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Linda Lael Miller

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Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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Fahrt nicht von
der Seite gewichen waren, und beide waren klug genug, sich woanders zu
beschäftigen, Mr. Hilditch mit dem Zelt, und Mr. Braithewait an dem kleinen
Bach in der Nähe des Lagerplatzes.
    Sehnsüchtig
schaute Annabel einen Moment lang zu dem klaren Quellwasser hinüber, obwohl sie
wußte, daß sie unmöglich darin baden konnte, da sie die einzige Frau in einem
Lager voller Männer war. Seufzend wandte sie sich wieder Gabriel zu.
    »Ich hätte
sehr gern Kaffee«, sagte sie leise. »Vorausgesetzt natürlich, daß Charlie ihn
nicht aufgebrüht hat.«
    Gabriel
lachte. »Charlie ist bei Nicholas, du brauchst also keine Angst zu haben.«
    Als Annabel
mit Gabriel durch das Lager ging, war sie so erschöpft, daß sie kaum noch einen
Fuß vor den anderen setzen konnte. Jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte, aber
das hätte sie nicht einmal Petrus an der Himmelspforte eingestanden, wenn dies
ihr Todestag gewesen wäre. Ich will verdammt sein, wenn ich mir vor Gabriel
oder irgendeinem der anderen anmerken lasse, daß dieser aufreibende Tag einfach
zuviel für mich gewesen ist.
    Gabriel
nahm einen der Emaillebecher, die auf einer alten Wagendeichsel standen, die
irgendein Reisender vor langer Zeit zurückgelassen hatte, und ging damit zum
Feuer hinüber. Mühelos, als ob er nicht den geringsten Muskelkater nach einem
langen Tag im Sattel hätte, ging er in die Hocke, nahm einen alten Lappen und
hob die große, rußgeschwärzte Kaffeekanne aus der Glut.
    Der Kaffee,
den er Annabel brachte, die sich inzwischen auf einer umgedrehten Kiste
niedergelassen hatte, war heiß und herrlich aromatisch. Sie konnte nicht
umhin, einen erfreuten kleinen Seufzer auszustoßen, als sie den ersten Schluck
probierte.
    Gabriel zog
sich eine weitere Kiste heran und setzte sich neben sie. »Du kannst immer noch
zur Ranch zurückkehren, Annabel«, sagte er ruhig. »Hilditch wird dich
begleiten, und ich gebe dir noch zwei oder drei andere Männer mit, damit du
sicher heimgelangst.«
    Es war ein
liebevoll vorgebrachtes Angebot, und an Gabriels Ton erkannte Annabel, daß er
ihr helfen wollte, ihr Gesicht zu retten – ganz zu schweigen von ihren
schmerzenden Gliedern. Aber trotz allem konnte sie sich nicht dazu überwinden,
den leichteren Weg zu wählen und einfach umzukehren.
    Zuviel hing
von ihrem bevorstehenden Gespräch mit Captain Sommervale ab.
    »Ich würde
lieber bleiben«, antwortete sie mit leichter Resignation in der Stimme.
    Gabriel
schob seinen Hut zurück und kratzte sich am Kopf. »Na schön«, erwiderte er
seufzend. Er schaute zu ihrem Zelt hinüber, einem rosa und weiß gestreiften
Etwas, das er vor vielen Jahren nach einer Gartenparty in der Scheune
untergebracht und dann vergessen hatte, und schüttelte den Kopf. »Ich rate dir
aber, dich früh zurückzuziehen, denn morgen wird ein langer Tag werden.«
    »Aber wir
werden doch noch vor Sonnenuntergang im Fort eintreffen?«
    Gabriel
zuckte mit den Schultern. »Das kann ich noch nicht sagen. Es hängt ganz davon
ab, wem wir unterwegs begegnen.«
    Annabel
machte große Augen und tat, als wäre sie entsetzt. »Viehdieben, meinst du?«
fragte sie und schlug dann
den Blick nieder. »Aber vor denen würdest du mich doch bestimmt beschützen.«
    Er lachte.
»Mag sein. Und hör auf, dich über mich lustig zu machen. Dies ist keine
Fuchsjagd, wie du sie aus England kennst, Annabel. Tausend verschiedene Dinge
können auf so einem Transport geschehen, und davon sind
neunhundertneunundneunzig schlecht.«
    Sie beugte
sich ein wenig vor und war wieder völlig ernst, als sie jetzt sprach. »Wie was
zum Beispiel?«
    »Stampeden«,
erwiderte Gabriel geduldig. »Abtrünnige Indianer, Gewitter, gebrochene
Wagenachsen oder deichseln, verdorbenes Essen, schlechtes Wasser, Banditen,
verletzte Cowboys, Klapperschlangen, Wölfe ...«
    Annabels
Müdigkeit war plötzlich so überwältigend, daß sie sogar eine leise Übelkeit
verspürte. Aber das schob sie auf ihre monatliche Periode, die sich immer
pünktlich einstellte und nun wieder fällig war. »Wölfe?« wisperte sie. Ihre
kindliche Angst vor diesen Tieren kehrte ganz unverhofft zurück, und voller
Unbehagen schaute sie zum dunklen Horizont hinüber.
    Ihre Hunde
hatten sie in dem Gewimmel von Mensch und Tier gefunden, lagen neben ihr und
kauten Suppenknochen, die der Koch offensichtlich für sie mitgebracht hatte,
Annabel sah die undankbaren Tiere kaum noch; sie hatten begonnen, auf der Ranch
ihr eigenes Leben zu führen.
    »Keine
Angst, Mrs.

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