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Lippels Traum (German Edition)

Lippels Traum (German Edition)

Titel: Lippels Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Maar
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Steinwurf weit und zogen die Pferde von Prinz Asslam und der Prinzessin mit sich. Der Anführer hatte Lippels Bewachung selbst übernommen und dessen Pferd am Zügel gefasst. Denn der Fremde schien ihm am gefährlichsten zu sein, war er doch völlig unbekannt im Palast und darüber hinaus in seltsame Gewänder gehüllt. (Lippel trug seinen gelben Regenmantel über dem Schlafanzug.)
    So blieb Lippel in der Nähe des Anführers und konnte mithören, was er und die Tante sprachen.
    Die Frau fasste in eine Satteltasche, zog einen Lederbeutel heraus und warf ihn dem Anführer zu.
    »Er ist gefüllt mit Goldstücken. Teile ihn mit den beiden anderen«, sagte sie.
    »Allah schenke Euch ein langes Leben und belohne Euch für Eure Güte«, sagte der Anführer. »Wie soll ich Euch das vergelten? Was fordert Ihr von mir, Gebieterin?«
    »Sorge dafür, dass die Gefangenen nicht zurückkommen werden!«, flüsterte die Tante.
    »Das werde ich tun, Herrin. Ich werde sie über die Grenze schaffen und dort Wachen aufstellen, die sie niemals zurückkommen lassen«, versicherte er eifrig.
    »Du verstehst mich nicht«, sagte sie unwirsch. »Du sollst dafür sorgen, dass sie nie mehr zurückkommen können. Verstehst du: nie mehr! Auch ohne Wachen an der Grenze.«
    Der Anführer der Wache erbleichte. »Meint Ihr, ich soll die drei …« Er wagte das Fürchterliche nicht auszusprechen.
    »So ist es«, sagte sie. »Melde dich bei mir, wenn die Tat ausgeführt ist. Dann wirst du noch einen Beutel wie diesen erhalten. Und rede mit niemandem darüber, wenn dir dein Leben lieb ist!«
    Damit wendete die Frau ihr Pferd und ritt zum Palast zurück.
    Der Anführer blickte forschend zu Lippel hinüber. Er überlegte wohl, wie viel Lippel von dem Gespräch mitbekommen hatte.
    Der schaute betont gleichgültig auf die Mähne seines Pferdes und versuchte möglichst gelangweilt auszusehen. Es war besser, wenn der Anführer nicht ahnte, dass Lippel nun wusste, in welcher Gefahr er und die beiden anderen Kinder schwebten.
    Sie ritten weiter, Stunde um Stunde. Schließlich kam die Karawane zu einer kleinen Oase und die Wächter beschlossen, dort im Schatten einiger Palmen zu rasten.
    Der Anführer löste die Fesseln der drei Verbannten, damit sie von ihren Pferden steigen und an der Wasserstelle trinken konnten. Dann rief er seine Männer zu sich, zog sich mit ihnen zurück und redete leise und heftig auf sie ein.
    Nun konnte Lippel endlich unbelauscht mit seinen Mitgefangenen reden.
    »Wir sind in großer Gefahr«, sagte er leise. »Sie wollen uns töten. Gerade spricht er mit seinen Männern darüber.«
    Prinz Asslam schüttelte heftig den Kopf.
    Prinzessin Hamide sagte: »Du musst dich täuschen! Unser Vater ist manchmal sehr heftig in seiner Wut. Aber er bereut alles, wenn sein Zorn verflogen ist. Ich kenne ihn: Nie würde er befehlen uns zu töten. Ich glaube vielmehr, dass er schon nach kurzer Zeit die Verbannung aufheben und uns zurückholen wird in den Palast. Als die Tante kam, war mein Herz froh, denn ich dachte, sie sei geschickt worden, um uns zurückzuholen. Aber ich habe mich getäuscht und mein Herz ist traurig. Sie hat die Wächter überreden wollen, uns freizugeben. Aber sie haben ihre Herzen nicht erweichen lassen.«
    »Eure Tante hasst Asslam! Sie ist es, die seinen Tod wünscht«, sagte Lippel eindringlich und erzählte, was er beobachtet und gehört hatte.
    Die beiden lauschten erschrocken.
    »Wir müssen fliehen. Wir müssen fliehen, bevor es zu spät ist!«, sagte Hamide, als Lippel alles erzählt hatte.
    Asslam nickte.
    »Aber wie?«, fragte Lippel. »Die Wächter reiten besser als wir. Wie sollen wir entkommen?«
    Alle drei schwiegen, dachten nach und fanden doch keine Lösung. Plötzlich packte der Prinz Lippel heftig am Arm und wies aufgeregt in die Wüste.
    Lippel verstand nicht, was Asslam meinte. Am Horizont war eine kleine dunkle Wolke zu sehen. Ob er die meinte?
    »Meinst du die Wolke?«, fragte Lippel.
    Asslam nickte.
    »Gibt es ein Gewitter?«, fragte er weiter.
    Asslam schüttelte heftig den Kopf.
    »Was dann?«, fragte Lippel.
    Asslam nahm eine Handvoll Sand vom Boden auf, hielt sie Lippel dicht vor die Augen und deutete aufgeregt darauf.
    »Was soll ich mit dem Sand?«, fragte Lippel.
    »Sandsturm! Kommt dort ein Sandsturm?«, sagte Hamide.
    Asslam nickte, zeigte erst auf sich, auf Lippel und Hamide, dann auf die Pferde.
    »Er hat recht. Wenn es eine Gelegenheit zur Flucht gibt, dann während des Sandsturms«, sagte

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