Linksträger: Roman (German Edition)
mo den Freund von Jana vorstellen dun.«
Ein junger Mann, der Falco wie aus dem Klassensprechergesicht geschnitten ähnelt, kommt auf uns zu. Er ist etwas breitschultriger und jünger als Falco und verfügt auch nicht über dessen Betonfrisur, sondern hat sich ganz normal frisiert. Ansonsten ist er aber die exakte Kopie des Playmobilmännchens.
»Hi, ich bin Silvio, der Bruder von Falco.«
»Angenehm, Robert.«
»Sülwiö, wo issen da Rönny un da Meig?«, sächselt sich Peggy an uns vorbei in den hinteren Bereich der Wohnung und winkt zwei weiteren Männern zu. »Ach, isch seh de beeden schon. Kommt ma ranne hier.« Die beiden jungen Männer spuren und stellen sich mir als Falcos Cousin und Kumpel vor. Mir gefällt, wie Peggy die Namen der Schwänze ausspricht, und ich überlege mir für eine Millisekunde, sie auch nur noch in Umlauten zu rufen: Falgö, Rönny, Silvio und der Meig. Die Jungs sind allerdings allesamt richtig nett und darüber hinaus echte Apoldaer Schwänze. Wir reden eine ganz Weile über Fußball und die Nachteile der Ostvereine.
Dann stößt auch Nora zu uns, die mich herzlich begrüßt mit den Worten: »Wurde auch Zeit, dass ihr kommt, hier brennt schon der Bär … Hihihi-Hähähä.« Ich überlege noch kurz, ob sonst nicht eher der Busch brennt und der Bär nicht vielmehr steppt oder wenigstens tanzt als brennt , begnüge mich dann aber mit zwei hochgestreckten Daumen als Zeichen, dass ich den flambierten Bär auch klasse finde. Nora findet das ebenso, daumt mir freudetrunken zurück und zieht das nächste Busenwunder heran.
»Robert, das sind meine Großcousine Susanne und ihre zwei Kinder.«
Susanne ist nicht nur die stolze Trägerin von zwei prallen Brüsten, sondern auch von einer Nase mit noch gewaltigeren Ausmaßen und einem Restgesicht, in dem so gar nichts zusammenpassen will. Im Mittelalter wäre Susanne mit diesem Patchwork-Gesicht mit Sicherheit auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Und auch ihre Kinder haben schönheitstechnisch die Arschkarte gezogen. Leider haben sich bei beiden die Gene der Mutter durchgesetzt und so eine genetische Ohrfeige verteilt. Ihre zwei abgrundtief hässlichen Kinder mit identischer Topffrisur schauen genauso dämlich wie Mutti aus der Wäsche. Aber gut, da ich erstmalig Janas Familie kennenlerne, bin ich auf höflich programmiert und versuche, nett zu sein.
»Hallo, schön dich kennenzulernen, Susanne.« Wir schütteln uns die Hände. Ich glaube, sie mag mich. »Zwei hübsche Jungs, Kompliment.«
Unser gemeinschaftliches Lächeln erlischt schlagartig, und Susanne schüttelt verständnislos den Kopf.
»Zwei hübsche Jungs? Aber das eine ist doch ein Mädchen.«
»Ach ja, jetzt sehe ich es auch.« Ich tätschele dem weniger hässlichen Zwerg den Kopf. Das konnte man aber nun wirklich nicht ohne genetischen Fingerabdruck eines kompletten CSI-Teams erkennen. »Natürlich, ein Mädchen.«
Doch wieder ernte ich Unverständnis, und Susanne deutet auf das weniger hässliche Kind.
»Nein, das ist der Junge, die andere ist das Mädchen.«
»Oh.«
Die Kinder werden von mir weggezogen wie von einem Haufen scharfkantiger Scherben, vor dem man sich in Acht nehmen muss. Auch Jana hat den kleinen Fehlgriff mitbekommen und verdreht genervt die Augen.
Ich zucke entschuldigend mit den Schultern und ahme das pausbackige Gesicht der beiden Kinder nach. Dazu flüstere ich Jana zu: »Wie sollte ich das denn erkennen? Die sehen beide aus wie Aufbackbrötchen.«
»Gib dir bitte Mühe, Robert.«
»Mach ich doch.«
»Hallo, junger Mann …« Schon kommt die Großmutter aller Brüste zielsicher auf mich zu. Sie muss das Wirtstier sein. Die Königsbiene unter den dickbrüstigen Frauen Apoldas. Jedenfalls sind ihre Brüste von so gigantischer Größe, dass sie eigentlich eine eigene Postleitzahl benötigen. Das mausgraue Haar zum Dutt gebunden stellt die Grande Dame der Glockenstadt eine Tupperbox neben mir ab und reicht mir ihr ebenso kaltes wie faltiges Händchen. Dazu fokussiert sie mich deutlich zu lange mit einem starren Blick, der lüstern auf mich wirkt.
Ich versuche, ihm auszuweichen, bleibe aber zwangsläufig mit meinem Blick an ihren markanten Brüsten hängen. Leider bleibt das anscheinend auch ihr nicht verborgen. Die Alterspräsidentin nutzt die Gunst der Stunde und macht mich allen Ernstes an.
»Na, mögen Sie meine Filinchen?«
»Ihre Filinchen?«
Vorsicht, Robert! Hier in Apolda kommt man gerne direkt zum Punkt. Auch wenn die
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