Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
Vom Netzwerk:
zurückgelassen
hatten.«
    »Danke«,
erwiderte Gloriam. Sie brauchte natürlich Geld, für sich und das Kind, wenn es
ihr nicht gelang, ein für alle Male den Weg zurück zu Dane zu finden. Wie ironisch
es doch war, daß sie im Mittelalter über ein beträchtliches, eigenes Vermögen
verfügte und in dieser Welt hier praktisch mittellos war.
    »Auf
Wiedersehen dann«, sagte der Professor und ging. Gloriana war begierig, das
Buch zu lesen und die Geheimnisse
zu ergründen, die es barg, aber sie wußte, daß sie sich nicht darauf
konzentrieren würde, bis sie sich beruhigt hatte. Eine weitere Ironie des
Schicksals, dachte sie, als sie aufstand und die Kleider anzog, die Marge oder
Mrs. Bond ihr hingelegt hatten. Als sie in die Küche ging, um etwas zu essen,
stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, daß außer ihr niemand zu Hause war.
    Sie nahm
das Essen aus dem Backofen, probierte es und fand, daß es wohlschmeckend und
nahrhaft war, wenn auch etwas trocken. Aber es war auf jeden Fall besser als
die fetten, ungesunden Mahlzeiten ihres eigenen Jahrhunderts, und sie wußte,
daß sie es vermissen würde – das und die schier unerschöpflichen Vorräte an heißem
Wasser und Wunder der modernen Medizin.
    Nach dem
Essen spülte Gloriana das Geschirr und stellte es an seinen Platz im Schrank
zurück, bevor sie in ihr Zimmer ging und es sich in dem großen Sessel vor dem
Kamin gemütlich machte, um das Buch zu lesen, das Professor Steinbeth ihr
gegeben hatte.
    Es hatte
nicht sehr viele Seiten und war leicht zu lesen für Gloriana. Als sie die
letzte Seite erreichte, kehrte sie noch einmal zur ersten zurück und begann
noch einmal von vorn.
    Die Autorin
nannte ihren Namen nicht, aber das war belanglos für Gloriana, die sich der
seit langem toten Frau sehr nahe fühlte, weil ihre Erlebnisse so ähnlich waren.
    Die > Hexe < war im vierzehnten Jahrhundert geboren worden, wie Professor
Steinbeth schon gesagt hatte. Als Kind war sie zum Studium in die Abtei von
Hadleigh Castle geschickt worden, und eines Tages, als sie durch den Garten
wanderte, von solch furchtbaren Kopfschmerzen befallen worden, daß sie, vom
Schmerz geblendet, auf die Knie gesunken war und sich erbrochen hatte.
    Als ihre
Sicht sich klärte, hatte das kleine Mädchen sich am selben, doch vollkommen
veränderten Ort wiedergefunden, in einer Welt aus Lärm und Hektik. Sie war von
den Behörden in ein Waisenhaus gebracht worden, wo man gut für sie gesorgt
hatte, bis sie von einem Ehepaar
adoptiert wurde, das sie zärtlich geliebt und behütet hatte.
    An dieser
Stelle versetzte es Gloriana einen Stich, weil die Geschichte ihrer eigenen so
ähnlich war, bis auf die Tatsache, daß die Zeitverschiebung bei ihr umgekehrt
verlaufen war. Als die gute Edwenna ihre Mutter geworden war, hatte Gloriana
zum ersten Mal in ihrem Leben wahres Glück erfahren. Was immer aus ihr werden
mochte – sie würde ihrem Schicksal stets dankbar sein, daß es sie der Fürsorge
jener sanften Frau übergeben hatte.
    Gloriana
hatte ihre eigenen Eltern nie vermißt, und selbst jetzt verspürte sie nicht die
geringste Neugier und kein Verlangen, Verbindung zu ihnen aufzunehmen, obwohl
sie sich manchmal fragte, wie sie auf ihr ursprüngliches Verschwinden reagiert
haben mochten. Hatten sie um sie getrauert oder sich gesorgt – oder waren sie
froh gewesen, die Verantwortung für sie losgeworden zu sein?
    Gloriana
legte eine Hand an ihren Bauch, der schon eine leichte Wölbung aufwies, und
schwor sich, daß ihr Sohn oder ihre Tochter niemals Grund haben würde, an ihrer
Liebe zu zweifeln. Aber mit diesem Gedanken erwachte eine neue Furcht in ihr:
Bestünde die Möglichkeit, daß sie, wenn das Baby geboren war, genauso von ihm
getrennt wurde, wie sie Danes Seite entrissen worden war?
    In einem
Anfall von Übelkeit schloß sie die Augen, aber dann zwang sie sich, ihre
Gedanken wieder auf das Buch zu konzentrieren. Die Frau war im zwanzigsten
Jahrhundert aufgewachsen, hatte geheiratet und war nach Amerika gezogen, wo
sie eine Karriere als Lehrerin und Dichterin begonnen hatte. Bei den seltenen
Gelegenheiten, wenn sie nach England zurückgekehrt war, hatte sie vor den
Ruinen der Abtei gestanden und Mut gesammelt, um das Tor zu durchschreiten und
in eine frühere Zeit zurückzukehren. Obwohl sie durchaus glücklich in ihrem
neuen Leben war, hatte sie sich nach den Freundinnen gesehnt, die sie in jenen
geheiligten Mauern gehabt hatte.
    Das
Experiment war jedoch erfolglos; beim ersten Besuch fand sie

Weitere Kostenlose Bücher