Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
bisher verborgen geblieben waren. Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen. „Was willst du hier?“
„Ich dachte, du möchtest vielleicht mehr über die Stellung erfahren, bevor du dich entscheidest“, murrte er, noch immer verärgert. Er gestand sich ein, dass er log. Er hatte Claire sehen wollen, sonst gar nichts.
„Eine gute Idee“, erwiderte sie kühl.
Max nahm ihr gegenüber Platz, schwieg und trank mit finsterer Miene seinen Kaffee.
„Nun?“, hakte Claire nach einer Weile nach.
„Du wirst die Sekretärin des Verwaltungsdirektors Theo Caulfield. Ihm unterstehen die Bereiche Lohnbuchhaltung, Versicherung, allgemeine Buchhaltung, Datenverarbeitung, Instandhaltung, Büromaterialien und das Sekretariat, obgleich jeder Bereich einen eigenen Abteilungsleiter hat. Es ist eine anspruchsvolle Stellung.“
„Es klingt interessant“, sagte Claire höflich, aber auch aufrichtig.
„Du wirst gelegentlich Überstunden machen müssen, aber in Grenzen. Du hast zwei Wochen für den Umzug. Ich würde dir gern einen Monat geben, aber das Büro ist in Aufruhr wegen zahlreicher Umbesetzungen, und du wirst gebraucht.“ Er verschwieg lieber, dass er um ihretwillen den Aufruhr veranstaltet hatte. „Ich helfe dir bei der Wohnungssuche. Du hast mir geholfen, also schulde ich dir den Gefallen.“
Claire erstarrte bei der Erwähnung seiner Wohnung, die nur ein teures Requisit war, ein Teil seines Täuschungsmanövers, das ihm den Eindruck von Beständigkeit vermitteln sollte. „Nein danke. Ich brauche deine Hilfe nicht.“
Sein Gesicht wurde finster, und er stellte heftig den Becher ab. „Nun gut“, fauchte er, sprang auf und zog Claire mit sich hoch. „Du bist also entschlossen, nicht nachzugeben, mich nicht einmal anzuhören. Dann bleib hinter deiner Mauer in Sicherheit! Aber wenn du jemals etwas vermisst, dann denk an das hier.“ Seine Arme pressten sie an sich, sein Mund senkte sich warm und starkauf ihren, und seine Zunge drang tief ein.
Tränen brannten in ihren Augen, als das vertraute Verlangen in ihr erwachte, so wild und heftig wie stets.
Atemlos schob Max sie von sich. „Wenn du glaubst, dass das irgendwas mit Geschäften zu tun hat, dann bist du ein verdammter Dummkopf“, stieß er schroff hervor und stürmte eiligst aus der Wohnung.
10. KAPITEL
I n den folgenden zwei Wochen war Claire viel zu beschäftigt, um sich vor dem Umzug nach Dallas zu fürchten. Es erwies sich als recht schwierig, eine Wohnung zu finden. Unzählige Stunden verbrachte sie mit der Suche, und immer wieder verirrte sie sich dabei in der fremden Stadt.
Nachdem Alma erst einmal den Schrecken überwunden hatte, dass eine ihrer Töchter aus unmittelbarer Nähe fortzog, beteiligte sie sich mit Feuereifer an der Suche, zog tagelang mit Claire durch Dallas und spürte sämtliche Schwachstellen in den Wohnungen auf.
Claire ließ ihre Mutter gewähren, belustigt über deren Eifer. Seltsamerweise fühlte sie sich ihrer Familie immer näher, je älter sie wurde, und deren Selbstvertrauen schüchterte sie nicht länger ein. Sie liebte sie und war stolz auf deren Leistungen.
Sogar Martine wurde in die Wohnungssuche einbezogen. Gemeinsam fertigten sie eine Liste der geeignetsten Objekte an und begannen dann sie einzugrenzen. Die supermodernen Wohnblocks gefielen Claire überhaupt nicht, und obwohl sie nie ein Haus in Betracht gezogen hatte, war es schließlich ein winziges hübsches Häuschen, das sämtliche Wohnungen ausstach. Aufgrund der bescheidenen Größe war der Mietpreis bemerkenswert niedrig.
Die Renovierung entwickelte sich zu einem richtigen Familienprojekt. Claire und ihr Vater strichen die Räume in hellen Farben, damit sie größer wirkten. Alma und Martine kauften Stoff und nähten Gardinen für die ungewöhnlichen Fenstergrößen. Steve brachte neue Schlösser an den Türen und Fensterläden an, und dann schmirgelte und polierte er die alten Holzfußböden. Brad und Cassie, die Kinder, tobten derweil im winzigen Garten und verlangten in periodischen Abständen nach Limonade und belegten Broten.
Am Tag des Umzugs herrschte im gesamten Haus ein schreckliches Durcheinander. Die Möbelpacker trugen ein Stück nach dem anderen hinein, während Claire und Martine und Alma entschieden, wohin es gestellt werden sollte. Steve und Harmon enthieltensich der Stimme, stellten sich einfach zur Verfügung, wenn Muskelkraft gebraucht wurde.
„Ist noch ein Paar Hände willkommen?“, fragte plötzlich eine tiefe Stimme von der
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