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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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Gabriels Wissen einige Dinge aus dem Ranchhaus
überlassen konnte.
    Sie trug
ihr Kopftuch und ihre Schürze und war damit beschäftigt, die Spinnweben im
Wohnzimmer ihres neuen Hauses zu entfernen, als sie plötzlich großes Geschrei
auf der Hauptstraße vernahm, die gleich neben ihrem Haus verlief.
    Mr.
Hilditch, der auf einer umgedrehten Obstkiste stand und ein Fenster putzte, war
begeistert. »Sehen Sie, Mrs.
McKeige!« rief er. »Die Postkutsche ist eingetroffen!«
    Das war
tatsächlich ein Ereignis, da die Kutsche nur alle zwei Wochen in Parable
haltmachte und niemand genau wußte, wann sie kam. Aus diesem Grund war Annabel
mit dem Zug in die Hauptstadt gefahren und hatte für Mr. Hilditch, ihre Pferde,
die Kutsche und die Hunde einen separaten Eisenbahnwaggon gemietet. Von Carson
City nach Parable waren sie dann mit ihrer eigenen Kutsche weitergefahren. In
Fort Duffield hatte sie das Glück gehabt, eine militärische Eskorte zu
bekommen, da Captain Sommervale ohnehin nach Parable wollte.
    Annabel
erinnerte sich jetzt, dem Captain früher am Morgen begegnet zu sein, als er auf
dem Weg zur Ranch gewesen war – sie war bisher nur zu beschäftigt gewesen, um
daran zu denken –, und neue Angst um Nicholas erfaßte sie.
    Rasch trat
sie zu Mr. Hilditch an das Fenster.
    Die Kutsche
hatte vor dem Warenhaus gehalten, und ein völlig ungewohnter Lärm – die Rufe des
Kutschers, das Wiehern der Pferde, das Ächzen von Holz und Leder – erfüllte
jetzt die schwüle Sommerluft. Ein paar Sekunden lang schien die ganze Szene in
eine riesige Staubwolke eingehüllt zu sein, und als die Kutsche wieder sichtbar
wurde, begannen die Passagiere auszusteigen.
    In
sprachlosem Entsetzen verfolgte Annabel, wie Jeffrey Braithewait ausstieg und
sich dann umwandte und einer jungen Dame in sehr schlichter Kleidung beim
Aussteigen behilflich war. Als hätte er ihren Blick gespürt, schaute Jeffrey
direkt zu Annabel hinüber.
    Mr.
Hilditch kniff die Augen zusammen. »Ist das da nicht
Braithewait?« fragte er und zerstörte damit ihre flüchtige Hoffnung, sich
getäuscht zu haben.
    Aus purer
Verzweiflung lehnte Annabel für einen Moment die Stirn ans kühle Glas.
    Jeffrey war
ein wohlhabender Londoner mit gesellschaftlichen Verbindungen, von denen andere
nur träumen konnten. Er verehrte Annabel seit langem, schickte ihr Blumen und
kleine Geschenke, die sie postwendend zurückschickte, und Liebesbriefe, die ihr
die Röte in die Wangen trieben. Bei mehr als einer Gelegenheit hatte er ihr
angeboten, Evanwood zu kaufen, damit sie dort einziehen konnte, als seine Frau
oder Geliebte, was immer sie auch vorzog.
    Obwohl es
Annabels größter Wunsch war, eine neue Ehe einzugehen, ein Heim zu gründen und
noch mehr Kinder zu bekommen, hatte sie niemals in Betracht gezogen,
Braithewaits Werbung anzunehmen. Denn trotz seines Charmes, seines Geldes und
seines guten Aussehens war er nichts weiter als ein Abenteurer und ein Halunke
– eine etwas geglücktere Ausgabe ihres eigenen Vaters, Ellery Lathams.
    Annabels
Schock wich sehr schnell Empörung; krachend ließ sie den Besen fallen und
begann mit fliegenden Händen ihre Schürze aufzubinden. Es war bestimmt kein
Zufall, daß Jeffrey – der die meiste Zeit in England oder auf dem Kontinent
verbrachte – hier in Parable, Nevada, erschien. Der Westen war groß, und
Parable war nicht gerade ein berühmter Knotenpunkt. Er war ihr hierher gefolgt,
dieser verdammte ...
    »Mrs.
McKeige«, sagte Hilditch rasch, als sie hinausstürmen wollte, um Jeffrey
fortzuschicken. »Nicht. Wenn es noch so eine Szene gibt wie jene, als wir hier
ankamen, wird niemand hier irgend etwas anderes von Ihnen in Erinnerung
behalten. Das wird es sein, woran sie denken werden, wenn Ihr Name fällt.« Er
hielt inne, um Luft zu holen. »Der Klatsch mag Sie vielleicht nicht stören –
Sie werden ja eines Tages ohnehin nach England zurückkehren –, aber was ist mit
Ihrem Sohn? Dies ist seine Heimat, und es ist anzunehmen, daß er hier auch
heiraten und seine Kinder aufziehen wird.«
    Dies war
eine sehr lange Rede für Mr. Hilditch, und vor allem eine reichlich
unverblümte, aber was er sagte, war vernünftig. Sie hatte genug Skandale
ausgelöst; sie würde abwarten, bis Braithewait sie von selbst aufsuchte, und
dann würde sie ihm ihre Meinung sagen. Ohne Zuschauer.
    »Danke«,
erwiderte sie mit so viel Würde, wie sie aufzubringen vermochte, und band sich
wieder ihre Schürze um.
    Eine knappe
halbe Stunde später erschien Jessie,

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