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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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Regen, der
siebenhundert Jahre zuvor gefallen war. »Ich war auf eine der Leitern
gestiegen, um ein Buch in ein Regal zurückzustellen, und plötzlich hatte ich
diesen fürchterlichen Kopfschmerz, als ob ich einen Schlag mit einer Keule
erhalten hätte. Ich konnte nichts mehr sehen und stürzte. Als ich wieder zu mir
kam, saß ich auf dem Boden vor der Hütte eines Schäfers.«
    Während des
Rests der Fahrt erzählte Gloriana Lyn all jene Teile ihrer Geschichte, die sie
ihm ohne zu erröten anvertrauen konnte.
    Eine
Hand auf Glorianas
leerem Sattel, die andere in der Mähne ihrer Stute verschränkt, stand Dane
neben dem Tier und weinte leise vor sich hin. Lange Zeit verstrich, bevor er
sich schließlich zusammenriß. Müde fuhr er sich mit der Hand über sein Gesicht.
    Gloriana
war verschwunden.
    Eben hatte
sie noch auf dem Rücken ihrer Stute gesessen, ihm Selbstmitleid vorgeworfen
und ihn an seine Pflichten erinnert, dann hatte sie aufgeschrien wie unter
großen Schmerzen, und er war entsetztgewesen über die plötzliche Blässe ihrer
Haut. Ihr Kopf war kraftlos zurückgesunken, und sie war ohnmächtig vom Pferd
in seine Arme geglitten.
    In seiner
Angst hatte er ihren Namen gerufen, aber sie hatte nichts gehört.
    Unter
heftigen Zuckungen hatte sie auf dem Boden gelegen, aber nur einen Moment, dann
war sie verschwunden, und das einzige, was von ihr zurückblieb, waren ihr Duft
und der Abdruck ihres Körpers in dem weichen, feuchten Gras. Da hatte Dane den
Kopf zurückgeworfen, um einen markerschütternden Schrei der Auflehnung und
des Zorns auszustoßen, wie ein wildes Tier in einer grausamen Falle.
    Sein Schrei
erschreckte die Stute, und wiehernd warf sie den Kopf zurück und scheute. Dane
konnte sie gerade noch einfangen, bevor sie davonjagte, aber das erinnerte ihn
wieder an Gloriana, die vielleicht für immer von ihm gegangen war, und da
verlor er die Beherrschung.
    Erst als er
sich ausgeweint und die gesamte nähere Umgebung abgesucht hatte, in der leeren
Hoffnung, sie zu finden, bestieg er endlich seinen Hengst und ritt in stummer
Verzweiflung zurück nach Hadleigh Castle.
    Gloriana war weder krank noch verletzt, nur
überaus erschöpft, und darum erlaubte sie Marge und Mrs. Bond, sie auszuziehen
und in das vertraute Bett im Gästezimmer zu legen. Lyn untersuchte sie und
verordnete ihr absolute Ruhe, bevor er hinausging und die anderen mitnahm.
    Elaina
hatte Gloriana gewarnt, daß dies geschehen würde, daß sie Dane entrissen und in
ihr eigenes Jahrhundert zurückversetzt würde, und das gleiche hatte Romulus
ihr auf seine eigene, rätselhafte Weise zu verstehen gegeben. Trotz allem
jedoch hatte Gloriana gehofft, daß der Kelch an ihr vorbeigehen möge, und war
deswegen nun halb besinnungslos vor Schmerz. Wäre ihr Kind nicht gewesen, hätte
sie nicht einmal weiterleben wollen.
    In ihrer
Verzweiflung rollte sie sich auf dem Bett zusammen, wie um ihr Kind zu schützen
und das gebrochene Herz, das sie beide am Leben erhielt. Zu erschüttert, um zu
weinen, und zu wütend und verängstigt, um zu beten, lag sie einfach da, tastete
sich von einem Atemzug zum nächsten und wartete, daß ihr gesunder Menschenverstand
zurückkehrte.
    Lyn kam
noch vorher und brachte eine Spritze und einen mit Alkohol befeuchteten
Wattebausch mit.
    »Nur etwas
zum Schlafen«, sagte er mit tränenerstickter Stimme, obwohl seine Augen
trocken waren, als er die Nadel in Glorianas Oberarm stach. »Es wird weder dir
noch deinem Kind schaden, Liebes, also wehr dich nicht dagegen. Laß es einfach
wirken und versuch, zu schlafen.«
    »O bitte,
Lyn«, wisperte Gloriana verzweifelt, »du mußt mir helfen ... Sag, daß du mir
helfen wirst ...«
    Er bückte
sich und küßte ihre Schläfe. »Du weißt, daß du dich auf mich verlassen kannst,
Gloriana.«
    Sie nickte,
denn das wußte sie. Lyn war ihr Freund, der einzige Mensch in der
modernen Welt, der ihre Situation verstand,
und er hätte sie nie im Stich gelassen. Mit diesem beruhigenden Gedanken
überließ sie sich dem Schlaf und ihren wirren Träumen.
    Als
Gloriana viele Stunden später erwachte, durch den nagenden Hunger in ihrem
Magen und den Druck in ihrer Blase, saß Professor Steinbeth in einem Sessel am
Kamin und hielt ein aufgeschlagenes Buch auf seinen Knien.
    Gloriana
eilte ins Bad, und als sie zurückkehrte, noch immer in Lyns Bademantel, in dem
sie geschlafen hatte, ging sie wieder ins Bett und zog die Decken bis ans Kinn.
Sie hoffte, daß niemand ein Gespräch von ihr erwartete, denn

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