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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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Falle stellen wollten.«
    Nicholas
biß sich auf die Lippen und blinzelte ein wenig im grellen Schein der
tiefstehenden Sonne, als er zu Horncastle aufschaute. »Nur ein Idiot würde
denselben Trick zweimal versuchen«, sagte er. »Wir werden auf die
Silberlieferung Ende nächster Woche warten.«
    Jack war
nicht besonders intelligent für einen Collegeabsolventen,
und er schien allmählich Angst vor seiner eigenen Courage zu bekommen. »Es
gefällt mir nicht«, sagte er. »Deinen Vater zu berauben, meine ich.«
    Nicholas
schob ein Stück Fisch in den Mund, kaute und spuckte ein paar Gräten aus. »Auch
gut«, erwiderte er. »Du brauchst nicht mitzukommen. Ich kann das auch allein
erledigen.«
    Jack
fluchte. Eine Menge Geld stand auf dem Spiel, und es war offensichtlich, daß er
nicht darauf verzichten wollte. »Verdammt, ich finde bloß, daß es verdächtig
ist«, erklärte er.
    »Wie schon
gesagt«, wiederholte Nicholas, während er ein weiteres Stückchen Fisch
aufspießte. »Ich kann das auch allein erledigen.«
    »Na schön«,
stieß Jack schließlich nach kurzem, ärgerlichem Schweigen hervor. »In Ordnung.
Laß uns wissen, wann du uns brauchst und wo wir dich treffen sollen.«
    Nicholas
musterte Horncastle einen Moment lang schweigend, um ihn noch mehr zu
verunsichern. »Ich lasse dir eine Nachricht zukommen«, sagte er. »Und jetzt
macht, daß ihr fortkommt, bevor euch jemand sieht.«
    Horncastle
zögerte, noch immer unsicher, doch dann wandte er sich auf dem Absatz um,
stürmte zu seinem Pferd und schwang sich in den Sattel. Wie Nicholas war er
praktisch auf dem Pferderücken großgeworden. Wie Nicholas fiel es ihm ausgesprochen
schwer, auf etwas zu warten, was er haben wollte.
    Als Horncastle
und die anderen gegangen waren, nahm Nicholas die Geldscheine aus der
Hemdtasche und steckte sie in die Satteltasche. Dann beendete er sein Essen,
breitete seinen Schlafsack auf dem Boden aus und legte sich hinein, um das
Erscheinen der ersten blassen Sterne am Himmel zu verfolgen.
    Er schlief
ein, bevor ihm bewußt wurde, daß er müde war.
    Es war
stockfinster, als Nicholas erwachte, geweckt vom kalten Stahl einer
Gewehrmündung an seiner Kehle.
    »Mist,
verfluchter«, sagte er.
    Der
Besucher lachte. »Ja, bis zu deinen Augenbrauen, Junge«, sagte er. »Ist noch
etwas von dem Fisch da?«
    Annabel stand sogar noch früher als
normalerweise am nächsten Morgen auf, da sie schlecht geschlafen hatte, so ganz
allein in dem großen Bett, das sie und Gabriel in der Nacht zuvor auf solch
wundervolle Weise geteilt hatten. Die ganze Nacht lang hatte sie an nichts
anderes gedacht als an Gabes sinnliche Liebkosungen, an das Gewicht seines
schweren Körpers auf ihrem und seine zärtliche und doch so machtvolle
Eroberung – alles leere Erinnerungen, nun, da Gabriel in einem anderen Zimmer
schlief, am anderen Ende des langen Ganges, weit entfernt von ihr.
    Doch nur
die Entfernung kann heilen, was mich quält, beschloß sie. Und deshalb befahl sie, sobald sie völlig
sicher sein konnte, daß Gabriel das Haus verlassen hatte, ihren Wagen
anzuspannen, rief ihre treulosen Hunde mit einem ganz und gar nicht damenhaften
Pfiff, und erlaubte dann einem überaus erfreuten Mr. Hilditch, sie nach Parable
zum Warenhaus zu fahren.
    Während der
langen, schlaflosen Stunden der vergangenen
Nacht hatte sie in Gedanken eine Liste erstellt, um sich von Gabriels
Abwesenheit abzulenken – was ziemlich lächerlich war angesichts der Tatsache,
daß sie über ein Jahrzehnt von diesem Mann getrennt gewesen war und wunderbar
geschlafen hatte. Aber so war es eben; Gabriel hatte die alten Leidenschaften
wieder in ihr entfacht, die sie solange quälen würden, bis das Verlangen nach
ihm wieder verblaßte.
    Zumindest
war Annabel auf diese Weise in der Lage, ihre Einkäufe rasch und zügig zu
erledigen – Hammer und Nägel, Farbe, einen Besen, eine Schürze und ein
Kopftuch, Seife, einen Schrubber und einen Eimer, eine Teekanne, einen
Wasserkessel und eine Tüte Tee – und zu guter Letzt noch eine Ausgabe von Sir
Walter Scotts > Lady of the Lake < , die sie beschäftigen würde, wenn sie
mit der Arbeit fertig war.
    Möbel,
Matratzen, Bettwäsche und Teppiche waren in diesem kleinen Laden nicht zu
haben, aber Annabel gab eine Bestellung auf, und man versprach ihr, daß ihre
Einkäufe schon bald per Frachtwaggon von San Francisco kommen würden. Bis dahin
würde sie sich von Jessie borgen, was sie brauchte, und sie war ziemlich
sicher, daß Charlie ihr ohne

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