Lions - Leichte Beute (German Edition)
und als er vorbeirannte, schnappte sie ihn am Bein und zerrte ihn zurück.
Mitch packte den Eber von seiner Seite aus und versuchte, ihn in die richtige Position zu bringen, um ihm das Rückgrat brechen zu können.
Aber der Eber trat aus und traf Sissy mit dem Huf am Kiefer. Weil sie nicht vorhatte, sich in nächster Zeit den Kiefer brechen zu lassen, ließ sie los, und der Eber riss sich von Mitch los. Er rannte den kleinen Hügel hinab und auf den See zu.
Die beiden folgten ihm, und Mitch hatte den Eber wieder geschnappt, bis Sissy zu ihnen aufschloss.
Mitch zerrte den Eber zurück, damit Sissy ihn packen konnte. Doch bevor sie ihn richtig hatte, spritzte plötzlich Wasser aus dem See auf sie, und sie taumelte rückwärts.
Ralph . Sie hatte Ralph völlig vergessen!
Wie zum Henker hatte sie Ralph vergessen können? Wer vergaß schon ein Dreimeterkrokodil, das im See seiner Eltern lebte? Vielleicht lag es daran, dass es schon so lange Teil dieses Sees war.
Ihr extrem dummer Cousin hatte es ursprünglich als süßes kleines Krokodil gekauft, aber als es dann aus dem Schuhkarton unter seinem Bett herausgewachsen war, hatte der Idiot das arme Ding in diesem See abgeladen.
Als Ralph gute anderthalb Meter lang war, hatte die Familie kurz darüber gesprochen, Ralph loszuwerden, aber er war so ein kämpferischer kleiner Kerl, dass keiner von ihnen es übers Herz gebracht hatte, und Daddy hatte sich gedacht, dass er alle, die ihn störten, schon von seinem See fernhalten würde. Das war auch eine gute Haltung gewesen – bis Ralph drei Meter lang war. Dann wurden dieser See und ein guter Teil des umgebenden Grundstücks zu Ralphies Revier.
Natürlich bedeutete das, dass sie sich alle von Ralph fernhielten. Wenn Ralph ihre Beute schnappte, suchten sie sich eine neue.
Das taten logische, klar denkende Raubtiere.
Anscheinend gehörte Mitchell Shaw nicht zu dieser Kategorie.
Als Sissy sich das Wasser aus den Augen gerieben hatte, sah wie, wie Mitch mit dem verfluchten Krokodil Tauziehen spielte. Sie bellte ihn an, aber er schien entschlossen, den blöden Eber nicht aufzugeben.
Sissy bellte weiter und stemmte die Pfoten in Mitchs Seite. Doch der grub nur seine riesigen Pfoten in die weiche Erde am Rand des Sees und machte sich für ein Spielchen bereit, an dem Ralph nur zu gern teilzunehmen schien.
War der Mann wahnsinnig? Hatte die Zeit undercover ihn den Verstand gekostet? Und warum sprach sie schon wieder mit sich selbst?
»Sissy Mae.«
Sissy schaute auf und sah Dee-Ann etwa drei Meter entfernt stehen, mit Kleidern in der Hand.
»Du musst …« Dees Blick wanderte zu Mitch und Ralph hinüber. »Heilige Scheiße.«
Den ganzen Weg über bellend, rannte Sissy zu ihrer Cousine hinüber. Als sie sich verwandelte und anfing, sich die Kleider anzuziehen, die ihre Cousine dabeihatte, wurde ihr Bellen zu Schimpfen.
»Kannst du das fassen? Ich glaube, der Junge ist vollkommen übergeschnappt. Wer zum Geier spielt Tauziehen mit einem Krokodil? Keiner mit einem Funken Verstand im Hirn. So sieht’s aus!« Sie zog die Jeans-Shorts und dann das T-Shirt an. »Ich riskiere alles, um seinen blöden Hintern zu retten, und jetzt muss ich zu seinem großen Bruder gehen und ihm sagen, dass ihn nicht der Auftragskiller erwischt hat – sondern ein Krokodil! Wie soll ich ihm das bitte schön erklären? Und warum zum Henker bist du überhaupt hier?!«
Dee antwortete nicht, sie hatte den Blick unverwandt auf Mitch und Ralph gerichtet.
»Dee-Ann!«
»Schrei nicht so.« Ihre Cousine drehte sich zu ihr um. »Ich wurde hergeschickt, um dich zu holen.« Sie seufzte. »Sie wollen dich in der Stadt sehen.«
Sissy atmete laut und wütend aus. Jetzt? Ihr Bruder wollte sie jetzt sehen? Dann hielt sie einen Moment inne, um darüber nachzudenken. Mistkerl. Es war perfekt. Hätte er sie rausgeworfen, als Mitch noch nicht wieder gehen konnte, hätte die ganze Stadt ihn unter Umständen für einen Riesenarsch gehalten. Jetzt, nachdem er gewartet hatte, bis die Katze wieder mit Krokodilen raufen konnte, würde die ganze Stadt sie mit einer Parade zum Ortsausgang geleiten.
Mistkerl .
»Und zu Hause wartet Besuch auf dich.«
Sissy riss ihren verärgerten Blick von Mitch los und sah ihre Cousine an. »Ach ja?«
Mitch hatte den Eber gut im Griff – der zweifellos schon vor einer ganzen Weile am Blutverlust und seinen inneren Verletzungen gestorben war –, aber das verfluchte Krokodil wollte ihn nicht aufgeben.
Und waren Krokodile
Weitere Kostenlose Bücher