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Linna singt

Linna singt

Titel: Linna singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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schlanker sein, sind aber noch weit davon entfernt, dick zu wirken. Vermutlich bewegt er sich zu viel, um jemals Fett anzusetzen. Die Hinterteile der dampfenden Männer kann ich leider nicht begutachten, da sie sich Handtücher um ihre empfindliche Mitte gewickelt haben.
    Ich weiche in das Halbdunkel meines Zimmers zurück; ich möchte nicht von ihnen bemerkt werden, obwohl ich sie zu gerne auch von vorne betrachten würde. Vor allem Falk.
    Erst nachdem ich meine Haare ein weiteres Mal ausführlich gebürstet habe und in meine Boots geschlüpft bin, stoße ich zu den anderen in die Stube. Die Jungs sind inzwischen wieder vollständig bekleidet; nur ihre Haare schimmern noch feucht im flackernden Licht der Gaslampen. Tobi lümmelt auf dem Ofen herum und stopft sich Gummibärchen in den Mund – seine Augen leuchten auf, als er mich sieht –, Falk kniet auf dem Boden, um sich Lunas geschundenen Pfoten zu widmen, während Maggie mit Simon Geschirr spült und Jules seinen Laptop anschaltet. Er scheint in ausgezeichneter Stimmung zu sein und wirkt hoch motiviert, als er sein Kennwort eingibt. Er gefällt mir zwar schon besser als bei meiner Ankunft in Neulußheim, aber wie nur kann er sich derart auf seine Exceltabellen freuen? Oder war sein Tag so schön, dass ihn selbst eine Damenbinden-Kalkulation nicht mehr betrüben kann?
    In der Pfanne auf dem Herd finde ich einen Rest des Bauernfrühstücks, zu dem Maggie mich vor einer halben Stunde aus dem Bett trommeln wollte, doch ich war noch nicht bereit, mich aus meinem Wachkoma zu befreien. Mit einer Hand lasse ich das Gas aufflammen und schiebe die Pfanne darauf, um das Rührei und die Kartoffeln ein zweites Mal zu erhitzen.
    »Das waren übrigens die letzten Eier«, bemerkt Maggie sorgenvoll. »Ich hab keine Ahnung, was wir die nächsten Tage essen sollen.«
    »Sind doch genug Konserven da!«, ruft Tobi von seinem erhöhten Lager herunter und schiebt sich ein weiteres Gummibärchen hinter die Kiemen.
    »Konserven«, brummelt Maggie abfällig. Ich kratze die angekokelten Eier auf einen Teller und setze mich neben Jules an den Tisch. Falk hat von Lunas Pfoten abgelassen und hält seine geröteten Hände gegen den Ofen.
    »Mann, ist das kalt … Bin’s immer noch nich’ gewöhnt. Es is’ einfach zu kalt hier.« Den nächsten Satz spricht er so undeutlich aus, dass ich nicht sagen kann, ob er deutsch oder englisch war, aber ich könnte darauf wetten, dass die Wörter »damn« und »fuck« darin vorkamen. Wenn er wirklich Wärme sucht, müsste er ja wissen, wo er sie findet, denke ich zynisch.
    Simon schüttelt das feuchte Küchenhandtuch aus und bettet es ackurat über das warme Ofenrohr, damit es dort faltenfrei trocknen kann. Wieder frage ich mich, wo sein Lachen geblieben ist. Ich hatte nicht erwartet, dass er sich mit den anderen Jungs in eine Schneeballschlacht stürzt, aber warum hat er nicht gemeinsam mit ihnen gelacht? Simons sonniges Wesen konnte sogar zu einem Problem werden, wenn wir wieder einen unserer vielen melancholischen Songs spielten und er dabei strahlte, als befänden wir uns in einem Schlagerwettbewerb. Es war erfrischend, sein herzliches Lachen, aber eines Abends konnte Maggie sich nicht mehr beherrschen und schnauzte ihn an, er solle endlich sein Dauergrinsen abstellen, es passe nicht zu einem Song mit dem Titel King of Sorrow! Da gäbe es verdammt noch mal nichts zu grinsen! Doch nach Maggies Anschiss mussten wir alle lachen und niemand konnte noch ernst bleiben, bis wir den Titel live spielten und sogar Simon es nur beim sanften Lächeln beließ, statt sich seinem typischen breiten Strahlen zu ergeben. Er hatte Freude beim Spielen, das war es, was ihm das Lachen aufs Gesicht zauberte, ob es nun ein trauriger oder ein fröhlicher Song war. Alles, was für ihn zählte, war, dass wir miteinander musizierten und er seinen Bass zupfen konnte – worin er ähnlich talentiert war wie Maggie an den Keys. Umso mehr wundert es mich, dass er es ihr nicht gleichtat und ebenfalls ein Musikstudium ansteuerte.
    Pling, ertönt es unüberhörbar aus Jules’ Laptop, dann folgt ein zweites, ein Pling jagt das nächste, oh Herr im Himmel, das kann doch nicht wahr sein, dass er hier oben seine Mails abruft. Gleich wird er uns zum Meeting bitten und eine Powerpointpräsentation zum neuen Rundum-Wohlfühl-Nässeschutz vorführen.
    »ne Runde Skat?«, fragt Simon Falk in geschäftsmäßigem Ton, greift sich ein frisches Küchenhandtuch und trocknet sich jeden Finger

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