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Linda Lael Miller

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Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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hatte,
wurden gesattelt. Draußen im Regen saßen sie auf, Gloriana zuerst, mit Hilfe
ihres Mannes, dann Dane. Zusammen ritten sie aus dem Hof und durch das Dorf auf
die großen Tore zu, die gastfreundlich offenstanden, seit Merrymont an seinen
Platz verwiesen worden war.
    Niemand
fragte, wieso sie an einem solch nassen, düsteren Tag ausritten – niemand hätte
das gewagt –, aber viele neugierige Blicke folgten ihnen.
    Als sie die
Straße hinter der Zugbrücke erreichten, ließ Dane sein Pferd im Schritt gehen,
in Richtung Abtei und Kenbrook Hall.
    Sie ritten
an der Abtei und an der Burg vorbei, ohne anzuhalten, und durchquerten den
Wald, der zu den Weiden hinter der alten Burg führte. Dort, im Schutz von
Eichen und Tannenbäumen, saß Dane ab und schaute von diesem natürlichen
Aussichtspunkt auf seine Ländereien herab. Gloriana jedoch blieb auf der Stute
sitzen und streichelte das Tier, als es nervös mit den Hufen scharrte.
    »Manchmal«,
sagte Dane, ohne Gloriana anzusehen, »wünschte ich, ich wäre nie nach England
zurückgekehrt. Mir scheint, als hätte ich hier allen nur Leid und Tod
gebracht.«
    Gloriana
verdrängte ihre Tränen; die Situation erforderte Kraft und keine Schwäche.
»Ich glaube, du bemitleidest dich zu sehr, Dane St. Gregory«, entgegnete sie.
»Du bist der Herr hier, und deine Leute brauchen dich.«
    Erst da
wandte er sich um und sah sie mit einem traurigen Lächeln an. »Was kann ich
ihnen schon geben?« fragte er.
    »Einen
tapferen, gerechten Lehnsherrn«, erwiderte Gloriana ohne Zögern. Während sie
mit einer Hand die Zügel hielt, legte sie die andere auf ihren Bauch. »Und
gesunde Söhne und Töchter, um dein Erbe zu übernehmen, wenn wir nicht mehr
sind.«
    Dane kam zu
Gloriana und schaute zu ihr auf, eine Hand auf ihrem Schenkel. »Ich flehe dich
an, Mylady – verlaß mich nie. Ich bin nichts ohne deinen Rat und deine Liebe.«
    Gloriana
beugte sich vor und legte die Hände auf seine Schultern, doch bevor sie etwas
sagen konnte, stieg eine gräßliche Finsternis vom Boden auf, die sie einhüllte
und erstickte. Ihr Kopf schmerzte, als steckte er zwischen zwei riesigen, sich
drehenden Baumstämmen, und obwohl sie Dane aufschreien hörte und spürte, wie er
sie vom Pferd hob, war sie nicht imstande, ihm zu antworten.
    In den
nächsten Augenblicken schien sich alles miteinander zu vermischen – Osten und
Westen, Norden und Süden, oben und unten, links und rechts –, um sich gleich
darauf in eine nichtssagende, pulsierende Leere zu verwandeln. Es gab kein
Licht darin, der Schmerz war überall, erreichte jeden Winkel des Universums,
drang ein bis in Glorianas Mark und vermischte sich mit ihrem Blut.
    Sie wehrte
sich mit aller Kraft gegen das Phänomen, weil ihr selbst im unerträglichsten
Schmerz bewußt war, was geschehen würde. Aber es war sinnlos. Ihr Schicksal war
entschieden; sie wurde Dane erneut entrissen, und diese Gewißheit war der
ärgste Schmerz von allen.
    Sie kniete
auf weichem, feuchtem Boden, als der furchtbare innere Aufruhr endlich
nachließ, und krallte ihre Finger in das Gras. Als ihr Blick sich klärte, sah
sie einen Mann neben sich knien, und im ersten Moment erfaßte sie die sinnlose,
wilde Hoffnung, doch nicht aus dem dreizehnten Jahrhundert fortgerissen worden
zu sein. Der Mann trug enganliegende Beinkleider und ein Wams, wei che
Lederstiefel und einen Gürtel mit einem Schwert, und sein Haar war lang, selbst
für moderne Zeiten.
    Dann, mit
erschütternder Enttäuschung, begriff Gloriana, daß diese Kleider nicht echt,
sondern nur eine geschickte Nachahmung waren. Seine Art zu sprechen bestätigte
den Verdacht.
    »Alles in
Ordnung mit Ihnen?« fragte er in jenem schnellen, modernen Englisch.
    Gloriana
nickte, obwohl es wahrlich nicht so war, und schaute sich mißtrauisch um. Bunte
Pavillons aus gestreifter Seide ragten wie exotische Blumen aus der Wiese auf,
und Gruppen von Menschen in mittelalterlicher Kleidung schlenderten lächelnd
und plaudernd zwischen ihnen umher.
    »Das ist
ein phantastisches Kostüm, das Sie da anhaben«, sagte der Mann, während er
Glorianas Arm nahm und sie behutsam auf die Beine zog. Einen kurzen Moment lang
erfaßte sie eine geradezu verrückte Erleichterung, weil sie sich nicht
erbrochen hatte – auf den Boden oder auf ihr Kleid.
    »D-danke«,
erwiderte sie und versuchte, sich rasch wieder auf die neue Sprechweise
einzustellen. »Ich ... Es geht mir gut, ich bin nur ein bißchen müde, glaube
ich.«
    Der Mann
führte sie zu

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