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Linksträger: Roman (German Edition)

Linksträger: Roman (German Edition)

Titel: Linksträger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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behaarten Brüste eines Mannes, die wie zwei kleine Inseln aus der braunen Masse herausragen. Das Gesicht ist mit zwei Gurkenscheiben belegt, und ein Kopfhörer bedeckt die Ohren. Nur die zuckenden Mundwinkel verraten den Wachzustand des Mannes. Er hat von meinem Hereinplatzen bisher noch nichts bemerkt. Das wird er aber gleich. Denn ich habe keine Zeit mehr für eine ausgiebige Vorstellungsrunde.
    Ich spanne meine Muskeln und nehme Anlauf.

36 Prost, Mahlzeit!
    D er Notarzt war sehr nett. Nachdem er mir einige Medikamente gegeben und mir in Aussicht gestellt hat, dass die Sonnenallergie wahrscheinlich keine bleibenden Schäden nach sich ziehen würde, bin ich beruhigt. Nur die Wasserbläschen auf Brust, Rücken und Eichel würden mich noch ein paar Tage begleiten. Im Anschluss entschuldige ich mich noch bei der Hoteldirektion und dem Herrn in der Wanne. Beiden schwöre ich, dass dies keinesfalls ein Spaß war, sondern ein echter Notfall.
    Es ist mittlerweile kurz nach elf, und ich treffe leicht verspätet zum Frühschoppen in der Rennsteig-Bude ein. Schon von außen kann man einen wummernden Bass wahrnehmen, der sich im Innern deutlich verstärkt. Doch das stört hier schon lange niemanden mehr. Auf unzähligen Bierbänken hüpfen Hunderte von volltrunkenen Menschen zum Beat, als sei gerade der Anstich zur Wies’n erfolgt. Maik winkt mir schon von Weitem zu und haut mir dann kräftig auf die Schulter.
    »Mensch, wo warst du denn? Wir warten schon auf dich.«
    Den freundschaftlichen Klaps quittiere ich mit einem schmerzverzerrten Gesicht. »Ich, äh, hatte zu tun.«
    »Alles okay bei dir? Du siehst nicht gut aus. Du bist ganz rot.« Maik fühlt meine Stirn. »Sag mal, hast du Fieber?«
    »Nein, nein. Das sind nur die Spätfolgen von Opa Karlos Kartoffelschnaps. Kein Problem.«
    »Na, Gott sei Dank. Nicht dass du uns jetzt schlappmachst.«
    Wieder folgt ein Schlag auf den Rücken, der schmerzvoll die wassergefüllte Knallfolie meiner Haut platzen lässt. Gequält winde ich mich aus seiner Umklammerung, und wir setzen uns zu einer bereits volltrunkenen Truppe mit an den Tisch. Ihre T-Shirts erklären mir, dass wir es hier mit den Traktorfreunden Zum dicken Kolben e. V. aus Obersuhl zu tun haben. Acht stämmige Burschen Ende dreißig, die mit ebenso beeindruckenden Tirolerhüten wie Bierbäuchen aufwarten. Einige haben sich aus Strohhalmen schon eine an Witzigkeit schwer zu toppende Kinderkrone gebastelt. Maik klatscht in die Hände, als wir uns zu Falco und Silvio setzen.
    »So, ihr Schwänze. Erst mal ’ne Runde Bier, oder? Schließlich warten wir ja jetzt schon fast ’ne Viertelstunde hier.«
    Alle nicken, und ich verstehe die Botschaft.
    »Okay, ich geh dann mal holen.«
    Mir ist es ehrlich gesagt ganz recht, mich etwas zu separieren. Sich mal ordentlich den Kamin zuzukippen finde ich ja absolut löblich, aber das Publikum dazu ist nicht so mein Fall. Aber was soll’s? Es geht hier ja nicht um mich. Nur, wie soll ich in dieser Atmosphäre herausfinden, ob Brummelbärchen schwul ist?
    Ich stoppe vor dem zehn Meter langen Tresen und winke einem der Kellner. Ein kerniger Mann, der so aussieht, als habe er gerade im Hinterhof eine Sau mit einem Handkantenschlag erledigt. Als er vor mir steht, verfestigt sich meine Meinung über ihn: grobschlächtig mit Pranken wie Pizzaschaufeln und Finger wie Fleischwurstkringel.
    »Fünf kleine Bier bitte.«
    »Hammer ni.« Der Mann schüttelt den Kopf.
    »Entschuldigen Sie, ich versteh Sie nicht.«
    »Hammer ni … Oder auf Hochdeutsch: Das führen wir nicht. Wir haben nur die hier.« Er deutet auf eine von vielen Europaletten mit Fünfliterfässchen, die bedrohlich wie eine Bergwand hinter ihm aufragen.
    »Das sind Ihre Biere?«
    »Nu.« Er nickt und verschränkt die Arme vor der Brust.
    Ich kann es nicht fassen. »Fünfliterfässchen? Sie verkaufen hier nur fassweise?«
    »Nu.«
    »Eins muss man euch Thüringern ja lassen. Halbe Sachen macht ihr nicht. Okay, dann nehm ich halt fünf von denen.«
    Ich bezahle und trage die Fässchen nacheinander zu unserem Tisch, wo man mich schon sehnsüchtig erwartet. Die Schwänze kannten die Fässchennummer bereits und grinsen mich breit an. Silvio lässt es sich nicht nehmen und haut mir auf den Rücken. Diesmal breitet sich der Schmerz wellenförmig aus und endet erst in der Wasserblase meiner Eichel.
    »Na, hab ich dir zu viel versprochen, Robert? Hier kann man Spaß haben, was?«

37 Neue Freunde
    G uuuuuuuuut Holz!«, hallt es heroisch

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