzt, ziehen Sie Ihre Bahn, bis ein entsprechender Gegenimpuls erfolgt oder Sie in den Einflussbereich eines Himmelskörpers geraten, der dafür sorgt, dass Sie als Sternschnuppe enden oder einen hübschen, kleinen Krater schlagen. Mit Schubdüsen umzugehen erfordert Übung, die Sie nicht haben. Darum müssen Sie ab jetzt gar nichts mehr tun. Die Fernsteuerung übernimmt. Für die Dauer der nächsten 20 Minuten setzen wir Sie auf den Leitstrahl, soll heißen, Sie können entspannt die Aussicht genießen.«
    Sie setzten sich in Bewegung und flogen zügig hinaus auf die künstliche Ebene, dem halb fertigen Raumschiff entgegen. Schwerelos ruhte es zwischen den Flutlichtmasten.
    »Natürlich versucht man, EVAs auf das absolut erforderliche Minimum zu begrenzen«, erklärte Hedegaard. »Inzwischen sind die Voraussagen für Sonnenstürme zuverlässig genug, um sie schon bei der Einsatzplanung zu berücksichtigen. Ohnehin geht kein Astronaut ohne Dosimeter nach draußen. Sollte es unerwartet zu Eruptionen kommen, bleibt reichlich Zeit, das Innere der Station aufzusuchen, außerdem verteilen sich Dutzende storm shelters über die Außenwände der OSS, gepanzerte Unterschlüpfe, falls es mal eng wird. Andererseits schützt selbst der ausgefeilteste Anzug auf Dauer nicht vor Strahlungsschäden, also setzt man zunehmend auf Roboter.«
    »Die fliegenden Dinger da?«, sagte Locatelli mit wackliger Stimme und zeigte in Richtung zweier beinloser Maschinen, die in einiger Entfernung ihren Weg kreuzten. »Sehen wie verdammte Aliens aus.«
    »Ja, es ist verblüffend. Nachdem sich die Wirklichkeit von der Science Fiction emanzipiert hatte, greift sie nun ihre Ideen auf. Etwa, indem man erkannt hat, dass menschenähnliche Apparate den Belangen ihrer Schöpfer in vielerlei Hinsicht entgegenkommen.«
    »Die Schöpfung nach dem Ebenbild«, sagte Mimi Parker. »Wie wir's vor 6000 Jahren vom Chef gelernt haben.«
    Etwas schwang in den salopp gewählten Worten mit, das O'Keefe stutzen ließ. Er beschloss, sich später Gedanken darüber zu machen. Die Gruppe flog eine ausladende Kurve und hielt auf das Raumschiff zu. Einer der Automaten hatte sich zeckengleich an der Außenhülle verankert. Seine beiden Hauptextremitäten verschwanden in einer geöffneten Klappe, wo sie offensichtlich etwas installierten, zwei kleinere Arme im Brustbereich hielten Bauteile bereit. Die Vorderseite des helmartigen Kopfes zierten schwarzglasige Sehschlitze.
    »Können die Dinger denken?«, fragte Heidrun.
    »Sie können rechnen«, sagte Hedegaard. »Es sind Roboter der Huros-ED-Baureihe, Humanoid Robotic System for Extravehicular Demands. Hochpräzise, absolut zuverlässig. Bislang hat es nur einen einzigen Zwischenfall gegeben, in den ein Huros-ED verwickelt war, allerdings ohne ihn ausgelöst zu haben. Danach hat man ihre Schaltkreise um ein Programm zur Lebensrettung erweitert. Wir setzen sie für alles Mögliche ein, Wartung, Instandhaltung und Konstruktion. Sollte es Sie ins All verschlagen, stehen die Chancen gut, von einem Huros wieder eingesammelt und wohlbehalten zurückgebracht zu werden.«
    Ihr Weg führte sie senkrecht einen der Lichtmasten hinauf und über den Rücken des Raumschiffs hinweg.
    »Mit den Shuttles braucht man zwei bis drei Tage bis zum Mond. Geräumige Dinger, wie Sie sehen werden, trotzdem sollten Sie sich während des Fluges spaßeshalber vorstellen, Sie seien damit zum Mars unterwegs.

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