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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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und ihn
auf Jessies dunkle Veranda hinauszuziehen. Jessie war höflich genug, die Tür
hinter ihnen zu schließen.
    Die
Nachtluft war nicht bloß warm, sondern richtiggehend heiß, erfüllt vom Duft
der Sommerrosen, und der Himmel glitzerte von Sternen, als sei er extra für den
Feiertag geschmückt. Das Krachen von Feuerwerkskörpern hallte von nah und fern
wider.
    Im Licht
des hellen Mondes konnte Annabel sehen, daß Gabriel verwirrt die Stirn
runzelte. »Wenn es um die Scheidung geht ...«
    »Es geht um
Nicholas!« fiel Annabel ihm scharf ins Wort, kaum noch in der Lage, ihren Zorn
zu bändigen. »Wie konntest du nur, Gabriel? Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Wie kann
ich was wagen?« fragte Gabriel, der jetzt nicht mehr nur verblüfft, sondern
auch verärgert war. Seine Nase war nur einen Zentimeter von Annabels entfernt,
und sie konnte seinen warmen Atem auf ihren Lippen spüren. Zu ihrem Entsetzen
löste er dort ein Prickeln aus und eine ganze Lawine anderer Gefühle in ihr.
Wenn er sie jetzt geküßt hätte, trotz der Wut, die sie beherrschte ...
    Sie
schüttelte die Bilder ab, die ihren Geist zu überfluten drohten und sie
ablenkten von dem, was jetzt wichtig war. »Warum hast du mir nicht gesagt, daß
Nicholas Probleme hatte? Warum hast du nicht nach mir geschickt?«
    »Jeder
Junge kriegt irgendwann Probleme, wenn er nur ein bißchen Phantasie und
Unternehmungsgeist besitzt«, erklärte Gabriel. Seine Augen sprühten Funken.
»Und warum hätte ich nach dir schicken sollen? Du hast von Anfang an klar und
deutlich zu erkennen gegeben, daß du nicht das geringste Interesse an ihm
hattest.« Und an mir auch nicht. Letzteres sprach er nicht aus, hätte es
aber ebensogut auch tun können; die Worte schienen zwischen ihnen zu hallen
wie das Echo einer Kriegstrommel.
    Annabel
ging zur Balustrade und umklammerte sie mit beiden Händen, während sie mit den Tränen kämpfte.
Ihr Rücken war steif, sie zitterte, und ihr war, als müßten die Knie ihr den
Dienst versagen.
    »Ich hatte
meine Gründe fortzugehen, und das weißt du«, stieß sie hervor. »Im übrigen hat
Nicholas sich geweigert, bei mir in Boston zu bleiben. Ich hatte keine andere
Wahl, als ihn zurückzuschicken.«
    »Du hättest
mit ihm kommen können.«
    Entrüstet
wirbelte sie zu ihm herum. »Und du hättest nach Boston kommen können, um uns
abzuholen!« schrie sie.
    »Wozu?«
fragte Gabriel, der jetzt aufrichtig verwirrt erschien. »Das wäre dumm
gewesen. Du hattest bereits eindeutig klargestellt, wie deine Gefühle waren,
als du fortgingst.«
    »Der Teufel
soll dich holen!« zischte Annabel und hob beide Fäuste, um damit gegen seine
Brust zu hämmern, doch als sie einsah, daß es sinnlos war, ließ sie sie dort
einfach liegen.
    »Verdammt,
Gabriel, ich habe auf dich gewartet – monatelang habe ich auf dich gewartet!«
    Er schloß
starke, schwielige Hände um ihre Handgelenke, aber ohne ihr weh zu tun. Wieder
runzelte er verwirrt die Stirn. »Ich verstehe nicht. Du dachtest, ich würde
nach Boston kommen?«
    Annabels
Tränen, die sie bisher so tapfer unterdrückt hatte, waren nun nicht mehr
aufzuhalten. Sie sammelten sich in ihren Wimpern und ließen Gabriels Gesicht
vor ihr verschwimmen. »Ja! Ich wollte, daß du kamst, um uns zu holen, Nicholas
und mich. Ich wollte von dir hören, daß du es bereust, daß du mir nie wieder
untreu sein würdest, weder mit Miss Sermon noch mit irgendeiner anderen ...«
    Gabriel
fluchte und stieß ihre Hände fort, kehrte ihr den Rücken zu und fuhr sich mit
beiden Händen durch sein schon zerzaustes Haar. Schließlich drehte er sich
wieder zu ihr um und sah, daß sie sich auf die Lippen biß.
    »Erstens«,
sagte er, wobei ihm anzusehen war, wie mühsam er sich beherrschte, »konnte
ich nicht wissen, daß du erwartet hast, ich würde dir hinterherlaufen,
nachdem du mich aus freien Stücken verlassen hattest. Und zweitens denke ich
nicht daran, dir meine Beziehung zu Julia zu erklären. Ich habe dir Treue
geschworen und mein Gelübde eingehalten.«
    »Ha!« rief
Annabel verächtlich und wandte sich so abrupt ab, um die Stufen hinabzugehen,
daß sich ein Fuß in ihrem Rock verfing und sie kopfüber auf dem Bürgersteig
gelandet wäre, wenn Gabriel nicht ihren Arm ergriffen hätte. Sie wußte nicht,
ob es Galanterie war oder Zorn, was ihn veranlaßte, sie festzuhalten, aber er
ließ sie nicht mehr los.
    »Warum ist
es so verdammt schwer für alle zu begreifen, daß ein Mann und eine Frau einander mögen können?

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