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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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nur dichten Wald,
wo die Nonnen hätten leben sollen, und bei ihrem zweiten Ausflug in die Vergangenheit
landete sie im Jahre 1720.
    Danach war
die Frau ins zwanzigste Jahrhundert zurückgekehrt, um ihr Leben
wiederaufzunehmen, und hatte nie mehr versucht, eine Zeitverschiebung zu erlangen.
Sie war zu dem Schluß gekommen, daß ihre Seele, nachdem sie den ihr
angestammten Platz in der Welt gefunden hatte, beschlossen hatte, dort für den
Rest ihrer Tage zu verweilen.
    Obwohl
Gloriana ein bißchen enttäuscht war, daß kein Talisman erwähnt wurde und kein
Zaubertrank, der sie zu Dane zurückversetzen würde, war sie sicher, daß sie
einen Weg gefunden hatte, heimzukehren.
    Sie war
müde, fand aber keinen Schlaf, weil ihr Kopf nur so schwirrte vor gewagten
Plänen. Sie würde ihr eigenes Kleid anziehen, beschloß sie, um kein Aufsehen
zu erregen, wenn sie ihr Ziel erreichte. Sie brauchte nur das bewußte Tor zu
finden, ganz gleich, wie verfallen es auch war, und seine Schwelle zu
überschreiten ...
    Natürlich
gab es keine Garantie dafür, daß sie nicht zur falschen Zeit in der Geschichte
erscheinen würde, wie es der Frau in dem Buch passiert war. Trotzdem mußte sie
es versuchen – etwas in ihr drängte sie dazu; etwas, was nichts mit ihrer Liebe
zu Dane zu tun hatte, aber genauso tief in ihr verwurzelt war. Sie verspürte
eine neue Dringlichkeit, zurückzukehren, weil sie ahnte, daß ihr nie wieder
eine andere Gelegenheit dazu geboten würde.
    Sie ließ
einen goldenen, mit einem Rubin besetzten Ring zurück, den sie getragen hatte,
als sie von Danes Seite gerissen worden war, und nahm dafür verschiedene
Medikamente aus Lyns Arzneischränken mit, ein Buch über erste Hilfe, ein
weiteres über Kräuterheilkunde und eine kleine Summe Bargeld aus einem
Lederkästchen auf Lyns Schreibtisch.
    Sie
hinterließ ihm eine Nachricht, in der sie sich für die notwendigen Diebstähle
entschuldigte und ihrer Hoffnung
Ausdruck verlieh, daß das zurückgelassene Schmuckstück als Entschädigung
genügen würde – in Verbindung mit Professor Steinbeths Scheck, den Lyn für sich
behalten und nach eigenem Gutdünken nutzen solle. Nachdem sie ihm für seine
Hilfe gedankt und viel Glück gewünscht hatte, unterzeichnete sie den kurzen
Brief und verließ das Haus.
    Das Geld,
das sie an sich genommen hatte, reichte gerade für die Busfahrt zu den Ruinen
der Abtei.
    Die Sommersonne
brannte auf Glorianas Schultern, als sie zwischen den eingestürzten Mauern nach
jenem besonderen Ort suchte – er mußte sich in der Nähe von Elainas Hof
befinden – wo sie als Kind die Schwelle überschritten hatte. Im stillen betete
sie die ganze Zeit, daß die Magie noch wirksam war – daß sie ihren angestammten
Platz in der Zeitgeschichte finden und nie wieder gezwungen würde, ihn zu
verlassen.
    Als sie
fand, was vom Tor übriggeblieben war, zögerte sie jedoch, und das Herz klopfte
ihr plötzlich bis zum Hals, weil sie spürte, daß der nächste Schritt endgültig
war. Unwillkürlich schaute sie sich noch einmal nach der Welt um, die sie zu
verlassen hoffte und niemals wiedersehen wollte. Nein, sie wollte hier ganz
gewiß nicht leben, und doch zweifelte sie nicht daran, daß dieser Ort ihr sehr
verlockend erscheinen würde, falls sie ihr Ziel verfehlte und in der falschen
Zeit anlangte.
    Die
Plastiktüte mit den gestohlenen Wundern fest an ihre Brust gepreßt, straffte
Gloriana die Schultern, hob das Kinn und trat über die Schwelle des verfallenen
Tors.
    Nichts
geschah.
    Keine
Kopfschmerzen, keine Dunkelheit, nicht die geringste Veränderung. Die Welt sah
genauso aus wie vorher – ein Flugzeug flog über ihr vorbei, auf der asphaltierten
Straße hinter den verfallenen Außenmauern hupte ein Auto.
    Lange Zeit
stand Gloriana ganz still, um ihre Enttäuschung zu verkraften. Dann erinnerte
sie sich an die Geschichte der Hexe und beschloß, es noch einmal zu ver
suchen. Sie würde einfach dorthin zurückgehen, wo sie begonnen hatte, und noch
einmal das Tor durchschreiten.
    Nach einem
tiefen Atemzug trat sie einen Schritt vor.
    Diesmal
schien die Welt sich auf schwindelerregende Weise um sie zu drehen, aber nur
einen Moment lang. Kein Schmerz, keine schwarze Übelkeit, nur ein heftiger,
innerer Ruck, der ihr den Atem raubte und den Rhythmus ihres Herzschlags
durcheinanderbrachte.
    Die Mauern
ragten hoch und solide um Gloriana auf, und der Himmel verdunkelte sich bereits
mit der Abenddämmerung. Sie hörte die Nonnen in der Kapelle singen –

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