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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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waren Männer nur manchmal für Idioten! Begriffen nicht, daß man einfach nur mal ein bißchen Trost wollte, Papi nimmt einen in den Arm, und danach ist die Welt wieder in Ordnung.
    Ohne daß die Welt wieder in Ordnung war, arbeitete ich verbissen bis zum Essen weiter, schrieb Zeile um Zeile, und als Tom mich rief, war ich immerhin so weit, daß Winnie schon grantig an der Tür stand. Na, bravo.
    An den darauffolgenden Tagen ließ sich die Arbeit etwas besser an. Tom verbrachte Gott sei Dank den Großteil des Tages in seiner Kanzlei, so daß ich zu Hause die nötige Ruhe hatte. Ich schrieb zügiger, das heißt, ich überlegte mir im Schnellverfahren Dialoge und entschied mich einfach für die eine oder andere Variante, ohne hinterher noch lange darüber nachzugrübeln, ob die Alternative nicht doch vielleicht besser gewesen wäre. Ab und zu warf ich einen Blick auf die St.-Pauli-Karte, und irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich Jan doch wieder arrogant fand und an der Richtigkeit meiner Entscheidung zweifelte, mit ihm die U-Bahn-Fahrt anzutreten. Ich hatte sie doch nicht mehr alle, wenn ich mich auf so einen Spinner einließ!
    Einmal ertappte ich mich bei dem Gedanken, Hans anzurufen, um ihn mir für eine schnelle Bettnummer zu organisieren, abereigentlich war es mir viel zu anstrengend, mich für zwei Sekunden Ekstase aus dem Haus zu bewegen, und dann das ganze Theater mit seinem Verliebtsein, was möglicherweise dazu führte, daß er noch tiefschürfende Beziehungsgespräche mit mir führen wollte.
    Also ignorierte ich einfach meine körperlichen Bedürfnisse – Tom kam aus eigentlich unerfindlichen Gründen nicht mehr in Betracht – und schrieb unverdrossen weiter. Ich haßte die Berghusens und die Wittgensteins für das blödsinnige Zeug, das sie daherredeten, und ich liebte sie auch, weil ich wußte, daß ich es nur ihnen zu verdanken hatte, wenn ich eines Tages von meinem Schuldenberg runterkam. Winnies Aufsässigkeit. Und Wittgensteins Dünkel, der ihm eine Liaison zwischen seinem Sohn und Winnie als nicht statthaft erscheinen ließ und der gleichzeitig dazu beitrug, daß das Familiendrama ruhig einige hundert Folgen dauern konnte. Jubel! Was für ein Glück, hier und heute leben zu dürfen! Noch vor zehn Jahren, im Zeitalter der Nichtseifenopern, wäre ich vermutlich früher oder später vor die Hunde gegangen!
    Leider war meine Euphorie nicht von Dauer, denn als ich mit der Überarbeitung der Folge begann, wurde mir regelrecht übel. Und zwar weil die Dialoge im Fernsehen im Vergleich zu meinen immerhin noch ein gewisses Niveau hatten. Es war zum Heulen! Einfach zum Das-Fenster-aufreißen-und-den-ganzen-Kram-auf-die-Straße-Schleudern, und ich sollte am besten gleich hinterherspringen. Gott sei Dank rettete Greta mich vor diesem grausamen Schicksal, indem sie mit der Tür und mit Mäxchen im Schlepptau ins Haus fiel. Wir hatten uns seit ihrer Feier nicht mehr gesprochen.
    »Hallo, Prinzessin!« begrüßte sie mich lachend und küßte mich.
    »Komm rein, du mußt mich erlösen, mach mir ein Kind, von mir aus, aber laß mich nicht weiter diesen Schwachsinn schreiben!«
    »Ich kann dir kein Kind machen«, sagte Greta, als habe sie gerade eine ganz neue Erkenntnis gewonnen.
    »Wie wär’s, wenn du beim nächsten Mal Michas Sperma und eine Spritze mitbringst?«
    »Ich glaube, du hast bessere Gene verdient.« Greta hatte plötzlich einen bitteren Zug um den Mund.
    Ich verfrachtete sie und ihren kleinen Teufel in die Küche, wo ich erstmal die Cappuccinomaschine anwarf. Ich war so unglaublich froh, sie plötzlich in meiner Nähe zu haben, daß ich fast zu weinen anfing.
    Während ich die Milch aufschäumte, erzählte ich ihr von Winnie und wie ihre Mutti immer lamentierend in dem sonnendurchfluteten Loft herumwandelte.
    »Was hast du eigentlich zu meckern? So was zu schreiben ist doch auch lustig und allemal abwechslungsreicher, als jeden Tag Pampers – BOY! – durch die Gegend zu schleppen.«
    »Wenn das Geschäft läuft, können wir uns ja zusammentun«, schlug ich vor und meinte das sogar ernst.
    »Du weißt, daß ich nicht schreiben kann.«
    »Ja, wahrscheinlich hast du recht. Warum solltest du dir auch so einen Unfug ausdenken können? Das schaffen nur wenige Auserwählte.«
    Greta wollte sich halb totlachen. »Apropos Unfug: Hat Jan sich bei dir gemeldet?«
    »Du hast Assoziationen!« Ich konnte nicht verhindern, mir eine gesunde Schlittenfahrt-Röte zuzulegen.
    »Hat er? Micha mußte ihm deine

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