Lisa geht zum Teufel (German Edition)
Noch viel mehr interessierte Lisa aber, was genau sie mit angehört hatte.
»Können Sie sich noch daran erinnern, was Delia und Rafael gesagt haben?«, fragte sie.
Mercedes überlegte einen Moment lang. »Nein, aber eines fand ich merkwürdig. Ihre Stimmen waren so deutlich …«
»Wie meinen Sie das?«, hakte Lisa nach.
»Es klang fast so, als ob sie direkt ins Handy gesprochen hätten, aber das kann gar nicht sein. Andreas muss es auf den Tisch gelegt haben.«
»Sie meinen, nachdem ihm der Ober die Suppe auf die Hose geschüttet hat?«
Mercedes nickte, bevor sie fortfuhr. »Normalerweise hört man Stimmen nicht so deutlich, wenn das Handy sie aus dem Raum auffängt. Doch jetzt, wo ich darüber nachdenke … Es kommt mir fast so vor, als ob ich es hören sollte … Es kann doch kein Zufall gewesen sein, dass die beiden genau in dem Moment darüber sprechen.«
Lisa dämmerte, dass Delia und Rafael ihr diese Information zuspielen wollten. Dies wiederum konnte nichts anderes bedeuten, als dass sie es Andreas heimzahlen wollten. War es möglich, dass sie nicht so ganz freiwillig mitgespielt hatten? Immerhin vorstellbar …
»Ich werd dann wohl gehen. Ich habe Sie schon lange genug mit meinen Problemen belästigt.«
»Ganz und gar nicht«, beschwichtigte Lisa und erntete dafür ein bezauberndes und zugleich dankbares Lächeln.
»Es ist jammerschade. Ich hatte mich so auf das Fest gefreut. Auf die Pferde, den Sherry …«, sagte Mercedes wehmütig.
»Verstehen Sie sich gut mit Felipe?«, fragte Lisa.
»Ich glaube, ich bin seine Traumschwiegertochter«, erwiderte sie und lachte. »Daraus wird jetzt wohl nichts mehr.«
»Haben Sie Lust, mich zu begleiten?«, fragte Lisa spontan.
»Auf das Sherryfest?«
»Felipe hat mir angeboten, all meine Freunde mitzubringen.«
»Und wenn Andreas da ist?«
»Umso besser.«
»Ich weiß nicht, ob ich die Kraft dazu habe«, sagte Mercedes.
»Was soll ich da erst sagen? Ich war mit seinem Vater verheiratet!«
Mercedes lachte. »Lisa geht zum Teufel … So haben Sie Felipe doch genannt, nicht wahr?«, fragte Mercedes mit süffisantem Unterton.
Lisa musste nun auch unwillkürlich lachen. »Und was ist mit Ihnen? Andreas ist sein Sohn …«
»Na gut, dann machen wir uns eben beide auf den Weg in die Hölle«, sagte die junge Frau und reichte Lisa die Hand, die sie ergriff und mit festem Druck den Pakt der beiden »Teufelsbräute« besiegelte.
Andreas hatte das Gefühl, dass ihm jeden Moment der Schädel platzen würde. Gleißendes Licht stach ihm in die Augen, die er sofort schloss, so dass er in ein hellrot leuchtendes Meer tauchte, in dem erst ein heller, dann ein bläulicher Lichtball pulsierte – der Schimmer der untergehenden Sonne, die sich in seine Netzhaut eingestanzt hatte. Dazu diese Schwüle. Das Hemd und die Hose klebten ihm am Körper. Ringsumher ertastete er warmen Sand. Andreas hatte Mühe, sich aufzusetzen. Jede noch so kleine Bewegung verschlimmerte den Kopfschmerz. Ihm dämmerte, dass er am Strand eingeschlafen sein musste. Der Champagner! Sich mit so einem edlen Tropfen an einem heißen Nachmittag zu betrinken war keine besonders gute Idee gewesen. Die Flasche lag noch neben ihm. Jetzt fiel ihm ein, dass er sie mitgenommen hatte, weil er die mitleidigen Blicke der Gäste nicht mehr ertragen hatte. Lieber an einem stillen Plätzchen abseits des touristischen Treibens verweilen, als sich selbst zum Trottel zu machen, der allein an einem für zwei Personen gedeckten Tisch saß und sich betrank. Der durchdringende Klingelton seines Handys war wie ein Messerstich in seine Schläfen. Es war bestimmt Mercedes, die ihn anrief, um ihm zu sagen, dass es ihr leidtat und sie noch einmal in Ruhe miteinander reden sollten. Doch es war sein Vater.
»Wo steckst du? Warum gehst du nicht ran?«, wetterte er gleich los.
»Papaíto. Was ist denn?«, krächzte Andreas mit belegter Stimme.
»Hab ich dich geweckt? Moment … So klingst du nur, wenn du getrunken hast«, sagte er und fügte abfällig hinzu: »Verständlich!«
»Was meinst du?«, fragte Andreas irritiert.
»Ich sage das nur ungern, aber es geschieht dir recht, dass Mercedes dich verlassen hat. Die Frau hat Charakter.«
Das hatte sich ja wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Vielleicht wusste er es von Mercedes selbst. Von wem sonst? Hatte sie ihn angerufen, um für das Sherryfest abzusagen?
»Das sagt der Richtige«, brach es aus Andreas heraus.
»Wie bitte?«, hakte sein Vater angriffslustig nach. »Was
Weitere Kostenlose Bücher