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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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sind«, antwortete der Farmer.
»Mr. McKutchen hat mich doch gestern eine Nachricht an seine Schwester senden
lassen. Ich habe auch schon eine Antwort erhalten.« Ezra schaute sich suchend
in der Küche um. »Wo ist das Telegramm, Amanda?«
    Amanda –
ein hübscher Name für eine solch mürrische und streng dreinblickende Frau,
dachte Bonnie – zog ein gelbes Blatt aus ihrer Bibel und schob es Eli zu. Aber
er tat, als sähe er es nicht, und so hob Bonnie das Telegramm auf und las die
Nachricht, während sie Eli unter dem Tisch einen harten Tritt versetzte.
    Dem
Himmel sei Dank, stand
in dem Telegramm. Rose und Katie sind bei mir in Sicherheit. Webb wird
gepflegt. Kommt bald nach Hause. Genoa.
    »Es hätte
mich sehr beruhigt, etwas von diesem Telegramm zu wissen!« sagte Bonnie, ohne
Rücksicht auf die beiden Kinder, die sie verwundert anstarrten. »Eli McKutchen
– wie konntest du nur?«
    Amanda
öffnete ihre Bibel und begann lautlos zu lesen.
    Eli zuckte
nur die Schultern, und das machte Bonnie so wütend, daß sie ihn am liebsten
geohrfeigt hätte. Doch sie beschränkte sich darauf, aufzuspringen und nach
einem brüsken: »Vielen Dank für das Essen!« hinauszulaufen.
    Obwohl sie
erwartet hatte, daß Eli ihr folgen würde, war sie schon eine Meile in Richtung
Colville gelaufen, als Eli sie einholte. »Ezra hätte uns hingebracht, wenn du
gewartet hättest«, bemerkte Eli so gelassen, als hätte er sie nicht belogen und
betrogen.
    Bonnie ging
stur weiter. »Mit zwei Stöckchen Feuer anzünden – ha!«
    Eli lachte.
»Hättest du lieber in der Scheune der Kinders geschlafen, Bonnie? Im Haus
hätten sie uns nicht übernachten lassen. Mrs. Kinder weiß, daß wir nicht
verheiratet sind. Für sie sind wir Sünder.«
    »Das sind
wir auch!« schrie Bonnie und ging noch schneller. »Wir werden beide in der
Hölle schmoren!«
    »Ich glaube
nicht an die Hölle«, entgegnete Eli ruhig, »und du auch nicht.«
    Mitten auf
dem Pfad blieb Bonnie stehen, mit blitzenden Augen und zornig verschränkten
Armen. Sie wußte, daß ihr Haar von dem unfreiwilligen Bad im Columbia River
verfilzt und höchstwahrscheinlich mit Zweigen und Blättern durchsetzt war. Ihr
Gesicht war mit ziemlicher Sicherheit genauso schmutzig, wie es sich anfühlte,
und ihre Kleider waren ruiniert. Ihr bester Umhang war verloren, und an ihre
Schuhe wollte sie nicht einmal denken. »Woher willst du wissen, woran ich
glaube, Eli? Du hast dir niemals die Mühe gemacht, mich danach zu fragen.«
    Auch seine
Kleider sahen schrecklich aus. Wer würde ihre phantastische Geschichte schon
glauben, falls sie je den Weg nach Colville fanden? »Na schön, Bonnie«, sagte
er seufzend. »Woran glaubst du?«
    Bonnie war
außer sich vor Zorn. Jetzt, wo er sie endlich fragte, fiel ihr keine Antwort
ein, verdammt! Sie drehte sich ganz unvermittelt um und stürmte weiter.
    Es dauerte
nicht lange, da war Eli wieder neben ihr. »Wir sollten zurückgehen«, sagte er.
    »Warum?«
    »Weil
Colville dort drüben Iiegt«, antwortete er und zeigte in die entgegengesetzte
Richtung.
    Wieder
hätte Bonnie ihn fast getreten. »Das hättest du mir auch sagen können, bevor
ich in diesen schrecklichen Schuhen so weit gelaufen bin!« schrie sie empört.
    Er runzelte
die Stirn. »Tun dir die Füße weh?«
    »Ja!«
    Eli beugte
sich leicht vor, legte seinen Arm um Bonnies Taille und warf sie wie einen Sack
Mehl über seine Schulter. Als der erste Schock verflogen war, begann sie seinen
Rücken mit ihren Fäusten zu bearbeiten.
    »Laß mich
sofort herunter!«
    Eli seufzte
und stellte sie wieder auf die Füße.
    »Ich wollte
dir nur helfen«, erklärte er im Tonfall eines Märtyrers.
    Es war
später Morgen, als sie Colville erreichten, und sie hatten das große Glück,
noch zwei Fahrkarten für den Zug nach Northridge zu bekommen. »Erinnere mich
daran, daß ich Genoa danke. Sie hat das Geld für die Fahrkarten telegrafisch
überwiesen.«
    Bonnies
Erleichterung war so groß, daß sie ihren Ärger für einen Moment vergaß. »Gott
segne sie!«
    »Wir haben
noch zwei Stunden Zeit«, erklärte Eli. »Möchtest du, daß wir uns ein Zimmer in
dem Hotel dort drüben nehmen, damit du baden kannst?«
    »Hat Genoa
auch dafür Geld geschickt?«
    »Meine
Schwester ist eine praktisch denkende Frau. Sie wird sich vorstellen können,
wie wir aussehen nach unserem unfreiwilligen Abenteuer.«
    Bonnie
versuchte, ernst zu bleiben, aber es gelang ihr nicht. Das würde die richtige
Geschichte sein, um sie ihren

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