Lions - Wilde Begierde (German Edition)
Gwen.
»Warum?«
»Sieh sie dir in dem Outfit an!« Sie blickten ihr hinterher.
»Okay. Vielleicht hast du recht.« Dann grinste Blayne. »Du bist aber wirklich lieb.«
»Hä?«
»Weil du auf Kristan aufpasst.«
»In diesen Shorts?«, murmelte sie, während sie einen Mann beobachtete, der an dem Eingang vorbeiging, durch den sie gerade gekommen waren, und seinen Blick langsam von Kristan zu Blayne und Gwen schweifen ließ, bevor einer der Türsteher ihn fortwinkte. »Irgendwer muss es tun.«
Sie gingen einen langen Flur entlang, der mit Kürbislaternen, Skeletten und blubbernden Kesseln geschmückt war. Über die Tür, die sie dahinter erreichten, war mit roter Schrift quer »Betreten auf eigene Gefahr« gekritzelt. Als Gwen die Türklinke anfasste, um die Tür zu öffnen, wurde gerade einer ihrer Lieblingssongs aus den Sechzigern, »Denise«, gespielt. Sie und Blayne grinsten sich an und fühlten sich sofort zu Hause. Zumindest, was die Musik betraf. Gwen liebte alles aus den Sechzigern, für Blayne waren es die Fünfziger, auch wenn sie die Ären ihrer Freundschaft zuliebe überlappen ließen.
Sie traten ein, und Gwen bewunderte die Arbeit der Wildhunde, die im Ambiente eher auf die Highschool-Turnhalle setzten als auf das klassische Geisterhaus. Ein besonders netter Touch waren die ganzen herumliegenden »Leichen«.
»Carrie«, platzte Blayne heraus.
»Wer?«
»Nicht wer, was! Das ist die Abschlussballszene aus dem Film Carrie . Siehst du, da drüben? Dort wird eine der Figuren von Wasser aus einem Feuerwehrschlauch umgeworfen. Und das ist Carrie, wie sie mit Blut überschüttet wird, und da drüben ist der Lehrer, der nett zu ihr war und in zwei Hälften geschnitten wird. Genial«, seufzte Blayne.
Gwen musste ihr recht geben. Man konnte eine Menge bekommen, wenn man das nötige Kleingeld hatte, aber Gwen ahnte, dass die Kuznetsov-Meute für diese Art von Details lebte und dass sie – reich oder arm – immer Unterhaltung auf diesem Niveau geschaffen hätten. Sie machten es nicht, um irgendwen zu beeindrucken, sondern für sich selbst und weil sie hochgradige Geeks waren. Gwen bewunderte das.
Schade, dass sie es nicht voll genießen können würde. »Ich suche mal besser meine Mutter.«
»Da ist Mitch.« Blayne zeigte in seine Richtung. Gwen nickte und ging zu dem Tisch hinüber, an dem ihr Bruder saß.
»Nettes Kostüm«, neckte sie.
»Hey, hey! Pass auf, was du sagst!« Mitch warf einen Blick an seiner Verkleidung eines römischen Soldaten hinab. »Ich möchte dich darauf hinweisen, dass ich ein Legionär bin.«
»Ein gewöhnlicher Fußsoldat«, gab sie zurück. »Hättest du dich nicht wenigstens zum Feldherrn oder General machen können?«
»Wie bitte?«, fragte er, als sie sich neben ihn auf den Sitz fallen ließ und Blayne sich ihnen gegenübersetzte. »Glaubst du, ich habe römische Soldatenkostüme in rauen Mengen daheim herumliegen? Das hier habe ich von den Wildhunden. Heute Abend muss laut dem Wildhundgesetz jeder ein Kostüm tragen.« Er musterte seine Schwester von oben bis unten. »Also ziehst du dich mal besser um.«
»Ich bin kostümiert, du Kretin!«
Mitch lehnte sich zurück und sah noch einmal hin. »Wirklich?«
»Weiße Go-go-Stiefel? Siehst du mich so was jeden Tag tragen?«
»Werd nicht gleich schnippisch! Du siehst süß aus. Das Muttermal ist nett.«
»Das ist ein Schönheitsfleck.«
»Von mir aus.«
»Sagst du nicht hallo zu mir?«, fragte Blayne.
Mitch sah sie böse an. »Nein.«
Entschlossen, lieber gleich jetzt ihr Joch auf sich zu nehmen als später, fragte Gwen: »Wo ist Ma?«
Mitch zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht.«
»Was meinst du damit?« Gwen kniete sich auf ihren Stuhl und suchte die Menge ab. »Wo ist sie? Mit wem redet sie? Sie hat noch niemanden in die Enge getrieben, oder?«
»Was tust du da?«
»Ich suche nach unserer Mutter. Warum tust du das nicht?«
»Weil sie nicht hier ist.«
»Was soll das heißen, sie ist nicht hier? Du sagtest, du wüsstest nicht, wo sie ist.«
»Ich weiß nicht, wo sie in eben dieser Sekunde im großen kosmischen Plan des Lebens ist. Aber ich weiß durchaus, dass sie nicht hier ist.«
»Woher weißt du das?«
»Weil ich vor zehn Minuten mit ihr telefoniert habe und sie irgendetwas geschrien hat von wegen sie käme zu spät und die Scheiß-Nachbarskinder klingelten schon an der Tür und dass sie es hasste, den Scheiß-Nachbarskindern Scheiß-Schokolade zu geben, dass sie aber nicht wolle, dass sie ihr
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