Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
sämtliche Geschäfte der Stadt nach passenden Schuhen ab.
„Es ist alles so ermüdend“, seufzte Claire, als sie am Abend schließlich in Max’ Wohnung zurückkehrten. „Einen ganzen Tag zu arbeiten strengt mich nicht so an wie diese Einkauferei. Und das Schlimmste ist, dass ich jedes Wochenende zur Anprobe herkommen muss.“
„Ich werde doch bei dir sein. Und wenn es dir zu viel wird, fahren wir einfach nach Dallas zurück“, entgegnete Max.
„Dann schaffen wir nicht alles.“
„Es ist mir lieber, nicht alles zu schaffen, als dass meine Frau vor Erschöpfung zusammenklappt.“
Seine Frau. Allmählich gewöhnte Claire sich an diese Vorstellung. Sie liebte ihn so sehr, dass ihr Herz zu zerspringen drohte. Und als sie dann im Bett lagen, schlang sie die Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn.
Max drückte Claire an sich, genoss das Gefühl ihres weichen Körpers in seinen Armen. Wie immer, wenn er ihr nahe war oder an sie dachte, verspürte er den Drang, sie zu lieben. Aber sie war zu erschöpft. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und hielt sie umarmt, bis sie eingeschlafen war.
12. KAPITEL
D er lange, eintönige Flug nach London neigte sich dem Ende zu. Claire verspürte Erleichterung, gleichzeitig aber graute ihr bei der Vorstellung, Max’ Familie kennenzulernen.
Sie hatte mit seiner Mutter telefoniert und deren Herzlichkeit gespürt, doch die große Anzahl der Familienmitglieder jagte ihr Angst ein. Sie hatte sich die Namen seiner Geschwister sowie die der Ehegatten und zahlreichen Kinder eingeprägt, aber sie bildeten nur einen winzigen Bruchteil. Hinzu kamen noch Onkel und Tanten, Cousins und angeheiratete Verwandte, Großeltern und Großtanten und Großonkel sowie all deren Kinder und Gatten.
Alma und Harmon saßen direkt vor Claire und Max. Es dauerte noch genau eine Woche bis zur Hochzeit, und Alma hatte beinahe während des gesamten Fluges an ihrer allzeit gegenwärtigen Liste gearbeitet. Martine, Steve und die Kinder sollten in drei Tagen folgen, ebenso wie Rome und Sarah mit Missy und Jed.
Claire warf einen flüchtigen Seitenblick auf Max und fragte sich, ob er nun, da die Hochzeit näherrückte, wohl Zweifel hegte. Doch sein Gesichtsausdruck verriet ihr überhaupt nichts. Trotz all der leidenschaftlichen Stunden, die sie in seinen Armen verbracht hatte, erschien er ihr manchmal immer noch wie ein Fremder – ein gut aussehender, verschlossener Fremder, der seine Leidenschaft mit ihr teilte, nicht aber seine Gedanken. Er verhielt sich umgänglich, charmant und aufmerksam, aber er schien etwas vor ihr zurückzuhalten. Sie liebte ihn innig, aber sie verbarg es, denn er wollte zwar ihre Freundschaft und ihren Körper, anscheinend aber nicht ihre Gefühle. Er verlangte keine von ihr und gab auch keine.
Und dieser Umstand bildete den wahren Grund für ihr Unbehagen. Sie hätte einer ganzen Armee von Verwandten mit Fassung entgegentreten können, wenn sie sich Max’ Liebe sicher gefühlt hätte. Doch unter den gegebenen Umständen fürchtete sie sich davor,von all diesen Leuten beobachtet und abgeschätzt zu werden. Ihre Hände waren eisig, und sie presste sie zusammen, um sie aufzuwärmen.
Das Flugzeug setzte zur Landung an, und ein dicker Kloß trat in ihre Kehle. Max bemerkte ihre Furcht nicht. Er freute sich auf das Wiedersehen mit seiner Familie, und seine Augen funkelten erwartungsvoll.
Auf dem Flughafen Heathrow herrschte ein chaotisches Gewühl und Gedränge, doch Max wirkte völlig ungerührt. Lässig winkte er einen Gepäckträger herbei, und als gerade der letzte ihrer Koffer auf dem Förderband erschien, rief eine helle, fröhliche Stimme über den Lärm hinweg: „Max! Max!“
Er drehte sich um. Ein breites Lächeln glitt über sein Gesicht. „Vicky!“ Er breitete die Arme aus, und eine große blonde Frau warf sich hinein. Er drückte sie stürmisch an sich. Dann zog er Claire mit einem Arm an sich. „Claire, dieser Wildfang ist meine jüngste Schwester Victoria – Vicky für alle, die ihr aufsässiges Benehmen kennen. Vicky, Claire Westbrook.“
„Die sofort berühmt wurde, als sie den berüchtigten Maxwell Conroy angelte“, neckte Vicky und umarmte Claire herzlich.
Claire lächelte still und dachte bei sich, dass sie diese natürliche junge Frau auf Anhieb mochte. Sie war groß und goldblond wie Max, doch ihre Augen waren himmelblau und ihre Gesichtszüge nicht so ausgeprägt. Dennoch sah sie ihm sehr ähnlich, und sie wirkte auffallend hübsch.
Vicky
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