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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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Gloriana durch den Hof in die Burg getragen und dann eine ihr
vertraute Treppe hinauf. Sie und Edward hatten oft hier gespielt, nachdem sie
nach Hadleigh Castle gezogen war. Er war König Arthur gewesen und sie seine
Dame Guinevere.
    Diese
Erinnerung tröstete sie ein wenig, und sie setzte ihren Entführern keinen
Widerstand entgegen. Aber das hieß nicht, daß sie sich ergab – sie wollte
lediglich ihre Kräfte schonen. Um Kenbrooks Pläne, sie für immer loszuwerden,
zu durchkreuzen, würde sie all ihren Mut, ihre Kraft und ihre Klugheit
benötigen.
    Nachdem sie
noch mehr Treppen hinaufgestiegen waren, öffnete sich vor ihnen quietschend
eine mächtige Tür, und Gloriana blinzelte. Das Gemach war hell erleuchtet.
    »Setz sie
vorsichtig hin, du Grobian, oder ich lasse dich auspeitschen, bis du nicht mehr
stehen kannst!« Der scharfe Befehl ließ Glorianas Herz für einen Moment verstummen,
denn es war nicht Kenbrooks, sondern Gareths Stimme.
    Mit großen
Augen starrte Gloriana ihren Schwager an, als einer seiner Männer sie so sachte
und behutsam wie eine kostbare Porzellanfigur auf einen Stuhl setzte. Da sie
allerdings nach wie vor geknebelt war, konnte sie nichts sagen, und das war gut
so, denn die Worte, die ihr in den Sinn kamen, waren äußerst unfein.
    »Geht
jetzt«, sagte Gareth und begann im Schein der einzigen Lampe unruhig auf und ab
zu schreiten. Der Raum, der ihr eben noch so hell erschienen war, wirkte jetzt
beinahe düster.
    Die
Bewaffneten gingen.
    »Gott ist
mein Zeuge«, meinte Gareth schroff, »daß niemand dir
etwas zuleide tun wird. Ich mußte zu diesem Mittel greifen, weil mir keine
andere Wahl blieb.« Dann, endlich, kam er zu ihr, um den Knebel zu entfernen,
und löste die Fesseln an ihren Händen und an den Füßen.
    Gloriana
war zu betroffen, um zu fliehen, zu bestürzt, um zu schreien oder auch nur eine
Erklärung zu verlangen. Sie hatte ihren Zorn auf Kenbrook geschürt und wußte
nun nicht, wie sie sich verhalten sollte, als sie statt dessen Gareth
gegenüberstand. Ihrem Vormund. Ihrem Beschützer. Ihrem Schwager.
    Ihrem
Verräter.
    Er holte
ihr einen Becher Wein.
    Gloriana
nahm ihn mit bebender Hand und trank.
    »Warum?«
fragte sie schließlich. Obwohl sie zitterte und zutiefst erschöpft war, empfand
sie keine Angst mehr.
    »Du wirst
eine Weile hierbleiben«, sagte Gareth sanft, zog sich einen Schemel heran und
setzte sich. »Nur für eine kurze Zeit, Gloriana«, fügte er rasch hinzu, als sie
protestierte. »Es wird dir an nichts fehlen, das verspreche ich dir.«
    »Außer
meiner Freiheit«, sagte Gloriana, und eine Träne rollte über ihre Wange.
    Gareth
schaute sie an, als wollte auch er in Tränen ausbrechen, was recht erstaunlich
war, weil dieser Mann sonst keine Schwäche kannte. Selbst Merrymont, sein ärgster
Feind, hätte sich dafür verbürgt. »Ich kann es nicht erklären«, erwiderte er
rauh. »Ich habe meine Gründe, Gloriana, gute Gründe, und du mußt mir vertrauen.
Nur darum und um nichts anderes bitte ich dich.«
    »Wie kann
ich dir nach all dem noch vertrauen, Gareth?«
    Er seufzte
und erhob sich von seinem Schemel, doch sein Blick blieb unverwandt auf sie
gerichtet. »Ich glaube, du tust es, trotz allem. Weil du weißt, tief in deinem
Innersten, daß du auf Erden keinen treueren Freund besitzt als Gareth St.
Gregory.«
    Das
stimmte, obwohl Gloriana es natürlich niemals zugegeben hätte. Dennoch hegte
sie arge Bedenken und einen Groll, der von Minute zu Minute wuchs. »Warte nur,
bis Lady Elaina davon hört«, drohte sie.
    »Lady
Elaina unterstützt mein Vorhaben«, antwortete Gareth. Und dann durchquerte er
mit klirrenden Sporen den Raum, der zum größten Teil im Dunkeln lag, und Gloriana
hörte, wie er an die Tür klopfte. Die alten Scharniere der mächtigen Eichentür
quietschten wieder, als sie geöffnet wurde. »Gute Nacht, Gloriana«, wünschte
Gareth, ging hinaus und ließ sie allein in ihrer geräumigen Gefängniszelle
zurück.
    Lange Zeit
saß sie nur still im schwachen Schein der Lampe da und versuchte, sich mit der
Erkenntnis abzufinden, daß zwei der Menschen, denen sie am meisten vertraut
hatte, sich gegen sie verschworen, sie entführt und zu einer Gefangenen gemacht
hatten. Das Schlimmste jedoch war, daß sie keine Erklärung dafür fand – es
schien fast, als bliebe ihr nichts anderes übrig, als diese Prüfung zu ertragen
und ihren Peinigern zu vertrauen.
    Nachdem sie
ihren Wein getrunken und sich ein wenig ausgeruht hatte, hob Gloriana die

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