Lions - Hitze der Nacht
Schwester getan hatte. Nur dass Mitch sich im Gegensatz zu seiner Schwester nicht rührte. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Ich und Bren gar nichts. Ich gehe, bevor ich anfange, einen Minivan zu fahren und mir Sorgen übers Schulsystem zu machen.«
»Du kannst ihn nicht einfach verlassen.«
»Tja, und der Himmel weiß, dass ich nicht bleiben kann!« Sie wusste, sie klang hysterisch. Die Leute auf den Straßen von Manhattan starrten sie schon an. Und dabei brauchte es einiges, um deren Aufmerksamkeit zu wecken.
Kopfschüttelnd und peinlich berührt ging Ronnie weiter, dicht gefolgt von Mitch.
»Warum folgst du mir?«
»Ich gehe mit dir. Ich wollte sowieso gerade gehen.«
Ronnie blieb wieder stehen und drehte sich um, sodass Mitch in sie hineinrannte. Hätte er sie nicht festgehalten, sie wäre umgefallen, nachdem sie von all diesen Muskeln abgeprallt war.
Da bemerkte sie die Reisetasche über seiner Schulter. »Du gehst auch.«
Er sah leicht beschämt aus. »Ja. Marissa und ich haben uns gestritten. Sie ist irgendwie davongestürmt und ich … ich dachte, wenn ich …«
»Weglaufe?«
Er kniff seine goldenen Augen zusammen. »Du bleibst ja auch nicht, wie ich sehe.«
Ohne zu antworten, drehte sich Ronnie wieder um und ging weg. Sie wollte nicht darüber sprechen. Sie wollte gehen. Sie wollte weit weg. So weit weg wie möglich.
»Ronnie, warte.« Mitch hielt sie am Arm fest. »Warte bitte. Es tut mir leid.«
»Er liebt dich, Mitch. Du kannst nicht gehen, ohne es ihm zu sagen.«
Mitch kicherte leise. »Dich liebt er auch.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht hören. Ich kann nicht …« Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu winden, doch Mitch ließ sie nicht los.
»Lass es uns durchziehen.« Seine freie Hand legte sich um ihr Kinn, die Finger strichen ihre Wange entlang. Sie kannte diese Bewegung. Er versuchte, sie zu beruhigen. Den jaulenden Hund zu besänftigen, bevor er wieder anfing, die Nachbarn anzubellen.
»Lass uns wieder reingehen«, bot er an, »und reden. Ich spendiere dir eine heiße Schokolade. Wir gehen nirgendwohin, bevor wir geredet haben. Okay?«
Sie wusste, dass sie gehen sollte, aber sie wollte auch nicht, dass Mitch ging. Das wäre Shaw gegenüber nicht fair. »Und du bleibst?«
»Wenn du bleibst.«
Sie konnte Mitch nicht wieder davonlaufen lassen. Shaw würde den Verstand verlieren, wenn sein kleiner Bruder wieder verschwand. »Okay. Aber nur für eine heiße Schokolade.«
Mitch grinste und sah dabei so sehr wie Shaw aus, dass ihr das Herz schmerzte. »Klar. Allerdings könnten wir dir auch noch Schuhe besorgen, bevor du abhaust. Im Dezember ohne Schuhe in New York herumzulaufen … das ist wahrscheinlich keine so gute Idee.«
Er lenkte sie zurück zum Hotel und führte sie durch die Lobby in ein kleines Restaurant, das sich hinter den schillernderen bekannteren Lokalen versteckte. Sie setzten sich, und ein Kellner glitt herbei, um ihre Getränkebestellung aufzunehmen. Als er wieder davongeglitten war, sah Mitch sie stirnrunzelnd an. »Du siehst aus, als wärst du am Erfrieren.«
»Erfrieren? Nein.« Aber ihre Zähne klapperten, als sie sprach.
Mit einem verärgerten Schnauben zog Mitch seine Jacke aus und legte sie Ronnie um die Schultern.
»Sag mir, was passiert ist, Ronnie.«
Sie zuckte unter seiner schweren Lederjacke die Achseln und zog sie enger um sich. »Nichts.«
»Ronnie, er hat dich markiert. Ich rieche seinen Geruch überall an dir.«
Ronnie stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Gesicht in die Hände.
»Wolltest du das nicht?«
»Es wäre nett gewesen, wenn er gefragt hätte.«
»Das stimmt. Aber hätte ein Wolf gefragt? Oder hätte er einfach sein Leben in die Hand genommen und das Beste gehofft?«
Ronnie ließ die Hände auf den Tisch fallen und nahm sie zur Seite, als der Kellner eine riesige Tasse heiße Schokolade vor sie hinstellte. Mit einem genauso riesigen Marshmallow darauf.
»Verstehst du es nicht, Mitch? Jetzt sitze ich in der Falle. Ich muss ihm sagen, wohin ich gehe. Wann ich zurückkomme. Ob ich verhaftet wurde.«
Mitch blinzelte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ähm … wirst du oft verhaftet, Süße?«
»In diesem Land? Eigentlich nicht.«
»Das ist gut zu wissen. Aber hättest du nicht gern jemanden, der dich auf Kaution herausholt, wenn du verhaftet wurdest?«
»Dafür ist meine Meute da. Und denen muss ich nicht ständig sagen, wo ich bin.«
»Stimmt, aber jetzt hast du Bren. Sieh es
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