Lisa geht zum Teufel (German Edition)
Reserve.
»Eine richtige Spaßbremse«, rutschte ihr heraus. Unter Claudias mahnendem Blick versuchte Vroni sogleich, das eben Geäußerte abzuschwächen. »So hab ich das nicht gemeint.«
Lisa hatte trotzdem genug. »Doch. Du hast es genau so gemeint. Ich hab auch keine Lust mehr, jeden Tag von einer Shoppingmall in die nächste zu pilgern. Ich brauch diesen ganzen Mist nicht mehr«, brach es aus ihr heraus.
»Ha! Noch vor einem Jahr wärst du so nicht auf ein Fest gegangen«, erwiderte Vroni in Anspielung auf Lisas Verzicht auf die neueste Mode.
»Ich finde, das Kleid steht Lisa gut«, mischte sich nun Mercedes ein.
Vroni schmollte und nuckelte demonstrativ an ihrem Eiskaffee, den Blick dabei auf die Parkanlage gerichtet.
»Findest du das auch, Claudia?«, wandte sich Lisa daraufhin an ihre andere Freundin.
Claudia schluckte und wechselte einen Blick mit ihrem Klammeräffchen, dessen Hand wie gehabt auf ihrer lag. »Na ja. Ich finde, du hast früher mehr aus dir gemacht. Der ganze Stress … Wir verstehen das ja, Lisa.«
Wieder einhelliges Nicken.
»Wisst ihr was?«, sagte Lisa endlich. »Geht doch alleine zum Shoppen. Mercedes und ich nehmen uns ein Taxi.«
Mercedes nickte erleichtert. Und so, wie sich Vronis Miene augenblicklich aufhellte, war Lisa sicher, sich richtig entschieden zu haben.
»Und wann sollen wir nachkommen?«, fragte Alex vorsichtig nach.
»Gar nicht! Ich hab euch eingeladen. Ich lade euch hiermit wieder aus. Und morgen schicke ich euch eine lange E-Mail mit einem Exklusivbericht. Dann habt ihr was zu reden.«
»Lisa!«, empörte sich Claudia.
»Ja?«, fragte sie und blickte funkelnd in die Runde. Dann zückte sie ihren Geldbeutel und legte einen Fünfeuroschein auf den Tisch. »Viel Spaß beim Shoppen«, sagte sie und stand zusammen mit Mercedes auf.
Der Taxistand war keine fünfzig Meter entfernt, und da sich keiner ihrer Freunde aus der Starre des betretenen Kollektivschweigens lösen konnte, fiel Lisa der Abschied alles andere als schwer.
Wie oft hatte sie Rafael angeboten, ihm ein Prepaidhandy zu kaufen, damit sie ihn besser erreichen konnte oder für Notfälle, die bei einem Leben auf der Straße ja nicht auszuschließen waren. Aber nein, dieser sture Kerl hatte sich stets mit Händen und Füßen dagegen gesträubt, ein Relikt aus seiner Zeit als Investmentbanker jemals wieder in die Hand zu nehmen. Aus diesem Grund hatten sich ihre einwöchigen festen Treffen in dem kleinen Restaurant in der Innenstadt eingebürgert. Dazu bedurfte es keinerlei telefonischer Verabredungen. Gelegentlich traf Delia ihn aber auch am Strand an. Man musste nur die Stellen kennen, an denen er sich bevorzugt aufhielt, und nach einem Mann in Begleitung einer Katze suchen. Delia war bereits alle ihr bekannten »Raffi-Plätze« abgelaufen – trotz der Hitze. Keine Spur von ihm. Sie überlegte, ob er vielleicht schon nach Madrid abgereist war. In diesem Fall wäre die Chance, ihn aufzuspüren, gleich null, weil sie nicht wusste, wo man sich als Obdachloser in Madrid für gewöhnlich aufhielt, und es ein Ding der Unmöglichkeit wäre, alle Parkanlagen nach ihm zu durchkämmen. Ihn mit dem versöhnlichen Geschenk für Lisa, dem Wegfall der Strafzahlungen an die Gemeinde, zu beglücken fiel also flach. Eine verpasste Gelegenheit. Es blieb ihr also gar nichts anderes übrig, als Lisa die frohe Kunde nun selbst zu überbringen und darauf zu hoffen, dass sie sie überhaupt empfing. Bis jetzt sah es jedenfalls nicht danach aus. Auch nachdem sie das dritte Mal geklingelt hatte, stand Delia immer noch unverrichteter Dinge vor dem Tor zu Lisas Garten.
»Lisa«, rief sie abermals. Delia war sich sicher, dass Lisa zu Hause war und sie nicht sehen wollte, was sie ihr auch nicht verübeln konnte.
»Delia?«, ertönte es aus dem Garten, aber das war nicht Lisas Stimme.
Delia lugte durch den Zaun und erkannte Yolanda, die ihr das Tor öffnete, nachdem sie die Frage bejaht hatte. »Hallo, Yolanda. Ist Lisa da?«, fragte sie.
»Sie ist nach Jerez gefahren. Zu Felipe.«
Delia konnte kaum glauben, was sie da hörte. Das musste bedeuten, dass Lisa ihr Wohnrecht verkaufen wollte und klein beigegeben hatte.
»Ich muss sie dringend sprechen. Es geht um das Haus.«
Yolanda nickte und taxierte sie eine Weile.
»Ich kenne jemanden beim Gemeindeamt. Es war alles ein Schwindel. Lisa kann ihr Haus behalten. Ich muss ihr das persönlich sagen, bevor sie noch einen Fehler macht.«
Yolanda überlegte immer noch, doch an
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