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Linksträger: Roman (German Edition)

Linksträger: Roman (German Edition)

Titel: Linksträger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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Dum-dum-dedumm-dumdedum-dumdedum .
    »Nu, liebe Genössinnen und Genössen, verährdes Braudbaar. Wir haben uns heude hier in aller Freundschaft zusammengefünden …«
    Tante Peggy springt auf und flüstert ihrem Vater etwas zu: »Vadi, das is nisch heude.«
    »Wie, nisch heude? Aber isch dacht, dä Nora un da Falco dun heude heiroden.«
    Da lag der Darth Vader des Gurkenimperiums wohl zeitlich nicht ganz auf Kurs. Und auch der stark sächsische Anstrich seiner Stimme entzaubert die Magie des Lord of Sith etwas. Dennoch scheint die Macht bei ihm sehr stark zu wirken und er der unangefochtene Imperator des Gurken-Todessterns zu sein. Alles hört auf sein röchelndes Kommando. Zudem blockiert er den einzigen Weg zum Klo. Zumindest für meine Sitzreihe. Niemand kann vom Tisch aufstehen, ohne zu fragen, ob der Lord of Sith ihn netterweise rauslassen würde.
    Ich muss an Frau Kuhlig-Semmrau denken und bin mir sicher, dass Darth Karlo sein faltiges Lichtschwert noch immer steil nach oben in der Führerposition platziert. Seine Tochter Peggy setzt ihn wieder auf den Stuhl, und Darth Karlo flüstert ihr etwas ins Ohr. Auch wenn ich es nicht hören kann, reime ich mir die Worte zusammen und muss dabei schmunzeln.
    Peggy, ich bin dein Vater … Dum-dum-dedumm-dumdedum-dumdedum.

25 Schworzwälder Körsch, Zup und Joachim Hasler
    N eben Filinchen wird Kaffee und Kuchen gereicht. Ich sitze immer noch vor den Resten meiner Schwarzwälder Kirschtorte mit ein wenig Sahne, oder wie Peggy sagt: Schworzwölder Köärsch mid ’n wänisch Schlach öben äuf. Da ich keinen Kaffee mag, teile ich mir mit den zahlreichen Kindern der Titten-Cousinen die einzige Flasche 7 Up. Meine Tarntaktik geht relativ solide auf, nur Darth Karlo mustert mich ein ums andere Mal von der Seite. Wie gesagt, die Macht scheint sehr stark bei ihm zu wirken, und er wittert wohl einen Rebellen der Förderation in mir. Zumindest empfinde ich es so. Er scheint ein scharfer Hund zu sein, was man von seinem Cockerspaniel nicht gerade sagen kann. Honecker hat sich gegen die lärmenden Kinder heiser gebellt und liegt nun dösend unter dem Tisch, von wo aus ihm in regelmäßigen Abständen ein paar Sahnebröckchen aus der Hand des Imperators gereicht werden. Honecker schlabbert jedes Mal Opa Karlos Hand genüsslich ab. Das eigentlich Eklige daran ist jedoch, dass Darth Karlo sich die sahneverschmierten Griffel nicht abputzt, sondern es vorzieht, die Sahne-Hunde-Sabber-Reste abzulecken. Ich schaue wohl etwas zu lange zu ihm, denn sogleich deutet er in meine Richtung.
    »Noch Schworzwölder Körsch?«
    Ich bin dank Tante Gerti noch immer in der Sittenstrolch-Position und muss Normalität und Gemeinschaftssinn heucheln. Also sage ich natürlich zu.
    »Sehr gerne, ja.«
    Sowohl Peggy als auch Jana stehen sofort auf, um über den Tisch zu langen und mir aufzutun, doch Opa Karlo lässt sich auch das nicht nehmen.
    »Bäggy, Jana, bleibd nur ruhisch. De Schworzwölder Körsch steht doch hier direkt vor meenem Riescher. Isch du dem jungen Mann grad selber äuf.«
    »Das ist übrigens mein Freund, Opa. Das ist Robert.«
    Opa Karlo schaut mich verdutzt an.
    »Schulldchnsä, wie?«
    »Robert«, wiederhole ich langsam.
    »Roobärd?«
    »Ja, Robert Süßemilch. Angenehm, Herr Gurke.«
    Ich will ihm die Hand reichen. Doch Opi ist bereits wieder nur auf die Torte fixiert.
    Wie Jana bereits erklärte, sieht Karlo nicht mehr so gut und rammt daher den Tortenheber irgendwo in die Mitte des Schwarzwalds. Sogleich teilt sich dieser in zwei ungleiche Stücke. Dann wird der Südanteil der Schwarzwald-Masse großräumig von Opa Karlo angehoben, und es passiert, was passieren musste: Der geteilte Schwarzwald kippt von dem Heber und fällt als Matsch zurück auf den restlichen Kuchen.
    »Ei vorbibbsch«, flucht Opa Karlo und versucht hektisch zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Gerade möchte ich noch sagen, dass mir das nichts ausmacht, als Darth Karlo richtig zupackt. Ausgerechnet mit der Sahne-Hunde-Sabber-Reste-Hand schiebt er den zerbombten Schwarzwald zurück auf den Tortenheber. Nun macht es mir was aus.
    »Isch darf doch grad meeene Fohdn dazü nehmen, ni wahr?!«
    Eigentlich nicht, denke ich, presse aber stattdessen hervor: »Aber ja doch.« Nach gelungener Übergabe des Restbestands des Schwarzwälder Mischwalds leckt sich Darth Sabbergriffel erneut die Hände ab, und ich bin mir sicher, nun ein Sammelsurium von inkontinenten Urinresten, Hundesabber und anderen thüringischen

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