Lisa geht zum Teufel (German Edition)
augenzwinkernd gegenüber ihren Freunden bezeichnete, angetan hatte, schien sich mit jedem heruntergerissenen Kilometer vergrößert zu haben.
»Sag bloß, du glaubst, dass Felipe sich geändert hat«, sagte Claudia schließlich, bevor sie die Stadtgrenze von Jerez passierten. Lisa bejahte. Und als Alex den Wagen im Zentrum parkte, wollte Claudia erst mal etwas essen. Lisa wäre zwar lieber gleich weiter auf Felipes Hazienda gefahren, musste sich jedoch geschlagen geben.
»Alex ist so schnell gefahren. Wir haben doch noch jede Menge Zeit. Außerdem ist es noch viel zu heiß draußen«, sagte Lisas Freundin.
Heiß war untertrieben. Jerez konnte im Frühsommer zur Backröhre werden. Insofern war es nicht die schlechteste Idee, in einem Café einzukehren, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die alte Festung Alkazar hatte. Die maurische Anlage ließ Lisa an die Märchen aus Tausendundeiner Nacht denken. Jacaranda-Bäume säumten nicht nur das Mauerwerk, sondern dominierten den ganzen Park, der wie ein Meer aus intensiv leuchtenden blauen Blüten aussah.
»Tut das gut«, schwärmte Vroni und trank von ihrem Eiskaffee. Lisa begnügte sich mit einem heißen Pfefferminztee, der den Durst besser löschte und dafür sorgte, dass sie weniger schwitzte. Kein Wunder, dass die Spanier zur Minze »Hierbabuena« sagten, was so viel hieß wie »gutes Kraut«.
»Reicht es nicht, wenn wir erst abends zu Felipe fahren?«, fragte Vroni.
»Also, das finde ich auch«, meinte Claudia und blickte Lisa dabei fragend an.
»Ich würde gerne noch ein bisschen Sherry bei Pepe einkaufen«, fügte Stefan hinzu.
An sich verständlich, doch Vroni spannte den Bogen mit ihrem offensichtlichen Desinteresse an Felipes Einladung dann eindeutig zu weit.
»Es gibt zwei neue Läden in der Innenstadt. Ich hätte Lust, noch ein bisschen zu shoppen. Da ist es wenigstens schön kühl«, schlug sie vor.
Jetzt reichte es aber. Wenn Vroni shoppen ging, wären sie vor acht nicht auf dem Fest. Es wäre nicht nur unhöflich, sondern auch schade, das Tagesprogramm zu verpassen, für das Felipe keine Mühen scheute, wie Lisa sich erinnerte.
»Wir verpassen den Tanz der Pferde«, warf sie ein.
»Also, ich hab das schon hundertmal gesehen. Aber wenn du unbedingt gleich jetzt hinwillst«, sagte Alex und regte Lisa damit nur noch mehr auf. Warum hatten sie ihre Freunde überhaupt begleitet? Nachdem ihr Informationsbedürfnis befriedigt war, gab es jetzt anscheinend nichts mehr, womit man sie locken konnte.
»Felipe würde es als unhöflich ansehen, wenn wir erst abends kommen«, sagte Lisa.
»Seit wann interessierst du dich dafür, was Felipe denkt. Das sind ja ganz neue Töne«, konterte Alex.
»Sie glaubt, dass aus ihm ein Engel geworden ist«, kommentierte Vroni zynisch und setzte noch eins drauf: »Der hat die Operationen des Kleinen doch nur bezahlt, weil er es von der Steuer absetzen kann.«
Lisa spürte schlagartig jenes bereits bei ihrer letzten Begegnung aufkeimende Gefühl der Entfremdung. Der Umgang miteinander war ruppiger geworden, das Interesse an ihr beschränkte sich immer mehr auf das mit ihrer Person verknüpfte Abenteuer. Noch nicht einmal Claudia hatte sich die Mühe gemacht, sich in sie hineinzudenken und zu versuchen, die neue Situation zu verstehen. Lediglich Mercedes schien zu begreifen, was in Lisa vorging.
»Jetzt lass sie doch«, wandte sich Alex in dem Versuch einzulenken an Vroni. »Wir sollten aufs Fest fahren. Wir kommen einfach ein andermal wieder her.«
An Vronis eingeschnappter Miene war jedoch ganz klar abzulesen, dass sie jetzt zum Shoppen gehen wollte.
»Ihr kennt Felipe doch. Dem ist es egal, wann wir kommen«, gab sie fast schon trotzig zurück.
» Mir ist es aber wichtig, nicht zu spät zu kommen«, sagte Lisa.
»Verstehe. Die große Versöhnungsnummer. Also, für so naiv hätte ich dich nicht gehalten, Lisa.«
Dass Vroni sie nun auch noch offen angriff, ging zu weit.
»Naiv?«, fragte Lisa nach und bemerkte, dass sie ihre Stimme erhoben hatte, was die Runde für einen Moment überraschte und für betretenes Schweigen sorgte.
Claudia fasste den Mut, es zu brechen. »Na ja. Ich mache mir schon Sorgen, dass du dir da etwas vormachst. Der ganze Stress der letzten Tage. Du bist ja kaum noch wiederzuerkennen«, sagte sie und erntete einhelliges Nicken, was Lisa nur noch mehr erboste.
»Ach so. Ja, und wie bin ich jetzt?«, fragte sie angriffslustig nach und lockte Vroni damit endgültig aus der
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