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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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hatte. »Aber du würdest sie besuchen, wenn sie
es erlauben würde?«
    Gabe war
nie ein Lügner gewesen, ganz gleich, wie Annabel darüber dachte. »Ja«,
erwiderte er schlicht. Julia war nüchtern und objektiv; sie würde ihm helfen,
sich über seine Gefühle klarzuwerden.
    »Mir
scheint, wir haben einen toten Punkt erreicht, Mr. McKeige. Du wirst deine
Geliebte nicht aufgeben, und ich werde mein Leben nicht mit einem Mann
verbringen, der sich eine hält.«
    Ein
niederschmetterndes Gefühl der Hoffnungslosigkeit erfaßte Gabe; die Entfernung
zwischen ihm und Annabel war zu groß; es war eine Kluft, die so unüberbrückbar
war wie der Unterschied zwischen Himmel und Hölle, und mindestens genauso nebulös.
    »Ich
erinnere mich nicht, dich gebeten zu haben, dein Leben mit mir zu verbringen«,
entgegnete er mit einer Kälte, die aus Selbstverteidigung geboren war.
»Zumindest nicht in letzter Zeit. Aber da wir schon einmal beim Thema sind, Mrs. McKeige, darf ich vielleicht sagen, daß ich nichts mit einer Frau anfangen
kann, die auf die andere Seite des Landes – oder besser gesagt, der Welt – entflieht,
wann immer es ein bißchen schwierig wird.«
    Annabel
warf ihre Serviette auf den Tisch und sprang auf. »Ich weiß nicht, warum ich
versuche, mit dir zu reden – es wäre leichter, eine vernünftige Unterhaltung
mit deinem verdammten Pferd zu führen!«
    Gabe zuckte
mit den Schultern. »Ich gebe es auf«, erwiderte er mit erzwungener
Gelassenheit. »Geh nur, Annabel. Es gefällt dir nicht, was hier geschieht, was
hier geredet wird. Also lauf davon, wie du es immer tust.«
    Im ersten
Moment glaubte er, sie werde die Suppenterrine über seinem Kopf ausleeren oder
zerrissen werden von der Anstrengung, ihre Wut zu unterdrücken.
Annabel zu beobachten war faszinierend – und ungefähr genauso gefährlich, wie
das Herannahen eines Wirbelsturms oder einer Flutwelle zu beobachten.
    Sie setzte
sich wieder. Ziemlich ungraziös und heftig. »Verdammt!« murmelte sie wütend.
    Gabe
erinnerte sich an sein Essen, und da sein Magen jetzt nicht mehr ganz so
verkrampft war wie zuvor, probierte er es. Das Ragout war kalt, und obwohl es
durchaus würzig schmeckte, blieb es trotz allem ein Werk von Charlie. Charlies
schlechte Küche, dachte er manchmal, war erheblich mehr, als es auf den ersten
Blick erschien – sie war so etwas wie ein geheimer Racheakt des roten Mannes an
den Bleichgesichtern.
    »Beruhige
dich und iß etwas«, sagte er. »Ich schlafe heute nacht im Gästezimmer, um deine
Tugend nicht zu gefährden.«
    Annabel
bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick, bevor sie ihre Gabel nahm.
    Draußen, auf der Veranda, stellte Nicholas
seinen Teller auf den Boden und lachte, als Annabels Hunde daran schnüffelten
und wieder gingen, ohne das Essen auch nur probiert zu haben. Er ging zur Arbeiterbaracke,
um sich umzuziehen, schnallte seinen Waffengurt um und holte seinen Schlafsack.
Als das geschehen war, ging er in die Scheune, sattelte sein Pferd und machte
sich in die Berge auf.
    Bei
Sonnenuntergang hatte er auf einer kleinen Lichtung am Flußufer sein Lager
aufgeschlagen. Als er am Feuer hockte und Forellen für sein Abendessen briet,
ritt ein halbes Dutzend Männer in das Lager. Sie alle schauten so grimmig
drein, als kämen sie direkt aus der Hölle, und alle waren schwer bewaffnet.
    Nicholas
erhob sich ruhig und verschränkte die Arme. Der 45er Colt an seiner Hüfte gab
ihm ein beruhigendes Gefühl. Er grüßte nicht, sondern wartete schlicht ab, bis
Jack Horncastle aus dem Sattel stieg und zu ihm herüberkam. Die anderen Reiter
blieben auf ihren Pferden sitzen.
    »McKeige«,
sagte Jack mit einem knappen Nicken. Nicholas erwiderte nichts und wartete nur
ab. Horncastle lächelte etwa so charmant wie eine Leiche, griff
in seine Westentasche und zog ein Kuvert hervor.
»Hier«, sagte er, »wie abgesprochen.«
    Nicholas
nahm das Päckchen, öffnete es und zählte die Scheine, die sich darin befanden.
»Danke«, meinte er, stopfte das Geld in seine Hemdtasche und kehrte zum Feuer
zurück, um die Forellen aus der Glut zu nehmen.
    »Willst du
uns nicht zum Abendessen einladen?« fragte Jack. Er hielt sich für einen
Witzbold, obwohl er ungefähr so komisch war wie ein paar lange Männerunterhosen.
    »Nein«,
sagte Nicholas ruhig, »das will ich nicht.«
    »Dieser
Captain von der Kavallerie erzählt allen in der Stadt, daß dein Pa noch
zweihundert Rinder mehr nach Fort Duffield schicken wird. Es ist fast, als ob
sie uns eine

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