Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
Sessel sitzen sah.
Er blickte auf, und beim Anblick ihres warmen, noch feuchten Körpers im Bademantel trat ein inniger Ausdruck auf sein Gesicht. „Meine Mutter hat manchmal einen sehr merkwürdigen Sinn für Humor“, sagte er und streckte eine Hand aus. „Komm her, Liebes, und lass mich dich eine kleine Weile festhalten, bevor ich nach Hayden Hill verbannt werde.“
Claire legte ihre Hand in seine, und er zog sie hinab auf seinen Schoß. Seufzend barg sie den Kopf an seiner Schulter und spürte, wie seine Arme sich fest und warm um sie schlossen.
„Du bist so still, seit wir New York verlassen haben“, murmelte er. „Hast du etwas, oder liegt es nur an dem langen Flug?“
Solange er sie in den Armen hielt, war die Welt für sie in Ordnung. „Nein, ich habe nichts.“
Er schob eine Hand unter den Bademantel, umschmiegte ihre Brust, streichelte sie mit zarten Fingern. „Soll ich dich jetzt schlafen lassen? Deine Eltern sind schon in ihrem Zimmer. Das Telefon klingelt zwar ständig, aber meine Mutter wehrt jeden ab.“
„Bitte, geh noch nicht, Max. Halt mich noch eine Weile.“
„In Ordnung, Liebes.“ Seine Stimme klang leise. Er hob ihr Gesicht und küsste sie auf den Mund. Seine Zunge drang forschend ein, und seine Hand streichelte sie nicht mehr ganz so sanft. „Es wird eine endlos lange Woche“, murmelte er, während seine Lippen über ihre Kehle wanderten. „Vielleicht entführe ich dich einfach eines Tages und bringe dich an einen Ort, wo wir allein sein können.“
Wenn er mich doch jetzt entführen könnte, dachte Claire unwillkürlich. Wenn die Hochzeit nur schon vorüber wäre und wir nach Dallas zurückkehren könnten!
Für Claire sollte alles nur noch schlimmer werden. Ihr blieb nie ein Augenblick für sich allein. Von Tag zu Tag trafen mehr Leute ein, die es zu begrüßen galt, und die Hochzeit diente als Vorwand für eine Party an jedem Abend. Alma fühlte sich in ihrem Element, und auch Harmon genoss das Leben eines englischen Gentlemans. Dann trafen Martine und Steve mit den Kindern ein und wurden überschwänglich empfangen. Martine verstand sich auf Anhieb ausgezeichnet mit Max’ geselligen Schwestern Emma, Patricia und Victoria, und Prescott House hallte wider von deren fröhlichem Gelächter und Geplauder.
Die Tage waren ausgefüllt mit ausgedehnten Mittagessen, Nachmittagstees und endlosen Besuchen sowie mit Terminen beim Fotografen, Floristen und Friseur. Es war ein angenehmes, wohlgeordnetes Leben voller Privilegien.
Claire fand keine Gelegenheit, mit Max allein zu sein, aber indem sie sein Milieu kennenlernte, erfuhr sie mehr über ihn als je zuvor. Er war von adliger Abstammung und sah nichts Ungewöhnliches in seinem Lebensstil. Er war ein Conroy von Hayden-Prescott, und da die Familie reich war, machte ihn sein Erbteil unabhängig wohlhabend. Allein sein Ehrgeiz hatte ihn dazu getrieben, auszuwandern. Er war zwar der Familie abtrünnig geworden, aber die jahrhundertealte aristokratische Lebensart prägte ihn den noch.
Sie passte nicht in seine Welt. Ein Mann in seiner Position brauchte eine Frau, die sich in der Gesellschaft wohlfühlte, während Claire ein zurückgezogenes Leben bevorzugte. Sie hatte ihr Bestes gegeben, um den Halseys zu genügen, und hatte versagt. Wie sollte es ihr je gelingen, den Ansprüchen der Conroys von Hayden-Prescott gerecht zu werden? Sie bildeten die Elite, während Claire nur eine Sekretärin aus Houston war.
Die Feierlichkeiten nahmen für Claire immer mehr einen unwirklichen Charakter an. Sie tat, was man ihr auftrug, ging, wohin sie geführt wurde, doch in ihrem Innern wuchs die Überzeugung, dass alles ein Irrtum sei. Schon bald würde Max erkennen, wie ungeeignet sie war. Und sie wusste aus Erfahrung, was danachkam: zuerst seine Ungehaltenheit, weil sie die Erwartungen nicht erfüllte, dann sein Mitleid und schließlich seine Gleichgültigkeit.
Isoliert von Max, ohne die Bestätigung seiner Leidenschaft, zog sie sich wie früher immer mehr zurück, um sich zu schützen. Seine Gründe für den Antrag waren ihr völlig unklar. Vielleicht hielt er sie für geeignet, vielleicht war er einfach bereit, eine eigene Familie zu gründen, aber er liebte sie nicht. Selbst in all den Augenblicken höchster Leidenschaft hatte er nie ein Wort über Liebe verloren.
Unter diesen Umständen konnte die Ehe einfach nicht gut gehen, und Claire konnte es nicht ertragen, wenn Max sie eines Tages wegen ihrer Unzulänglichkeit verachtete. Sie musste
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