Linda Lael Miller
ich nicht Genoa meinte. Ich sprach von deiner Geliebten!«
»Meiner was?«
»Ich möchte
mich nicht weiter darüber auslassen in Gegenwart eines unschuldigen Kindes«,
erwiderte Bonnie würdevoll.
Eli
verdrehte die Augen. »Bei anderen Dingen scheint es dich ja auch nicht zu
stören, sie in Rose Maries Gegenwart zu tun. Also erklär mir jetzt bitte, was
du meinst.«
Seine
Eifersucht erschien ihr plötzlich gar nicht mehr so amüsant. Wenn er nun
behauptete, Bonnie sei nicht imstande, die richtige Umgebung für Rose Marie zu
schaffen, und deshalb müsse er ihr das Kind nehmen? »Ich schlafe auf dem Sofa«,
sagte sie lahm. »Ich wollte dich vorhin nur ärgern – der Gerüchte wegen, die
über dich und Earline Kalb im Umlauf sind.«
»So? Was
reden die Leute denn über uns?« fragte Eli spöttisch.
Als Bonnie
nichts erwiderte – aus purem Eigensinn – lachte er. »Ich bringe Rose nach dem
Abendessen zurück«, sagte er und verließ mit ihr den Laden. In hilflosem Zorn
starrte Bonnie ihm nach.
Doch
Sekunden später kehrte er zurück. »Würdest du uns gern begleiten?« fragte er,
als sei ihm der Gedanke eben erst gekommen.
Bonnie
überlegte nicht lange. Sie war müde, hatte Forbes Durrant praktisch ihr
gesamtes Kapital gegeben und fühlte sich nicht in der Lage, einen weiteren
Abend in diesem Irrenhaus zu verbringen. Rasch holte sie ihr Umhängetuch, rief
Katie zu, daß sie ausging, und schloß den Laden ab.
So neben
Eli, der ihre Tochter auf einer Schulter trug, daherzugehen, vermittelte ihr
ein gutes Gefühl. Es war fast so, als wären sie doch eine richtige Familie.
Aber das
waren sie natürlich nicht. Sie waren geschieden, und Kileys tragischer Tod
stand auch heute noch wie eine Barriere zwischen ihnen. Der Gedanke an den
kleinen Jungen, der jetzt bei ihnen hätte sein sollen, stimmte sie wieder
traurig.
»Was hast
du, Bonnie?« fragte Eli, als sie sich Genoas stattlichem Haus näherten. »Du
siehst aus, als würdest du gleich weinen.«
Die Sirene
im Hüttenwerk erklang, und ihr schriller Ton trug noch zu Bonnies einsamer
Stimmung bei. Sie konnte Elis Frage nicht ehrlich beantworten, denn das hätte
Wunden aufgerissen, die noch nicht ganz verheilt waren. »Ich bin nur müde«,
sagte sie, was zum Teil sogar stimmte.
Elis
nächste Worte kamen für sie sehr unerwartet und wurden in einem solch
schüchternen Ton vorgebracht, wie sie ihn nie von ihm erwartet hätte. »Ich
würde dir gern einmal die neuen Häuser zeigen. Sie sind fast fertig.«
Als Bonnie
den Blick zu Eli erhob, bemerkte sie eine ganz uncharakteristische
Verwundbarkeit an ihm. Es schien ihm wirklich etwas zu bedeuten, daß sie diese
Häuser sah, und das war erstaunlich angesichts der Aufmerksamkeit, die er in
letzter Zeit angeblich Earline Kalb entgegenbrachte. »Gern, Eli«, sagte Bonnie
leise.
Genoa
empfing sie schon an der Tür und nahm Rose Marie auf den Arm, die ihre geliebte
Tante jauchzend begrüßte.
»Die
Gewerkschaftsfunktionäre sind wieder in der Stadt«, vertraute Eli Bonnie leise
an, als Genoa mit Rose in den Garten ging.
Bonnie
blieb betroffen stehen. Seit Mr. Denning und seine Leute nach der
Überschwemmung abgereist waren, hatte sie nicht mehr an sie gedacht. »Das wußte
ich nicht«, antwortete sie. »Glaubst du, daß es wieder Ärger geben wird?«
»Die
Möglichkeit besteht immer, Bonnie.«
»Es ärgert
mich maßlos, daß diese Schufte straflos davongekommen sind, nachdem sie Webb
halbtot geschlagen hatten! Der Marshal hat ihn immer wieder zu dem Überfall
befragt, aber Webb kann sich beim besten Willen nicht entsinnen, wie seine
Angreifer aussahen.«
Eli nahm
Bonnies Hand und fragte sanft: »Könnten wir aus nahmsweise einmal nicht über
Hutcheson sprechen, Bonnie? Bitte.«
Sie nickte
lächelnd. Es tat so gut, Elis warme Hand zu spüren.
Zu ihrer
Verblüffung beugte er den Kopf und küßte sie. »Ob du es mir glaubst oder nicht,
Bonnie«, sagte er dann, »aber die Gerüchte entbehren jeder Grundlage.«
Bonnie
wußte, daß er von sich und Earline Kalb sprach. »Das ist gut«, sagte sie. »Sehr
gut.«
Eli nahm
wieder ihre Hand, und gemeinsam betraten sie Genoas Haus. Und für einen
Augenblick lang schien es fast, als sei alles in bester Ordnung zwischen ihnen.
22
Das Pony stand im Garten hinter Genoas Haus
und zupfte munter an ihrem gepflegten englischen Rasen. Das schöne Tier bot
einen prächtigen Anblick mit dem schmucken Sattel und dem aus weichem Leder
gearbeiteten Zaumzeug. Als Rose sich ihm staunend
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