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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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wüsste, würde ich fast denken, ich hätte das nur geträumt.«  
    »Apropos Traum, du könntest ja auch einfach abwarten, was dir dein nächster Sonntagstraum so bringt. Vielleicht ist es ja diesmal kein Stress-Albtraum, sondern irgend so ein Typ mit weißem Bart und wallendem Gewand erscheint auf einem Hügel und ruft dir zu, was du tun sollst. Na ja, kann auch eine Schildkröte sein oder ein Otter. Kommt ganz auf deine Psyche an.«  
    »Ach, Tobi.«  
    »Das war übrigens köstlich, mjam. Danke noch mal.«  
    »Schon gut.«  
    Ich schlinge meine Mahlzeit in mich rein, während er sich zufrieden räkelt und über seinen Bauch streicht.  
    »Ich wünschte, Diana würde mal so fein mit mir essen gehen wie wir heute.«  
    »Wenn ihre Mannequin-Karriere zu Ende ist.«  
    »Bin skeptisch.«  
    Tobi und Diana. Die Schöne und das Junk-Food-Biest. Da haben sich wirklich zwei gefunden. Ich lasse die letzten Pommes stehen.  
    »Komm, Kaffee trinken wir lieber im Valentin.«  
    »Bin dabei.«  
    Wir schieben unsere Tabletts in den Tablettwagen und streben zur Tür.  
    »He, hallo, wenn das mal nicht der Herr Oliver ist.«  
    Ich drehe mich um.  
    »Oh, was für eine Überraschung. Tobi, jetzt lernst du endlich mal einen guten Freund von mir kennen.«  
    »Tag auch. Gero.«  
    »Angenehm, Tobias. Und, kennt ihr euch schon länger?«  
    »Nein, Anton und ich kennen uns schon länger.«  
    Ich weise auf den Knirps, der Gero gegenübersitzt.  
    »Hallo Anton.«  
    »Hallo.«  
    »Anton hat Gero und mich neulich im Heiße-Öfen-Quartett geschlagen.«  
    »Wirklich? Dann bist du reif für das nächste Level, Anton. Mich.«  
    »Anton ist mies drauf heute. Müsst ihr verstehen. Seine verpeilte Mutter hat ihn letzte Woche nach dem Gitarrenunterricht über eine Stunde lang sitzen lassen.«  
    »Oh, nicht nett.«  
    »Kann man wohl sagen.«  
    »Wir sehen uns dann dienstags, wie immer, Anton?«  
    »Ja, ich bin da.«  
    »Wenigstens einer, auf den man sich verlassen kann, was, Anton?«  
    Wir verabschieden uns, aber bevor wir gehen, verabreden Tobi und Anton noch mit Handgesten, dass sie sich unbedingt bald mal zum Kartenspielen treffen müssen. Draußen fegt uns die Sommersonne fast weg. Tobi setzt sofort seine riesige schwarze Plastiksonnenbrille auf. Mir reicht meine Schirmmütze.  
    »Wie alt ist Anton eigentlich?«  
    »Sieben.«  
    »Und der hat dich bei Heiße Öfen geschlagen? Hahaaaaa!«  
    »Du warst nicht dabei.«  
    »Ich muss wohl wirklich mal gegen ihn antreten.«  
    »Übrigens, immer wenn du diese Brille aufhast, habe ich Angst.«  
    »Wieso?«  
    »Soll einen Zeitstrudel geben, der alle Leute mit dieser Brille ins Jahr 1985 zurückbeamt.«  
    »Hat Limahl da noch bei Kajagoogoo gesungen?«  
    »Wirst du dann bald rausfinden.«  
    ***  
    Ich komme in meine Wohnung und stolpere wieder einmal sofort über meine Ordnung. Der Wunsch, dieser wohlsortierten Hölle sofort den Rücken zu kehren, ist wirklich eine tolle Ausrede, um gleich wieder an den Laptop zu gehen und dabei jedem Gedanken daran, dass ich womöglich langsam facebooksüchtig werde, ein lautes »Iwo« ins Gesicht zu schleudern.  
    Nachricht von FranziskaSteinmann.  
    Kannst du mich mal anrufen? Meine Nummer ist 0142-7745263.  
    Gestern Abend hätte mich diese Bitte noch völlig aus dem Gleichgewicht geworfen. Heute ist das anders. Schon allein deswegen, weil mich nichts so wunderbar entspannt wie ein Nachmittag mit Tobi. Außerdem hätte ich Franziska sowieso als Nächstes eine Nachricht geschrieben. Irgendwie habe ich Sehnsucht nach … Hm, oder sollte ich besser sagen … Es ist nämlich so, dass … Jedenfalls, kurz gesagt – ja, ich kann sie anrufen. Der Klickfinger bekommt eine Pause, der Wähldaumen muss ran. 0142-7745263.  
    »Hallo?«  
    »Hallo, hier ist Oliver.«  
    »Ah, hallo! Hör zu, können wir uns treffen? Ich muss dir unbedingt was erzählen.«  
    ***  
    Mir ist, als hätte ich noch gar nicht richtig aufgelegt, aber ich sitze schon wieder im Valentin, und Franziska sitzt mir gegenüber. Sie strahlt mich mit ihren tiefen großen Augen an und redet. Schnell, aber konzentriert. Ein bisschen unheimlich ist mir ihre neue Art ja schon.  
    »Also, meine erste Idee: Real-Life-Pac-Man.«  
    »Äh, ja?«  
    »Du kennst doch Pac-Man.«  
    »Klar, das Computerspiel mit dem niedlichen gelben Monster, das das Labyrinth leerfressen muss und dabei von Geistern gejagt wird.«  
    »Exakt. Und genau

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