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Linksträger: Roman (German Edition)

Linksträger: Roman (German Edition)

Titel: Linksträger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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führt unseren Besuch ins Wohnzimmer. »Kommt doch erst mal rein, ihr seid bestimmt müde von der Fahrt.«
    Unsere Gäste legen ab und lassen sich auf der Couch nieder. Das gibt mir Zeit, den Besamer-Schwanz aus dem Kopf zu bekommen.
    »Seid ihr denn gut durchgekommen?«, frage ich die übliche Floskel, und Nora nickt eifrig.
    »Ja, zum Glück sind wir zeitig losgefahren. Ich habe noch zu Falco gesagt: Falco-Brummelbärchen, du weißt ja, der frühe Fänger vögelt den Wurm.«
    Knaller. Jetzt gibt’s kein Halten mehr, und ich pruste laut los. Vor Lachen schlage ich mir auf die Schenkel.
    Nora schaut mich verstört an. »Was ist, Robert?«
    »Geil, Nora, nicht schlecht. So habe ich den Spruch auch noch nicht gehört.«
    Doch anstatt eines ebenso herzlichen Lachens ernte ich nur weitere verstörte Blicke aus Noras Richtung.
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, es heißt doch richtig: Der frühe Vogel fängt den Wurm und nicht …«
    Meine schwangere Freundin hat sich derweil hinter unserem Gastpaar aus Apolda positioniert und gibt mir Zeichen, jegliche Verbesserungsversuche umgehend einzustellen. Stimmt ja, sie hatte mich im Vorfeld gewarnt, dass Nora solche Zitate gerne mal etwas fälschlich wiedergeben würde. Aber so daneben? Das ist ja fast Kunst.
    Nora schaut mich noch immer aus großen Augen dümmlich an, und ich muss unweigerlich an eine Kuh beim Wiederkäuen denken.
    »Und nicht … wie?«
    »Ach, nichts, Nora. Vergiss es. Ich habe mich vertan.« Ich schaue auf die Uhr. Mein Schlachtplan hält noch eine Überraschung bereit. »So, mein Lieber, dann machen wir Männer uns mal frisch und ziehen los.«
    »Losziehen? Aber wohin denn?«
    »Wir ziehen um die Häuser, Falco. Oder denkst du, du kommst mir so davon? Schließlich müssen wir deinen Junggesellenabschied feiern.«
    »Muss das denn sein? Ich bin eigentlich nicht so ein Feiertyp.«
    »Nix da. Der Abend geht auf mich. Heute kannst du es noch mal krachen lassen. Bald ist das vorbei.«
    Auch ich habe eigentlich keine Lust, vor die Tür zu gehen. Es ist saukalt, und ein fieser Wind pfeift. Aber ich habe mir was überlegt, um Falcos Schlange zum Tanzen zu bringen.
    »Hihihi-Hähähä.« Nora lacht laut auf. »Robert hat recht, Brummelbärchen. Jetzt darfst du noch, bald nicht mehr. Dann würdest du Ärger mit mir bekommen. Denn auf euch Männer muss man achtgeben. Wenn das Kind erst mal in die Grube gefallen ist …«
    »In die Grube?« Erneut lasse ich mich von Nora überrumpeln. »Heißt das nicht Brunnen?«
    »Nein, das, was du meinst, heißt: Das Kind geht so lange zum Brunnen, bis es bricht.«
    In Gedanken stelle ich mir diese Szene bildhaft vor, wie das Kind mehrmals zum Brunnen geht, bis es endlich hineinkotzt. Kurzer Blick zu Jana. Karmaschere. Ich spüre, wie Jana ihrer Cousine am liebsten das dümmliche Hirn samt Herz bei lebendigem Leib aus dem Körper reißen würde. Stattdessen zaubert sie sich aber ein unwirkliches Lächeln in die Wangen.
    »Okay, dann geht ihr zwei mal los. Und wir Frauen quatschen ein wenig über Hochzeitskleider. Bin schon sehr gespannt, was für Ideen du hast, Nora. Wirklich sehr gespannt.«

11 Jamaika im Bahnhofsviertel
    A us weiser Voraussicht haben wir uns ein Taxi genommen. Das Thermometer ist um einige Grad unter null Grad Celsius gefallen und mein Verlangen auf Party gleich mit. Aber ich habe eine Aufgabe zu bewältigen. Das hat Priorität. Und so stehen Falco und ich kurz nach Mitternacht vor dem Pure Platinum. Eine Tabledance-Bar im Bahnhofsviertel. Wollen wir doch mal sehen, wie und ob der Brummelbär auf nackte Frauenkörper reagiert. Vielleicht gibt das schon entscheidende Hinweise auf die sexuelle Orientierung seiner Schlange.
    »Was wollen wir denn hier?«
    Falco rückt seine Nickelbrille zurecht und deutet zur Leuchtschrift über dem Eingangsbereich.
    »Entspann dich. Wir haben einfach noch mal richtig Spaß, bevor du nächste Woche heiratest, okay?«
    Obwohl Brummelbärchen nicht begeistert ist, folgt er mir in die Bar.
    »Meinetwegen.«
    An der Kasse werden wir nicht nur von drei bulligen Türstehern gefilzt, sondern auch um einige Euro erleichtert. Im Pure Platinum wechselt man Euro gegen eine eigene Klubwährung. Ich lege satte dreihundert Euro auf den Tresen. Es ist wie in der Wirtschaft: Um fette Renditen zu erlangen, muss man risikofreudig investieren.
    Wir gehen die Stufen des Pure Platinum hinunter und nehmen auf einer der vielen Ledercouches Platz, die um die Tanzfläche angeordnet sind. Falco ist noch

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