Lions - Hitze der Nacht
verdammt einfach war, warum hatte sich dann ihr Magen verknotet?
Sie sollte gehen. Sie sollte eine kleine Nachricht schreiben und dankend ablehnen. Das sollte sie. Wirklich.
Ronnie dachte das auch noch, während sie ihre Beine auf seiner Couch ausstreckte und lächelte, als ihr bewusst wurde, dass sie das Glück hatte, ein paar Wiederholungen von CSI zu erwischen.
Brendon rieb sich das Gesicht, lehnte sich zurück und sah seinen Bruder an. Nach drei Stunden und zwei riesigen Sandwiches aus der Hotelküche – er wusste, dass der Kleine in letzter Zeit nichts Vernünftiges zu essen bekommen hatte – wusste er immer noch rein gar nichts.
»Sag mir zumindest, warum du nach all der Zeit in meinem Apartment aufgetaucht bist.«
Mitch zögerte einen Moment und dachte ehrlich über seine Antwort nach. Brendon kannte diesen Gesichtsausdruck. Er wusste, Mitch würde ihm nur gerade so viel Wahrheit erzählen, dass er ihn in Ruhe ließ. Er hatte es selbst oft genug so gemacht. Irgendwann zuckte Mitch die Achseln und nahm noch einen Bissen. »Marissa hat mir auf den Anrufbeantworter gesprochen«, brummelte er mit vollem Mund.
»Ach ja?«
»Ja. Und sie war ziemlich angepisst. Sie gibt mir die Schuld daran, oder?«
»Mach dir ihretwegen keine Sorgen. Also bist du hergekommen, um nach mir zu sehen?«
Mitch verdrehte die Augen. »Wenn du dann besser schlafen kannst, Bruder.«
»Es ist schön zu wissen, dass ich dir nicht egal bin.«
Nachdem Mitch ihm den Mittelfinger gezeigt hatte, machte er sich wieder über sein Steak-Sandwich her. »Also, wer war’s?«
»Die Doogan-Brüder.« Für den Bruchteil einer Sekunde sah Brendon Überraschung im Gesicht seines kleinen Bruders aufblitzen, bevor er sie eilig verbarg. Der Kleine hatte ein Talent dafür.
»Sie haben Petrov vor Weihnachten umgebracht«, fuhr Brendon fort. »Von hinten in den Kopf geschossen.«
»Sie haben Waffen benutzt?« Mitch machte ein angeekeltes Geräusch. »Geschmacklos.«
»Die Doogans eben«, erinnerte ihn Brendon und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Sie wollten das Llewellyn-Rudel. Sie haben Petrov umgebracht. Und mich hätten sie auch fast umgebracht.«
»Ist das mit deinem Gesicht passiert?«
Brendon kicherte. »Ja. Das ist mit meinem Gesicht passiert, aber es verheilt schon.«
»Wo sind sie jetzt? Die Doogans?«
Brendon kannte diesen Blick seines Bruders. Er hatte ihn oft genug bei Marissa gesehen. Er wusste, was der Kleine tun würde, wenn er die Gelegenheit dazu bekam. Zu dumm für ihn, dass er die Gelegenheit nicht bekommen würde.
»Hyänen haben sie gefressen.«
Mitch starrte ihn lange an. Fast eine Minute. Dann sagte er: »Wie bitte?«
»Hyänen haben sie gefressen.« Brendon hob die Hände und ließ sie wieder fallen. »Ungefähr vierzig von ihnen. Haben die drei in Stücke gerissen. Wenn man bedenkt, dass die Mistkerle dabei waren, mir in den Hinterkopf zu schießen, haben sie es irgendwie verdient.«
»Da ist was dran. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie dir ein Haufen Hyänen hilft.«
»Das haben sie auch nicht. Ein wirklich begabter Cop und eine Meute Wölfe haben mir geholfen.«
»Hast du dort die mit den sexy Shorts kennengelernt?«
»Sie ist bei mir geblieben, während ich Fieber hatte. Sie hat mich vor ein paar Typen beschützt. Hat mich aus dem Krankenhaus geholt und bei ihrer Tante versteckt.«
Wieder ging dieser Ausdruck über Mitchs Gesicht, der eindeutig sagte, dass er mehr wusste, als er ausspuckte. Nur dass er diesmal ein bisschen panisch aussah. »Was für Typen?«
»Ich weiß nicht. Weiß. Menschen. Mehr weiß keiner.« Komplett nutzlose Informationen für ein Gericht.
»Du hast nicht … äh … Ich meine …« Er räusperte sich. »Wie schlimm hast du … äh …«
»Sie leben noch, wenn du das wissen willst.«
Mitch nickte und schlürfte sein Bier.
»Jedenfalls ist sie bei mir geblieben, Mann. Sie hat mich nicht hängenlassen. Und sie sieht unglaublich aus in diesen Cowboystiefeln.«
Mitch stellte das Bier ab. »Du magst sie.«
Brendon grinste. Er konnte nicht anders. »Ja. Ich mag sie.«
»Und was sagt dein geliebtes Rudel dazu?« Er konnte nie den Abscheu in seiner Stimme unterdrücken, wenn er das Rudel erwähnte. Genau wie Marissa. Es hätte ihnen gar nicht gepasst, wenn sie gewusst hätten, wie ähnlich sie sich waren.
»Ich war in letzter Zeit nur wegen der Doogans dort. Ich wollte nicht, dass sie in die Nähe meiner Kinder kommen. Aber wir sind schon eine ganze Weile fertig
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